Berlin. Mehrere Schlägereien innerhalb kurzer Zeit im Umfeld der Neuköllner Fuldastraße versetzen die Berliner Sicherheitsbehörden in Alarmbereitschaft. Denn die Auseinandersetzungen haben Sprengkraft – auch weil es im Hintergrund zum Teil um Clan-Fehden geht. Szenekenner sagten der Berliner Morgenpost, dass sogenannte Friedensrichter längst die Lage sondieren würden, um zu verhindern, dass die Streitigkeiten weiter eskalieren.
Wie die Polizei mitteilte, lieferten sich am am Nachmittag des 27. August 2019 etwa 40 bis 50 Personen eine Massenschlägerei. Mehrere Personen wurden dabei verletzt, 60 Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort.
Videos, die der Morgenpost vorliegen, zeigen Szenen des Gewaltausbruchs. Zu sehen ist, wie mehrere Männer aufeinander losgehen. Zwei von ihnen reißen Verkehrsschilder aus den Verankerungen und schlagen damit auf ihre Kontrahenten ein. Ein Mann hat eine Machete in der Hand. Eines der Videos sehen sie oben.
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Massenschlägerei in Neukölln: Berliner Polizei musste Straße sperren
Es gab mehrere Verletzte. Ein 22-Jähriger zog sich Kopf-, Arm- sowie Rumpfverletzungen zu. Ein 36-Jähriger erlitt Kopf- und Beinverletzungen. Ein 28-Jähriger klagte über Augenreizungen, und ein 13 Jahre alter Junge erlitt eine Kopfverletzung. Die Männer und der Junge wurden ambulant behandelt.
Die genauen Hintergründe der gewaltsamen Auseinandersetzung sind allerdings noch unklar. Nach Informationen der Berliner Morgenpost soll dieser Streit aber nicht mit dem 14 Tage zuvor zusammenhängen. Dieses Mal waren Syrer und Libanesen aneinander geraden. Zumindest unter den Schaulustigen sollen Männer aus dem Umfeld von Großfamilien gesichtet worden sein.
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte der Berliner Polizei mussten die Weserstraße zwischen Fulda- und Weichselstraße sperren. Wie bisherige Ermittlungen ergaben, waren zuvor ein 22 und 36 Jahre alter Mann mit dem Auto auf dem Weg zu einem Gespräch. Der Wagen wurde angegriffen und beschädigt. „Nachdem von diesem Auto abgelassen worden war, stiegen die Personen aus“, berichtete die Polizei. Die Situation eskalierte. Am Einsatzort wurden später neben einer Machete auch Messer beschlagnahmt. Es wurden Strafanzeigen wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigungen an Autos aufgenommen.
Erst am Montagnachmittag war es an gleicher Stelle zu einer Auseinandersetzung gekommen. Beteiligt waren da laut Polizei zehn bis 15 Personen. Infolge des Streits erlitt ein 22-Jähriger eine Stichverletzung, ein 24-Jähriger eine Schnittwunde. Beide Männer kamen in Kliniken, konnten aber kurze Zeit später wieder entlassen werden. Auch bei dem Polizeieinsatz am Montag blieben die Hintergründe zunächst unklar.
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Fuldastraße in Neukölln: 40-Jähriger aus dem Umfeld der Familie A.-Z. schwer verletzt
Das erste Mal war die Fuldastraße vor knapp 14 Tagen zum Schauplatz eines Großeinsatzes geworden. Dutzende Männer der polizeibekannten Großfamilie A.-Z. waren mit weiteren Männern aneinandergeraten. Nach Informationen der Berliner Morgenpost soll es bei dem Streit um Gewinne an Glücksspielautomaten gegangen sein, die nicht ausbezahlt worden sein sollen. Im Laufe der Auseinandersetzung wurde von einer Streitpartei die bekannte Großfamilie R. hinzugezogen.
Bei dem Streit wurde ein 40-jähriger Mann aus dem Umfeld der Familie A.-Z. durch einen Messerstich in den Rücken schwer verletzt und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Schwer bewaffnete Polizisten sperrten damals die Straße ab. Die Lage war für die Beamten sehr unübersichtlich.
Nun steht die Befürchtung im Raum, dass die Lage eskalieren könnte. Denn das Gebiet, in dem die Familie A-Z. angegriffen wurde, gilt als ihr Stammsitz. Die Familie R. „residiert“ eigentlich ein paar Straßen weiter. Szenekenner beobachten nun, dass Friedensrichter aktiv sind und versuchen, den Streit zu schlichten.
Kaum Erkenntnisse über Paralleljustiz in Berlin vorhanden
Wie sich diese Fehde weiter entwickelt, ist auch deshalb interessant, weil die Berliner Justizverwaltung im Gegensatz zu Szenekennern etwa glaubt, dass es in Berlin nur wenige Friedensrichter gibt, die zudem für das Phänomen der „Paralleljustiz“ auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das teilte die Verwaltung Anfang des Jahres auf eine parlamentarische Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber mit. Die Justizverwaltung räumte allerdings auch ein, kaum Erkenntnisse zu besitzen.
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