Alt-Hohenschönhausen

14-Jährige erstochen - Polizei ermittelt im nahen Umfeld

| Lesedauer: 5 Minuten
Alexander Dinger und Hans H. Nibbrig

Eine Mutter hat die Leiche ihrer 14-jährigen Tochter in ihrer Wohnung in Alt-Hohenschönhausen gefunden. Die Mordkommission ermittelt.

Berlin. Für die Anwohner der Plauener Straße in Alt-Hohenschönhausen gibt es derzeit nur ein Gesprächsthema. Mitten unter ihnen, in der Wohnung ihrer Eltern, wurde am Mittwochabend ein 14-jähriges Mädchen ermordet. Der Schock sitzt tief bei den Nachbarn. Fassungslos und erschüttert sind die häufigsten Begriffe, die sie nennen, wenn sie ihre momentanen Gefühle beschreiben sollen.

Sprachlos angesichts der Brutalität der Tat und des Alters des Opfers zeigten sich selbst erfahrene Beamte der 3. Mordkommission und der Spurensicherung, die am Donnerstag fast den ganzen Tag vor Ort waren. Die Informationen, die die Polizei herausgab, sind äußerst spärlich. Danach kehrte die Mutter von Keira G. am Mittwoch gegen 17.30 Uhr nach Hause zurück und fand ihre Tochter schwer verletzt in ihrem Zimmer. Trotz aller Bemühungen des sofort alarmierten Notarztes erlag die 14-Jährige nach kurzer Zeit ihren Verletzungen, die Wiederbelebungsversuche blieben vergeblich.

Die Untersuchungen konzentrierten sich derzeit auf das Umfeld von Keira G. Das sagte Polizeisprecher Michael Gassen am Freitag dem Sender RBB. "Mit wem hatte sie Kontakt? Mit was hat sich sich in den vergangenen Wochen beschäftigt?" Demnach gibt es einige Spuren, so Gassen.

Kriminaltechnik blieb bis mitten in der Nacht

Anwohner berichten von einer völlig normalen Gegend. In den Fenstern des fünfstöckigen Mehrfamilienhauses hängen Spitzengardinen, auf den Fensterbrettern stehen Zimmerpflanzen. Ein Mann, der im Nachbarhaus wohnt, berichtete, dass noch am Abend ein Großaufgebot der Polizei vor Ort war und die unmittelbare Umgebung abgesucht hat. „Als dann die Kriminaltechnik anrückte und bis mitten in der Nacht blieb, wussten wir, dass etwas Schlimmeres passiert sein muss“, sagte er. Er habe allerdings nichts von einem Streit oder einer Auseinandersetzung im Nachbarhaus mitbekommen.

Die angeordnete Sofortobduktion von Keira G. habe ergeben, dass die Jugendliche einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, sagte Martin Steltner, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Informationen der Berliner Morgenpost, dass das Opfer mit mehreren Messerstichen getötet wurde, wollte er hingegen nicht bestätigen. Zum Stand der Ermittlungen teilte die Polizei am Nachmittag lediglich mit, dass das Opfer deutsche Staatsbürgerin war und der Fundort auch der Tatort ist.

Während die Leiche in der Rechtsmedizin obduziert wurde, durchkämmte noch einmal ein größeres Polizeiaufgebot die Umgebung des Hauses an der Plauener Straße, unter anderem auch ein Baugelände. Die Hoffnung der Ermittler, der Täter könnte dort möglicherweise die Tatwaffe weggeworfen haben, erfüllte sich zunächst nicht. Zeitgleich mit den Durchsuchungsmaßnahmen gingen Ermittler der Mordkommission mit einem Bild der Toten von Haus zu Haus. „Es ging dabei darum, Informationen über das Opfer und seine Kontakte zu erhalten“, sagte ein Polizeisprecher.

Ermittler hoffen auf Videoaufnahmen

Auch mehrere Gewerbetreibende in der Nähe des Wohnhauses wurden von der Kriminalpolizei befragt. Da in der Nachbarschaft zur Plauener Straße eine KfZ-Zulassungsstelle ist, gibt es auch mehrere Container, in denen man Nummernschilder drucken lassen kann. Die Ermittler hoffen, dass einer der Gewerbetreibenden Kameras in­stalliert hat und diese möglicherweise etwas aufgezeichnet haben könnten. „Wir hatten gestern schon zu, als die Polizei mit einem Großaufgebot hier war, und Kameras haben wir leider nicht“, sagte einer der Händler der Berliner Morgenpost.

Es scheint, als habe kaum jemand aus der Nachbarschaft Keira G. näher gekannt. „Das Ganze sieht nach einem heiklen Fall aus“, sagte ein Ermittler. Weiter wollte er sich nicht äußern, „unter Verweis auf laufende Ermittlungen“.

Wo die Fakten fehlen, brodeln die Gerüchte. Musste die 14-Jährige sterben, weil sie bei der Rückkehr in die elterliche Wohnung einen Einbrecher überrascht hatte? War der Täter ein Bekannter der Jugendlichen, den sie in Abwesenheit der Eltern mit zu sich nach Hause genommen hatte? Ebenso unbekannt wie der Täter ist bislang das Motiv. Kam es zu einem Streit, der eskalierte und ein tödliches Ende nahm?

Wertvolle Hinweise erhoffen sich die Beamten der Mordkommission nun von der Befragung der Familienmitglieder. Die Mutter, die ihre Tochter am Abend zuvor gefunden hatte, konnte bislang allerdings noch nicht vernommen werden. Die Frau erlitt einen Zusammenbruch, als der Notarzt ihrer Tochter nicht mehr helfen konnte. Sie wird derzeit psychologisch betreut. Befragt werden nun auch Bekannte des Mädchens.

In Medienberichten wurde spekuliert, dass es sich um eine Beziehungstat handeln könnte. „Die Mordkommission ermittelt in alle Richtungen“, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag dazu.

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