Gewalt in Berlin

Diskussion um Videos nach Ausschreitungen am Kottbusser Tor

| Lesedauer: 3 Minuten
Polizisten prügeln auf am Boden liegenden Mann ein

Polizisten prügeln auf am Boden liegenden Mann ein

Ein Mann trat nach einer Kontrolle auf einen Funkwagen ein. Die Polizei brachte ihn rabiat zu Boden, Umstehende warfen Gegenstände.

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Ein Mann trat nach einer Kontrolle auf einen Funkwagen ein. Die Polizei brachte ihn rabiat zu Boden, Umstehende warfen Gegenstände.

Berlin.  In Berlin-Kreuzberg ist die Festnahme eines gewalttätigen mutmaßlichen Fahrraddiebes aus dem Ruder gelaufen. Beamte seien am Kottbusser Tor am Donnerstagnachmittag aus einer Gruppe heraus mit Steinen, Blumentöpfen, Aschenbechern und Glasflaschen beworfen worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Drei Polizisten wurden demnach verletzt. Vier Angreifer im Alter von 16 bis 36 Jahren wurden festgenommen. Auf im Internet kursierenden Videos ist nicht nur zu sehen, wie der gewalttätig gewordene mutmaßliche Fahrraddieb sich heftig gegen seine Festnahme zur Wehr setzt, sondern auch, wie später ein Polizist herbeigelaufen kommt und dem Mann mehrere Tritte versetzt. Offenbar gegen diesen Polizisten wurde ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf "Körperverletzung im Amt" eingeleitet, wie es hieß.

Die Beamten waren zuvor in die Reichenberger Straße gerufen worden, weil ein 22-Jähriger als mutmaßlicher Dieb eines Fahrrads wiedererkannt worden war. Als die Kontrolle des Mannes schon fast erledigt war, trat der Verdächtige gegen das Polizeiauto und riss eine der Türen auf, trat außerdem gegen den Wagen. Beim Versuch, ihn festzunehmen, attackierte eine sich schnell bildende Gruppe die Polizisten.

Ausgangspunkt der internen Polizeiermittlungen gegen einen ihrer Einsatzkräfte sind mehrere Videos im Internet, auf denen der Vorfall aus verschiedenen Perspektiven zu sehen ist. Zu sehen ist, wie mehrere Polizisten am Kottbusser Tor einen Mann überwältigten, der sich wehrt. Dabei ist laut Polizei auch zu erkennen, „wie ein hinzukommender Polizeibeamter einen am Boden liegenden Festgenommenen mehrfach tritt“. Weiter hieß es: „Auch wenn die Echtheit des Videos noch nicht bestätigt ist, haben wir ein Strafverfahren wegen des Verdachts einer Körperverletzung im Amt eingeleitet.“

Die Berliner Polizeigewerkschaft (GdP) forderte, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Pressesprecher Benjamin Jendro erklärte, es sei schwer, den Vorfall anhand eines Ausschnitts zu bewerten. Zugleich sagte er: „Sollte jemand über die Stränge geschlagen haben, wird das ermittelt.“

Aufzug von etwa 150 Personen, Steinwürfe und "Alerta, Alerta"-Rufe

In der Zeit von 19 bis 23 Uhr, also im Anschluss an die in den Videos zu sehenden Szenen, versammelten sich am Donnerstag etwa 150 am Mariannenplatz, der Waldemannstraße und dem Lausitzer Platz und schlossen sich zu einem Aufzug zusammen. Dabei wurde auch Pyrotechnik abgebrannt und Sprechchöre wie „Alerta, Alerta“ skandiert. In Höhe des Lausitzer Platzes wurde der Aufzug gestoppt. Es soll zu Steinwürfen gekommen sein. Zwei Beamte wurden leicht verletzt. Ein Wartehäuschen, mehrere Autos und Scheiben einer Sparkasse an der Muskauer Straße wurden beschädigt. An der Waldemannstraße waren mehrere Schriftzüge wie „Fight Erdogan“ hinterlassen worden. Insgesamt acht Personen wurden vorläufig festgenommen. Es wurde Pyrotechnik und eine Fahne mit dem Konterfei des PKK-Führers Öcalan sichergestellt.

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( jhe/ad/dpa/seg )