Durchsuchungen

Verdacht auf Korruption: Berliner Polizist verhaftet

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Bei einer Razzia im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen einen Polizisten, der wegen Korruptionsverdachts heute morgen festgenommen wurde, durchsuchten die Ermittler am Freitagmorgen den Pokerclub "Magic-Card" Pankow

Bei einer Razzia im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen einen Polizisten, der wegen Korruptionsverdachts heute morgen festgenommen wurde, durchsuchten die Ermittler am Freitagmorgen den Pokerclub "Magic-Card" Pankow

Foto: Paul Zinken / dpa

Bei einer stadtweiten Razzia wurden am Morgen 14 Objekte durchsucht. Drei Männer wurden verhaftet, darunter ein Beamter.

Berlin. Bei Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts in Berlin ist am Freitagmorgen ein 39 Jahre alter Polizist und zwei weitere Beschuldigte verhaftet worden. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. 14 Objekte in ganz Berlin wurden durchsucht. Nach Informationen der Berliner Morgenpost wurde auch ein Gebäude auf einem Polizeiabschnitt durchsucht. Laut Staatsanwaltschaft haben die Vorwürfe einen Bezug zum Handel mit Betäubungsmitteln. Die Durchsuchungen seien noch nicht abgeschlossen.

Dem 39-jährigen Beamten Marek G. wird laut Staatsanwaltschaft gewerbsmäßige Bestechlickeit, die Verletzung von Dienstgeheimnissen in mindestens acht Fällen und Beteiligung am Drogenhandel vorgeworfen. Er soll mit vier mitbeschuldigten Gaststättenbetreibern aus Wedding im Alter von 44, 45, 48 und 51 Jahren vereinbart haben, sie vor bevorstehenden Polizeikontrollen zu warnen. Als Gegenleistung soll er regelmäßig Geldbeträge in Höhe von bis zu 3000 Euro erhalten haben.

Außerdem soll der Beamte den Mitbeschuldigten den Lagerraum eines von ihm geleiteten Pokerclubs in Pankow für die Zwischenlagerung von Betäubungsmitteln zur Verfügung gestellt haben.

An den Razzien am Freitagmorgen sind rund 50 Beamte beteiligt. Bislang sind laut Staatsanwaltschaft Mobiltelefone und Bargeld sichergestellt worden. Außerdem haben die Ermittler Vermögenswerte in Höhe von über 55.000 Euro vorläufig sichergestellt. Zuvor hatte „Die Welt“ über die Durchsuchungen berichtet.

Berlins kommissarischer Polizeipräsident Michael Krömer teilte zu den Untersuchungen mit: "Es versteht sich von selbst, dass wir die Staatsanwaltschaft Berlin bei ihren Ermittlungen vollumfänglich unterstützen sowie alle weiteren erforderlichen Schritte prüfen und einleiten."

Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) sieht die aktuellen Ermittlungen gegen einen Polizisten auch als Fall gelungener Korruptionsbekämpfung. Man sehe daran, dass diese in der Hauptstadt durchaus funktioniere, sagte er am Freitag bei der Vorstellung des Berliner Korruptionsberichts.

Der Korruptionsbeauftragte bei der Generalstaatsanwaltschaft, Rüdiger Reiff, sagte, der verhaftete Polizist sei Im Rahmen von Ermittlungen im Umkreis von Drogendelikten in den Fokus der Ermittler geraten. Er ergänzte in Bezug auf den Fall: „Ich denke nicht, dass wir im Bereich der Polizei ein Korruptionsproblem haben“. Pro Jahr gebe es in Berlin zwischen drei bis sechs Verfahren gegen Polizeibeamte wegen Bestechlichkeit. Angesichts von mehr als 20 000 Polizeibeamten sei das verschwindend wenig.

Innenexperte: "Organisierte Kriminalität gut vernetzt"

Der Berliner SPD-Innenexperte Tom Schreiber kommentierte den Vorgang bei Twitter: "Ein Markenkern der organisierten Kriminalität ist, dass diese auf allen gesellschaftlich relevanten Ebenen vernetzt ist. Leider auch bei der Korruption in Behörden. Darüber spricht man nicht gerne, aber so läuft's!"

Gewerkschaft: Kein generelles Korruptionsproblem bei Polizei

Die Sicherheitsbehörden in Deutschland haben nach Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kein strukturelles Problem mit Korruption. Es handele sich eher um Einzelfälle, sagte GdP-Bundessprecher Rüdiger Holecek am Freitag der Deutschen Presse-Agentur, nachdem der spektakuläre Verdachtsfall in Berlin bekannt wurde. „Natürlich ist jeder Einzelfall einer zu viel“, fügte er hinzu. Daher müssten diese genau untersucht und Konsequenzen gezogen werden. „Aber dass die Polizei ein generelles Problem mit Korruption hat, kann man nicht sagen“, so Holecek.

Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Berliner GdP-Landesverbandes, Benjamin Jendro. „Das kommt leider immer mal wieder vor, aber die ganz überwiegende Anzahl der Berliner Polizisten leistet hervorragende Arbeit und handelt nach den Regeln des Rechtsstaates“, sagte er der dpa. „Auch im aktuellen Fall gilt zunächst die Unschuldsvermutung“, ergänzte er. „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, muss man sich von diesem Beamten trennen.“

Eine ganze Reihe von Skandalen und Pannen hatte in den vergangenen Monaten die Arbeit der Berliner Polizei überschattet. Dazu zählte auch der Vorwurf, dass die Polizei von kriminellen Clans unterwandert werde. Beweise für diese schwere Anschuldigung lagen bislang nicht vor, die Polizeiführung hatte die Vorwürfe stets entschieden zurückgewiesen. Vor kurzem musste Polizeichef Klaus Kandt seinen Posten räumen. Er stand zuletzt mehrfach in der Kritik.

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( dpa/ad/ag/bee/kr )