Berlin . Bewaffnete scheiterten bei dem Versuch, in eine Volksbank-Filiale einzudringen. Es ist der dritte Fall, bei dem ein Audi auffiel.
Bei einem in der Nacht zu Mittwoch (5. August) in Britz ausgebrannten Audi S6 Avant handelt es sich laut Polizei nach aktuellem Ermittlungsstand um das Fluchtfahrzeug der Bankräuber, die am Dienstag eine Filiale der Berliner Volksbank in Wilmersdorf überfallen haben. An dem Fahrzeug wurden gestohlene Kennzeichen gefunden.
Anwohner einer Kleingartenanlage hörten am Breitunger Weg gegen 1.25 Uhr einen lauten Knall und entdeckten den in Flammen stehenden Audi. Als die Feuerwehr eintraf, stand der Innenraum vollständig in Flammen. Die Einsatzkräfte löschten schnell, der Wagen brannte aber komplett aus.
Bereits bei zwei weiteren Überfällen war in den vergangenen Wochen ein Audi als Fluchtfahrzeug genutzt worden. Ob es sich in allen drei Fällen um denselben Audi handelt, werde nun geprüft, sagte eine Polizeisprecherin der Berliner Morgenpost. „Aus Erfahrung solcher Taten, ist es häufig so, dass Täter hochmotorisierte und dunkle Fahrzeuge nutzen“, sagte die Sprecherin. Über die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) lässt sich herausfinden, auf wen der Audi zugelassen ist.
Dem Vernehmen nach prüfen die Ermittler auch Zusammenhänge mit der Clan-Kriminalität. Unweit des Fundorts des ausgebrannten Fluchtfahrzeugs leben mehrere Mitglieder einer bekannten Großfamilie. Außerdem sucht die Polizei nach Zeugen.
Die Kriminalpolizei fragt:
- Wem ist der VW-Pritschenwagen im Vorfeld der Tat aufgefallen? Wer hat in den vergangenen Monaten einen entsprechenden Umbau an dem Fahrzeug beobachtet?
- Wem ist am 4.August 2020 in der Zeit zwischen 9 Uhr und 10 Uhr der dunkle AUDI S6 Avant in der Nothaltebucht zwischen der Auffahrt Innsbrucker Platz und der Abfahrt Detmolder Straße aufgefallen? Sind möglicherweise Aufnahmen von einer sog. Dashcam durch vorbeifahrende Fahrzeuge gefertigt worden?
- Wem sind Personen aufgefallen, die im Breitunger Weg 46, 12349 Berlin-Britz, das Fluchtfahrzeug in Brand gesetzt haben?
Sachdienliche Hinweise nimmt das 1. Raubkommissariat beim Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 030 4664 944113 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Täter scheitern bei Bankraub - Flucht ohne Beute
Am Tag vor dem Fund des brennenden Audi hatten vier Täter versucht, die Volksbank an der Detmolder Straße Ecke Bundesplatz auszurauben. Bereits im Juni war vor dieser Filiale in Wilmersdorf ein Geldtransporter überfallen worden. Diesmal war nun die Bank selbst Ziel der Räuber, die etwa zur selben Uhrzeit zuschlugen wie bei er ersten Tat.
Gegen 9.30 Uhr versuchten die Täter, mit einem VW T5-Pritschenwagen, auf dessen Ladefläche eine Stahlkonstruktion zum Rammen montiert war, sich gewaltsam einen Weg in das Bankgebäude zu verschaffen, indem sie in ein zum Hof gelegenes Fenster fuhren. Als ein 42 Jahre alter Wachmann auftauchte, griffen sie an, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz. „Dabei kam es zu mehreren Schüssen.“ Der Mitarbeiter wurde durch die Kugeln schwer verletzt – zum Glück nicht lebensgefährlich. Er wurde von einem Notarzt versorgt und dann von der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht.
Feuerwehr wegen brennendem Auto alarmiert
Die Feuerwehr war kurz nach dem Vorfall um 9.37 Uhr alarmiert worden, weil auf dem Hof der Bank ein Auto brannte. Dabei habe es sich um das Fahrzeug gehandelt, mit dem die Täter vorgefahren sein, so Cablitz. Sie hätten es angezündet, um Spuren zu verwischen. „Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte war der Brand bereits durch Kollegen der Berliner Polizei gelöscht“, sagte Feuerwehrsprecher Dennis Passlack. Man sei mit bis zu 20 Kräften im Einsatz gewesen und habe den Ort des Geschehens gegen elf Uhr der Polizei übergeben, die mit dann den Ermittlungen begann.
Banküberfall in Berlin-Wilmersdorf: Vier maskierte Täter flohen in unbekannte Richtung
Nach der Tat flüchteten die vier Täter über den Hof des Gebäudes und über die dahinterliegende Böschung auf die A100. Hier befindet sich eine Nothaltebucht zwischen der Auffahrt Innsbrucker Platz und der Abfahrt Detmolder Straße, wo ein fünfter Täter mit einem Fluchtwagen - einen schwarzen AUDI S6 Avant (Kombi) - wartete. Mit dem Auto setzten sie ihre Flucht in Richtung Norden fort.

Die parallel zur Autobahn verlaufende Detmolder Straße, an der die Volksbank-Filiale liegt, wurde über Stunden zwischen dem Bundesplatz und Blissestraße abgesperrt. Polizisten bezogen teils mit Maschinenpistolen vor dem rot-weißen Absperrbändern Position. Auch die über den Bundesplatz führende Bundesallee wurde in südlicher Richtung zeitweise gesperrt. In die Gegenrichtung konnte der Verkehr aber wie gewohnt passieren. Autofahrern empfahl die Polizei, den Bereich weiträumig zu umfahren.
Fußgänger wurden nur durchgelassen, wenn sie im abgesperrten Bereich wohnten oder arbeiteten. Dann wurden sie allerdings von Polizisten zu ihrem Ziel begleitet. Vor Ort wurden Zeugen vernommen, und Mitarbeiter der Kriminaltechnik sicherten um die Bank Spuren. Die Ermittler - insgesamt waren laut Polizei 150 Einsatzkräfte vor Ort - versuchten außerdem, sich mit Hilfe einer Drohne ein Bild aus der Luft zu verschaffen. Auch das Fahrzeug auf dem Hof wurde untersucht.
Einen Tag nach dem versuchten Banküberfall wurde die A100 in beiden Richtungen zwischen Wexstraße und Detmolder Straße für polizeiliche Maßnahmen einige Stunden gesperrt. Nach dpa-Informationen wurden Personenspürhunde eingesetzt, sogenannte Mantrailer. (mit kr/seg/mime/jp)