Berlin. In dem kleinen thailändischen Restaurant an der Charlottenburger Kantstraße herrscht Trauer und Fassungslosigkeit. Noch immer können die Thailänderinnen und Thailänder, Freunde, Verwandte und Bekannte der Ermordeten, den Tod der Restaurantbesitzerin Siliya R. nicht fassen und nicht begreifen. Kaum zwölf Stunden nach dem grausamen Mord der 61-jährigen Gastronomin in einer Hofdurchfahrt an der Fuggerstraße in Schöneberg ist das Restaurant an der Kantstraße geöffnet.
„Was soll ich sonst machen, außer arbeiten?“, sagt der Sohn der Ermordeten der Berliner Morgenpost. Mehr möchte er nicht sagen. Er setzt sich auf einen Stuhl und eine thailändische Verwandte tröstet ihn. Seine Augen sind von den Tränen der Trauer gerötet. An den Tischen vor dem Restaurant an der vielbefahrenen Straße sitzen an diesem Tag ausschließlich Thailänder. In dem kleinen Restaurant sitzt eine buddhistische Nonne ganz in Weiß gekleidet. Weiß ist eine traditionelle Farbe der Trauer in Thailand, wird aber auch als Buddhas Reinheit interpretiert.
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Trauer in Thai-Restaurant an der Kantstraße
„Wir spenden einander Trost und sind füreinander da“, sagt einer der Gäste. Der Mord an der beliebten und bekannten thailändischen Gastwirtin aus Charlottenburg hat die Berliner Thai-Community in Trauer und Entsetzen gestürzt. Sie war bekannt und beliebt, aber kaum jemand möchte etwas sagen, und wenn, dann anonym.
Wie die Morgenpost erfuhr, hat Siliya R. ihre gastronomische Karriere vor vielen Jahren auf der Thai-Food-Wiese im Preußenpark in Wilmersdorf begonnen. Dort hatte sie selbst zubereitete Speisen verkauft. „Dann hat sie gemeinsam mit ihrem Sohn in einem Thai-Restaurant am Südstern in Kreuzberg gearbeitet, bevor sie sich mit ihrem Restaurant an der Kantstraße selbstständig gemacht hat. Gemeinsam mit ihrem Sohn. Ihre Tochter arbeitet auch dort“, berichtet Bernd Z. (Name von der Redaktion geändert). Er ist mit einer Thailänderin verlobt und kannte die Ermordete seit Jahren. „Siliya hat die besten Thai-Suppen gemacht. Sie war sehr, sehr fleißig und hat sich in Berlin Stück für Stück nach oben gearbeitet. Bis sie es mit ihrem eigenen Restaurant geschafft hat.“
Nachricht vom Tod der Freundin verbreitet sich wie ein Lauffeuer
„Es hat sich heute früh wie ein Lauffeuer verbreitet“, sagt die 43-jährige Anyamanee S. (Name von der Redaktion geändert). „Ich hatte ganz viele Nachrichten auf meinem Handy und ich habe sofort mit meinen Freundinnen telefoniert. Wir werden abends nach der Arbeit mit Blumen zu Siliyas Restaurant gehen und der Familie unser Beileid ausdrücken. Diesen Tod hat sie nicht verdient, sie war eine gute Freundin und überall für ihre Freundlichkeit beliebt.“
In der Nacht zu Freitag wurde sie gegen 0.45 Uhr mit schweren Verletzungen an der Fuggerstraße in einer Hofdurchfahrt zu einem Parkplatz gefunden. Für die 61-Jährige kam jede Hilfe zu spät. Ein eintreffender Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Am Tag nach der Tat zeugt nur noch eine mit Bindemittel abgedeckte und ausgetrocknete große Blutlache von den grausamen Ereignissen.
Der Täter ist noch flüchtig
Aufgrund der Auffindesituation und der Art der Verletzungen geht die Polizei von einem Tötungsdelikt aus, heißt es in einer offiziellen Meldung. Nach internen Informationen könnte es sich um eine oder mehrere Stichverletzungen im Bereich des Halses handeln, vermutlich mit einem scharfen Gegenstand. Neben der Frau lag eine blutverschmierte Tasche. Der offizielle Befund der Obduktion, die noch am Freitag durchgeführt werden sollte, stand noch aus. Der Täter soll noch flüchtig sein. Die 5. Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.
In der Thai-Community sehen viele den Lebensgefährten der Ermordeten als möglichen Verdächtigen. „Das ist ein böser und aggressiver Mann“, sagen zwei Freundinnen der Toten. „Er hat sie immer wieder geschlagen und auch gewürgt. Wir wollten ihn nicht bei uns haben, er hat nicht dazu gehört.“ Bernd Z. sagt der Morgenpost, dass sich Siliya R. bereits lange von ihrem Freund getrennt hatte, er ihr aber immer noch nachgestellt und aufgelauert haben soll. Dagegen soll sie bei der Polizei bereits eine Verfügung beantragt haben, dass sich der Mann ihr nicht mehr nähern durfte. „Daran hat er sich aber nicht gehalten“, sagt Z. „Erst vor ein paar Tagen habe ich ihn auf der Kantstraße in der Nähe des Restaurants gesehen, als ich dort in einem Asia-Supermarkt einkaufen war.“
Unterdessen ist nach der Tötung einer Seniorin in Berlin-Köpenick ein 62-Jähriger in Bayern festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem heimtückischen Mord aus, teilte ein Sprecher am Freitag mit. Das Amtsgericht habe einen entsprechenden Haftbefehl erlassen. Der Mann befinde sich nun in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Sprechers handelt es sich um einen Nachbarn des 85 Jahre alten Opfers.
Gegen den Mann wird laut Staatsanwaltschaft auch wegen Körperverletzung ermittelt. Bevor der Beschuldigte die 85-Jährige am Mittwoch in ihrem Haus erdrosselt haben soll, soll er seine 88 Jahre alte Partnerin gewürgt haben. Hintergrund soll ein Streit zwischen dem Paar gewesen sein, weil die 88-Jährige eine Textnachricht der 85-Jährigen auf dem Handy des Mannes gefunden hatte.