Hardenbergplatz

SUV-Unfall: Polizei geht Verdacht auf Autorennen nach

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Philipp Siebert, Andreas Gandzior und Tobias Köberlein
Das Auto fuhr am Hardenbergplatz in eine Menschengruppe.

Das Auto fuhr am Hardenbergplatz in eine Menschengruppe.

Foto: dpa/Paul Zinken

Bei dem Unfall am Bahnhof Zoo wurden sechs Personen verletzt. Der Fahrer soll keinen Führerschein besitzen und den SUV gestohlen haben.

  • Ein Autofahrer ist am Sonntag am Hardenbergplatz (Charlottenburg) von der Straße abgekommen und in eine Gruppe von Menschen gefahren.
  • Es wurden sechs Personen verletzt, darunter drei Obdachlose.
  • Es gibt keine Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation.
  • Polizei geht Verdacht eines illegalen Autorennens nach. Fahrer hatte keine Fahrerlaubnis.
  • Wagen soll gestohlen worden sein.
  • Ein Atemalkoholtest ergab etwa 0,7 Promille.

Berlin. Der Fahrer des SUV, der am Sonntag bei einem Unfall auf dem Charlottenburger Hardenbergplatz sechs Menschen verletzte, hat nach Angaben der Polizei keinen Führerschein. Gegen den 24-Jährigen werde nicht nur wegen des Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung, sondern auch wegen eines illegalen Straßenrennens, Fahrens unter Alkoholeinfluss und ohne Fahrerlaubnis sowie Fahrzeugdiebstahls ermittelt, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Wie der RBB berichtete, soll Refail A. den Schlüssel für das Dienstfahrzeug einer estnischen Firma aus der Wohnung seiner ehemaligen Freundin gestohlen haben, mit der er sich zuvor heftig gestritten haben soll. Das wiederum bestätigte die Polizei nicht. Refail A. war zunächst festgenommen worden, kam aber bereits am Sonntag wieder auf freien Fuß. Er hat laut Polizei eine feste Adresse außerhalb Berlins.

Schwerer Unfall am Hardenbergplatz: Sechs Verletzte

Der Kosovare war gegen 7.20 Uhr mit überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen und auf den Vorplatz des Bahnhofs Zoo gerast. Drei Obdachlose wurden bei dem Unfall schwer und drei weitere Menschen leicht verletzt. Refail A., bei dem ein Atemalkoholwert von 0,7 Promille festgestellt wurde, blieb unversehrt. Einer der Obdachlosen wurde unter dem Geländewagen eingeklemmt und schwebte in Lebensgefahr. Man habe keine neuen Erkenntnisse über den Gesundheitszustand des Mannes, hieß es von der Polizei am Dienstag.

Einer der Schwerverletzten, ein 32-Jähriger, konnte bereits am Sonntag identifiziert werden. Seit Dienstag ist auch die Identität eines zweiten Unfallopfers, eines 44-Jährigen, bekannt. Wer der Mann ist, der wegen seiner lebensgefährlichen Verletzungen wiederbelebt und mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden musste, bleibt weiter unklar. Er sei nicht ansprechbar, so der Polizeisprecher.

Zwei 38- und 57-jährige Frauen sowie ein 57 Jahre alter Mann erlitten nur leichte Verletzungen und konnten noch am Sonntag wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. 17 Zeugen, die das schreckliche Geschehen mit ansahen, mussten danach von Seelsorgern der Feuerwehr betreut werden.

Zeugen berichten: Autofahrer soll zu schnell gefahren sein

Am Sonntagmorgen war der 24-Jährige von der Straße abgekommen und in eine Gruppe von Menschen gefahren. Zeugen hatten laut Polizei beobachtet, dass Refail A. deutlich zu schnell unterwegs gewesen sei. Darauf deuteten auch die Spuren am Unfallort hin. Zum Stehen kam der Wagen schließlich an einem Briefkasten - die Wucht des Aufpralls riss diesen aus der Verankerung.

Bislang gebe es keine Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation, hieß es bei der Polizei. Auf einen Anschlag habe nichts hingedeutet. Auch habe Refail A. nicht vom Unfallort flüchten wollte, sagte ein Polizeisprecher. Es lägen ferner keine Hinweise vor, dass er in suizidaler Absicht mit dem Wagen in die Gruppe gefahren sei.

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann zeigt sich betroffen

Charlottenburg-Wilmersdorfs Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) zeigte sich angesichts des schweren Unfalls auf dem Hardenbergplatz betroffen und zugleich erleichtert, dass es sich Polizeiinformationen zufolge nicht um einen Anschlag handelt. Unwillkürlich käme sofort die Erinnerung an den Anschlag vom 19. Dezember 2016 auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche auf. "Meine Gedanken und guten Wünsche sind bei den zum Teil schwer Verletzten des Unfalls", erklärte Naumann.