Radfahrer-Unfälle

Vier schwer verletzte Radfahrer durch Autos an einem Tag

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Christian Latz
Vor diesen Situationen haben Fahrradfahrer am meisten Angst

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Bei Unfällen sind Donnerstag in Berlin vier Radfahrer schwer verletzt worden. Gleich zweimal machten Autofahrer unachtsam die Tür auf.

Berlin. Wohl aus Unachtsamkeit von Autofahrern sind am Donnerstag in Berlin gleich vier Radfahrer bei Unfällen schwer verletzt worden.

Zunächst war am Donnerstagmorgen ein 48 Jahre alter Radfahrer mit schweren Verletzungen zur stationären Behandlung in eine Klinik eingeliefert worden. Er war zuvor in Kreuzberg gegen die geöffnete Fahrertür eines Autos geprallt. Laut Polizei war der 48-jährige Mann gegen 7.45 Uhr mit seinem Fahrrad auf dem Gehweg der Straße Hallesches Ufer aus Richtung Wilhelmstraße kommend in Richtung Möckernstraße unterwegs. Auf einer Grundstücksausfahrt hielt ein 27 Jahre alter Opel-Fahrer das Auto parallel zur Fahrbahn. Seine 25-jährige Mitfahrerin soll die Beifahrertür geöffnet haben, worauf es zur Berührung mit dem Radler kam. Dieser stürzte und zog sich schwere Verletzungen zu.

Zu einem weiteren sogenannten "Dooring-Unfall" kam es am Donnerstagnachmittag auf der Wilhelmstraße in Mitte. Dort stieß ein 33-Jähriger gegen 15:40 Uhr eine 39 Jahre alte Radfahrerin vom Fahrrad, als er die Autotür öffnete. Die Radlerin stürzte und blieb mit Verletzungen an Kopf und Armen liegen. Sie wurde zur stationären Behandlung in eine Klinik gebracht.

Radfahrerin auf Oranienstraße von Auto erfasst

Nur eine Stunde später, gegen 16:40 Uhr soll laut Polizei ein 35-Jahre alter Autofahrer an der der Kreuzung Lietzenburger Straße Ecke Martin-Luther-Straße in Schöneberg über eine rote Ampel gefahren sein. Dabei prallte er mit einem 26 Jahre alten Radfahrer zusammen, der auf dem Radweg die Martin-Luther-Straße befuhr. Der Radler schlug mit voller Wucht gegen die Windschutzscheibe. Der Radler musste von Notärzten behandelt werden und kam ebenfalls mit schweren Kopfverletzungen Stationär in eine Klinik.

Am Donnerstagabend erfasste dann auf der Oranienstraße in Kreuzberg ein 36 Jahre alter Autofahrer mit seinem Wagen eine 26 Jahre alte Radlerin. Die Frau fuhr in Richtung Skalitzer Straße als sie mit dem Wagen des 36-Jährigen zusammenstieß, der gerade versuchte, rückwärts einzuparken. Sie kam mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus.

Polizei zeigt 1913 Auto- und Lkw-Fahrer bei Kontrollaktion an

Derzeit häufen sich saisonbedingt die schweren Unfälle mit Radfahrern. Schon am Montag wurden vier Radfahrer bei Kollisionen mit Autos schwer verletzt - jeweils wohl aus Unachtsamkeit der Autofahrer.

Wegen solcher Unfälle führte die Berliner Polizei zuletzt umfangreiche Verkehrskontrollen durch. Während einer Kontrollaktion zwischen dem 9. und 20. April zum Schutz von Fahrradfahrern zeigte die Polizei 1913 Autofahrer und Lkw-Fahrer an. Laut Polizei registrierten die Beamten dabei 418 Verstöße beim Abbiegen sowie 179 Autos und Lastwagen, die über eine rote Ampel fuhren. Dazu kamen verbotene Handynutzung, nicht angeschnallte Fahrer und Abbiegen ohne Blinker.

Gleichzeitig seien auch die Radfahrer überwacht worden, hieß es. Dabei kam es zu 850 Anzeigen, unter anderem wegen Rotlichtverstößen (482) und wegen Fahrens über den Gehweg (265 mal). Die Polizisten hatten sich vor allem an Straßen und Kreuzungen in Berlin positioniert, wo es häufiger Unfälle beim Rechtsabbiegen mit Radfahrern gibt.

Polizei will bei Dooring-Unfällen vorbeugen

Im Frühjahr 2017 waren während einer ähnlichen Kontrollaktion 1947 Autofahrer und Lkw-Fahrer angezeigt worden. Problematisches Abbiegen von Autos und Lastwagen zog im vergangenen Jahr nach Polizeiangaben 874 Unfälle nach sich, bei denen 4 Radfahrer getötet, 53 schwer und 657 leicht verletzt wurden.

Bei der Vorbeugung der Polizei liegt mittlerweile ein besonderes Augenmerk auf Unfällen, bei denen Radfahrer mit plötzlich geöffneten Autotüren kollidieren, weil sie in der Situation nicht mehr ausweichen oder bremsen können. Bei den sogenannten Dooring-Unfällen starben 2017 zwei Radfahrer in Berlin, in diesem Jahr gab es einen Toten. Unter Autofahrern soll daher der sogenannte holländische Griff bekannter werden: Dabei wird die Tür mit der rechten statt mit der linken Hand geöffnet - so macht man automatisch den Schulterblick, weil sich der Oberkörper dreht. Eine entsprechende Kampagne soll in den kommenden Wochen beginnen.