In Kreuzberg ist am Sonntagmorgen ein Feuer in der von Flüchtlingen bewohnten Gerhart-Hauptmann-Schule ausgebrochen. Ein 57 Jahre alter Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hatte gegen 6.50 Uhr das Feuer bemerkt. Der Mittelteil ist laut Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) unbewohnbar. Neun Flüchtlinge wollen dennoch bleiben.
Die Feuerwehr war mit sechs Staffeln an der Ohlauer Straße im Einsatz. Die Rettungskräfte hatten den Brand schnell unter Kontrolle. Das Feuer brach laut Angaben im ersten Stock aus. Die Flammen schlugen durch die Decke in die zweite Etage. Zwei Wohnungen wurden vollständig zerstört. Eine 33 Jahre alte Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes brachte die im Haus befindlichen Bewohner aus dem Gebäude und erlitt dabei eine Rauchgasvergiftung. Zur Ursache des Feuers liegen noch keine Angaben vor. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamts führt die Ermittlungen. Am Montag sollen die Brandermittler und Statiker den vom Feuer betroffenen Gebäudeteil noch einmal genau untersuchen.
Die Feuerwehr war auch deshalb mit einem Großaufgebot im Einsatz, da nicht klar war, wie viele Menschen sich in dem Gebäude aufhielten. Einige von ihnen müssten aber wohl in eine neue Unterkunft umziehen, hieß es noch am Sonntag. Bezirksbürgermeisterin Herrmann bot den Bewohnern Unterschlupf in der Flüchtlingsunterkunft in Tempelhof an. Doch die betroffenen neun Bewohner lehnten ab und zogen noch am Sonntag vom Mittelteil der Hauptmann-Schule in den Südteil.
Der Mitteilteil ist bis auf unbestimmte Zeit nicht bewohnbar. Laut Herrmann sollen in der alten Schule derzeit um die zwölf Leute leben. Zeitweise lebten mehrere Hundert Flüchtlinge in der leer stehenden Immobilie in Kreuzberg.
Es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Anläufe, das Gebäude zu räumen und Pläne, ein Flüchtlingszentrum einzurichten. Das Gebäude war jedoch seit 2012 immer wieder von Flüchtlingen und Obdachlosen besetzt worden. In der Immobilie hatten sich seit 2012 zeitweise mehr als 250 Besetzer einquartiert. Nach langen Debatten und einem Aufmarsch der Polizei zogen die meisten Bewohner und Unterstützer im Sommer 2014 aus. Sie nahmen das Angebot des Senats an, in reguläre Flüchtlingsheime zu ziehen und sich im Gegenzug mit der Prüfung ihres Asylantrags einverstanden zu erklären. 2015 war der Bezirk vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg mit einer Räumungsandrohung gescheitert. Daraufhin schlug der Bezirk den zivilrechtlichen Weg ein. Ein Sicherheitsdienst soll derzeit weitere Personen davon abhalten, in das Gebäude zu gelangen.
Im Zuge des laufenden Verfahrens soll es Ende Februar eine Begehung mit den Prozessbeteiligten und Richtern vor Ort geben. „Der Termin steht noch“, sagte Herrmann der Berliner Morgenpost. Der Brand und die aktuelle Situation habe erst mal keine Auswirkungen auf den weiteren Zeitplan. Bezirksbürgermeisterin Herrmann war am Sonntag vor Ort.
Seit Beginn der Besetzung hatte es unzählige Polizeieinsätze gegeben. Nach Angaben vom Beginn vergangenen Jahres zahlt der Bezirk mehr als eine Million Euro jährlich für den Unterhalt des Geländes. Am teuersten sind die Wachleute, die vor dem Gelände neue Besetzer abhalten sollen.