Schöneberg

Deutscher beleidigt Gastronom antisemitisch

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Yorai Feinberg in seinem israelischen Restaurant in der Fuggerstraße in Schöneberg

Yorai Feinberg in seinem israelischen Restaurant in der Fuggerstraße in Schöneberg

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Ein Video zeigt die Hasstirade vor dem Restaurant Feinberg's in Schöneberg. Der Mann war der Polizei bereits bekannt.

Berlin. Das Handyvideo ist etwa sechs Minuten lang und zeigt auf bedrückende Weise antisemitische Hetze gegen den jüdischen Restaurant-Betreiber Yorai Feinberg und eine 29 Jahre alte Freundin, die den Angriff filmte.

Wie die Polizei am Mittwoch bestätigte, hat sich der Vorfall am Dienstag gegen 14.15 Uhr vor dem "Feinberg's" in der Schöneberger Fuggerstraße zugetragen. Der 36-jährige Gastronom stand demnach mit einer Bekannten vor dem Lokal, um zu rauchen, als ein 60 Jahre alter Mann auf sie zukam und sie antisemitisch beschimpfte. Um dies zu dokumentieren, zückte die Bekannte das Handy und filmte den Mann, der sich davon aber offenbar nicht beeindrucken ließ. Er setzte seine antisemitische Tirade ungeniert fort und bedrängte Feinberg in aggressiver Weise. Der Gastronom, der neben der litauischen die israelische Staatsbürgerschaft hat, reagierte besonnen und forderte den 60-Jährigen höflich auf, sich ihm nicht weiter zu nähern.

Als Feinberg ein Polizeiauto sah, das zufällig vorbeifuhr, hielt er dieses an und machte die Polizisten auf die Situation aufmerksam. Die Beamten nahmen den aggressiven 60-Jährigen vorläufig fest und brachten ihn auf die Wache. Dort sollte dem Mann Blut abgenommen werden. Dabei leistete er erheblichen Widerstand. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt nun wegen Volksverhetzung und Widerstands gegen den 60-Jährigen.

Wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte, ist der Mann der Polizei bereits bekannt, "aber nicht wegen derartiger Delikte", wie es hieß. Inzwischen ist der 60-Jährige wieder auf freiem Fuß. Die Ermittler warten noch auf das Ergebnis des Bluttests. Es besteht nach Polizeiangaben der Verdacht, dass der 60-Jährige alkoholisiert war.

Feinbergs Freundin, die das Video hochgeladen hatte, erklärte auf Facebook, es handele sich nicht um Einzelfälle: „Solche Angriffe passieren nunmehr fast täglich und sie werden immer intensiver. Die Täter verlieren ihre Scham, weil sie denken, sie könnten ihr wahres Gesicht hinter dem schönen Begriff der „legitimen Israelkritik" verstecken. Doch am Ende bleibt es nur blanker Hass. Hass gegen Juden. Hass gegen Israel.“ Die Beschimpfungen durch den Mann sind laut Feinberg selbst "nur die Spitze des Eisbergs". Sein Lokal bekomme monatlich im Durchschnitt zwei Hassmails, sagte der Gastronom.

Donnerstagvormittag besuchten der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) das Restaurant, um ihre Solidarität mit Feinberg zu zeigen. "Es ist wichtig, dass man angesichts solcher Vorfälle sofort handelt und null Toleranz zeigt“, sagte Issacharoff. „Eine sofortige Reaktion gegen jede Form von Antisemitismus kann die einzige Antwort sein.“ Der Botschafter lobte Feinberg für seine im Video dokumentierten Reaktionen. Er habe großen Mut an den Tag gelegt, sich gegen diese Anfeindung zu wehren.

Auch Innenminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den antisemitischen Ausfall des Mannes. „Auch dieser völlig unfassbare und unentschuldbare Vorfall in Berlin zeigt: Wir alle müssen uns antisemitischer Hetze engagiert und mutig entgegenstellen“, schrieb der SPD-Politiker am Donnerstag auf Twitter. „Den Brandstiftern dürfen wir nie das Feld überlassen. Denn erst kommen die Worte, dann die Taten.“

Tempelhof-Schönebergs Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) teilte mit: "Ewiggestrige und Volksverhetzer haben in unserer offenen und demokratischen Gesellschaft keinen Platz. Ich fordere alle Menschen auf, schon den vermeintlich kleinen Diskriminierungen entgegenzutreten, denn auch diese vergiften unseren Alltag.“

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( BM )