Zwei Auszubildende sollen an der Polizeiakademie Mitschüler mit Drogen versorgt haben. Mitschüler und ein Ausbilder sollen die beiden Auszubildenden gemeldet haben. „Wir prüfen den Vorgang“, sagte ein Polizeisprecher der Berliner Morgenpost. Die beiden mutmaßlichen Dealer sollen Brüder sein und die Drogen gemeinsam verkauft haben. Um was für Drogen es sich gehandelt hat, wollte die Polizei unter Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht kommentieren.
Die Anzeige war am 31. März in der Polizeidirektion im Abschnitt 22 (Spandau) erstattet worden. Ganz in der Nähe liegt auch die Polizeiakademie, an der die beiden Brüder Azubis sind. Einer der beiden Brüder quittierte noch am Tag der Anzeige seinen Dienst.
Aufregung wegen Hehlerei und Auftritt in Pornofilm
Erst vor wenigen Wochen war herausgekommen, dass ein Azubi der Berliner Polizei mit Diebesgut gehandelt haben soll. Wegen des Verdachts der gewerbs- und bandenmäßigen Hehlerei war Mann vom Dienst suspendiert worden. Ermittler waren dem Polizeischüler nach einem Büroeinbruch auf die Spur gekommen. Bei ihm wurde eine der dort gestohlenen Kameras gefunden, wie die Behörde Anfang Februar mitgeteilt hatte. Der Azubi soll die Hehlerware im Kollegenkreis angeboten haben. Der 20 Jahre alte Mann war festgenommen worden, als er die Kamera verdeckten Ermittlern zum Kauf anbot – aus einem Autokofferraum vor seiner Schule.
Zuvor hatte der Auftritt eines Polizei-Azubis in einem Pornofilm für Aufsehen gesorgt. Der Mann hatte in einem Sexstreifen mitgespielt. Trotz Protesten war der Mann Ende Februar verbeamtet worden.
Der neuerliche Vorfall an der Polizeiakademie ruft nun die Politik auf den Plan. „Die Zustände sind langsam nicht mehr tragbar“, sagte der SPD-Innenexperte Tom Schreiber der Berliner Morgenpost. „Bei einem Teil des Polizeinachwuchses scheint ein deutlicher Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu bestehen“, so Schreiber weiter. Wenn man darüber jetzt nicht reden würde, habe man die Problem-Azubis in wenigen Jahren in den Abschnitten. „Wir brauchen in Berlin einen Polizeiinspektor und eine Qualitätsoffensive“, fordert er. Das sieht auch Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) so: „Wir bilden mehr Leute aus. Aber darunter darf die Qualität nicht leiden.“
Nach Informationen der Berliner Morgenpost bewegen sich beim mittleren Dienst der Schutzpolizei die Bewerberzahlen seit 2006 auf einem ähnlichen Niveau, während die Einstellungszahlen rasant nach oben geschossen sind. Zum Vergleich: Von 5503 Bewerbern im Herbst 2006 bekamen 150 eine positive Nachricht. Von 4836 Bewerbern im Frühjahr 2017 wurden hingegen 310 genommen. „Wir nehmen heute Leute, die wir früher nicht genommen hätten“, sagt ein Experte, der anonym bleiben möchte.
Mehr Praxis und weniger Theorie für die Azubis
Derzeit findet eine Überarbeitung des gesamten Ausbildungsganges für den mittleren Polizeivollzugsdienst statt. Der Start der überarbeiteten Ausbildung ist für September dieses Jahres geplant. Das Ziel: Die Azubis sollen mehr Praxisübungen machen und weniger Theorie lernen. Die Umstrukturierung der Ausbildung wurde noch unter Innensenator Frank Henkel (CDU) beschlossen. Umsetzen muss sie jetzt Nachfolger Andreas Geisel (SPD).
Seit Jahren gibt es in Berlin Überlegungen, wie man junge Menschen für eine Karriere bei der Polizei begeistern kann. Denn in den kommenden Jahren rollt auf die Berliner Polizei eine Pensionierungswelle zu. Das Durchschnittsalter unter Berliner Polizisten beträgt 50 Jahre.
Nach einer Prognose der Senatsinnenverwaltung aus dem vergangenen Jahr scheiden in den kommenden drei Jahren mehr als 2300 der rund 16.000 Polizisten aus dem Dienst aus – rund 200 mehr, als sich in Ausbildung befinden. Die Behörde steht unter Druck, genügend Azubis zu finden – und das bei der deutschlandweit schlechtesten Bezahlung.