Chaos im Berufsverkehr

Anschlag auf Kabelschacht: Reparaturen dauern bis Dienstag

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Deutschlandweit kommt es zu 13 mutmaßlichen Anschlägen, auch in Berlin. Der S-Bahn-Verkehr ist gestört, Linksextremisten bekennen sich.

Durch einen Brandanschlag auf einen Kabelschacht am S-Bahnhof Treptower Park kommt es am Montag zu Einschränkungen im Berliner S-Bahnverkehr. Die S-Bahn empfiehlt, den Bahnhof weiträumig zu umfahren.

Ein Berliner Polizeisprecher erklärte, es habe insgesamt 13 mutmaßliche Anschläge in mehreren Bundesländern gegeben. Betroffen waren unter anderem Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und mindestens ein Ort in Niedersachsen. Teils gab es erhebliche Probleme für Reisende.

Unbekannte hatten am S-Bahnhof Treptower Park gegen 3.30 Uhr mehrere Stromkabel in Brand gesetzt. Die Feuerwehr löschte die Signal- und Steuerungskabel, Menschen wurden nicht verletzt.

Möglicherweise gehören die Täter zum linksextremistischen Spektrum. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei ermittelt. Im Vorfeld des G20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg hatten Linksextremisten immer wieder Aktionen und Anschläge angekündigt.

Behebung der Schäden dauert bis Dienstag

Nach Abschluss der Ermittlungsarbeiten durch die Bundespolizei hat die Bahn am Montagmittag mit der Reparatur des Schadens begonnen. Betroffen ist die Stromversorgung der S-Bahn.

Die Arbeiten, so ein Bahnsprecher, werden auf jeden Fall bis Dienstag dauern. Bis dahin gebe es weiter erhebliche Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr und Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen Treptower Park und Schöneweide.

G20-Gegner bekennen sich zu Anschlagsserie

In einem Schreiben, das auf einem einschlägigen Internetportal veröffentlicht wurde, bekannten sich G20-Gegner zu der Anschlagsserie. "Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrere Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt", heißt es dort in einem Beitrag von einem Verfasser unter dem Pseudonym "Shutdown G20". "Wir greifen ein in eines der zentralen Nervensysteme des Kapitalismus", schreibt der Verfasser weiter.

Die Berliner Polizei kündigte an, das Schreiben zu prüfen. Aus Sicherheitskreisen hieß es, das mutmaßliche Bekennerschreiben passe ins „Raster“. Allerdings sei es noch zu früh zu sagen, ob dies tatsächlich authentisch sei. Das einschlägige linksextremistische Internetportal versteht sich als offene Plattform zur freien Verbreitung von Informationen. In der Vergangenheit waren dort im Zusammenhang mit Bekennerschreiben zu Straftaten auch Fälschungen aufgetaucht.

Generell sei ein Zusammenhang zwischen den Angriffen und linken Protesten gegen den G20-Gipfel möglich, hieß es aus den Sicherheitskreisen. „Angriffe auf die Infrastruktur passen ins Muster linksextremistischer Mobilisierung vor dem G20-Gipfel.“

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Brandanschläge auf Kabelschächte der Berliner S-Bahn gegeben - zuletzt im September 2016 am Bahnhof Südkreuz. Zu früheren Brandanschlägen auf Kabel der Bahn hatten sich zum Teil Linksextremisten bekannt.

Die Einschränkungen im Berliner S-Bahnverkehr im Überblick:

  • Die Linien S41 und S42 verkehren nur im 10-Minuten-Takt.
  • Die Linie S8 verkehrt Birkenwerder <> Ostkreuz.
    Fahrgäste zwischen Schöneweide und Grünau benutzen bitte die Linie S46.
  • Die Linie S85 verkehrt nicht.
  • Die Linie S9 verkehrt Flughafen Berlin-Schönefeld <> Hermannstraße.


Haltenstellen des Schienenersatzverkehrs zwischen Treptower Park und Schöneweide

  • Puschkinallee in Höhe S-Bahn Brücke (Li. 165)
  • Köpenicker Landstr. / Am Plänterwald (Li. 165)
  • Köpenicker Landstr. / Baumschulenstr. (Li. 165)
  • Adlergestell in Höhe Bahnhof (Li. 165), M.-Brückner- Str.

Anschläge auch in NRW, Schleswig-Holstein und Sachsen

Am frühen Montagmorgen kam es auch in anderen Bundesländern zu massiven Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs mit Ausfällen und Verspätungen. Probleme gab es auf der Strecke zwischen Bochum und Dortmund, zwischen Lübeck und Hamburg und im Großraum Leipzig. In allen Fällen sprach die Deutsche Bahn am Montagmorgen von Vandalismusschäden.

Die betroffenen Strecken im Überblick

  • Im Großraum Leipzig sind vier Linien der S-Bahn sowie einige Verbindungen im Regionalverkehr unterbrochen. Zwischen dem Dresdner Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt können ebenfalls keine Züge fahren. Davon betroffen sind auch die ICE- und Intercity-Linien auf dem Abschnitt Leipzig–Dresden.
  • Die Regionalverkehrsstrecke Hamburg–Lübeck ist zwischen Hamburg-Rahlstedt und Ahrensburg gesperrt.
  • Zu Verzögerung kommt es auf der Strecke Köln–Dortmund.
  • Im bundesweiten Fernverkehr ist die Intercity-Strecke Hamburg–Berlin–Dresden–Prag betroffen. Die Züge verkehren derzeit nur zwischen Hamburg und Berlin sowie zwischen Prag und der deutsch-tschechischen Grenze.

Die Deutsche Bahn arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck an der Beseitigung der Schäden. Bis dahin sollen alle verfügbaren Busse für Ersatzverkehre eingesetzt werden. Wenn möglich, sollen Züge umgeleitet werden. Außerdem setze die Bahn zusätzliche Mitarbeiter an den betroffenen Bahnhöfen und im telefonischen Service ein. Reisende werden gebeten, sich vor Antritt der Fahrt über die aktuelle Lage zu informieren.

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( BM/fü )