Palais am Funkturm

Deutscher Filmpreis in Berlin: Sieben Lolas und ein Baby

| Lesedauer: 4 Minuten
Niklas Cordes, Annika Schönstädt und Peter Zander
Kann ihr Glück kaum fassen: Marie Bäumer bekommt die Lola für die beste weibliche Hauptrolle von Charly Hübner überreicht

Kann ihr Glück kaum fassen: Marie Bäumer bekommt die Lola für die beste weibliche Hauptrolle von Charly Hübner überreicht

Foto: Andreas Rentz / Getty Images

„Drei Tage in Quiberon“ sorgt bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises für emotionale und cineastische Höhepunkte.

Berlin. Eigentlich muss sich die Jury der vergangenen Berlinale im Nachhinein ein bisschen schämen. Auf dem Festival vor zwei Monaten heimste „3 Tage in Quiberon“ nicht einen einzigen Bären ein. Bei der 68. Verleihung des Deutschen Filmpreises am Freitagabend räumte Emily Atefs Romy-Schneider-Film dagegen sieben Auszeichnungen ab, inklusive der Lola in Gold für den „Besten Spielfilm“.

Marie Bäumer siegte sogar, das war die spannendste Kategorie, als Hauptdarstellerin gegen Diane Krugers grandiose Performance in „Aus dem Nichts“. Fatih Akins Film, der zweite große Favorit, gewann nur zwei Lolas. Die silberne Lola für den zweitbesten Film und den Drehbuchpreis. Den teilt sich Fatih Akin mit Hark Bohm, der zugleich auch den Ehrenpreis fürs Lebenswerk erhielt, für den Akin die Laudatio hielt.

„Quiberon“ müsste auch den Preis für die bewegendsten Dankesreden bekommen. Schneider-Darstellerin Marie Bäumer rang mit den Tränen, als sie ihre Auszeichnung entgegennahm. „Wir Deutschen sind oft viel zu kontrolliert. Ich finde Weinen genau so schön wie Lachen“, so die 48-Jährige. Früher habe sie ihre Auszeichnungen auf der Toilette aufbewahrt, mittlerweile stünden sie aber dezent im Wohnzimmer. „Mal sehen, an wen sich die Lola kuschelt.“

Stellvertretend für seinen Sohn verdrückte Michael Gwisdek vor Ort eine Träne. „Ich bin extrem stolz“, so der Schauspieler. „Ich hatte ja oft das Pech, nur Zweiter zu werden.“ Robert Gwisdek, der den Filmpreis als „Beste männliche Nebenrolle“ erhielt, wurde per Skype aus dem Krankenhaus zugeschaltet, wo er die Geburt seiner Tochter erwartete. „In einer halben Stunde könnte ich Vater sein“, freute er sich sehr emotional. Bereits im Januar ist Birgit Minichmayr, ausgezeichnet für die „Beste weibliche Nebenrolle“, Mutter von Zwillingen geworden. Sie sendete in ihrer Laudatio Grüße nach Wien: „Mama ist bald zurück, dann gibt es auch wieder Milch.“

Der Deutsche Filmpreis ist mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von knapp 3 Millionen Euro nicht nur die renommierteste, sondern auch die höchstdotierte Auszeichnung für den deutschen Film. Sie wird nach der Wahl durch die Mitglieder der Deutschen Filmakademie von Kulturstaatsministerin Monika Grütters verliehen. Unterstützung bekommt die Filmakademie von Partnern wie BMW, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und dem "Sofitel Berlin Kurfürstendamm".

Moderiert wurde die Gala in diesem Jahr von Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, und Schauspieler Edin Hasanovic, der mit 26 Jahren jüngste Moderator, den es in der Geschichte der Preisverleihung bisher gab. Berben setzte bereits auf dem roten Teppich mit einem eigens angefertigten Kleid ein starkes Statement. Auf ihrem sehr weiblichen schwarzen Kleid war in Glitzersteinen das Männlichkeitssymbol abgebildet. „Ich habe in meinem Leben noch nie eine Gelegenheit ausgelassen, politisch zu sein“, sagte die 67-Jährige. Auch müsse man leider, nachdem an gleicher Stelle vor zwei Wochen der Echo für einen Antisemitismusskandal gesorgt hatte, wieder einmal sehr laut gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt Stellung beziehen.

Vergeben wird die goldene Lola in 18 Kategorien. Zwei Gewinner standen bereits vorab fest: Der Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor Hark Bohm wird mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet. Zum fünften Mal würdigt die Deutsche Filmakademie mit einem undotierten Preis den besucherstärksten deutschen Film des Jahres. Diese Lola geht 2018 an den Autor und Regisseur Bora Dagtekin für "Fack ju Göhte 3" mit über 6 Millionen Besuchern.

Die Preisträger im Überblick:

Bester Spielfilm in Gold: „3 Tage in Quiberon“

Bester Spielfilm in Silber: „Aus dem Nichts“

Beste weibliche Hauptrolle: Marie Bäumer

Beste weibliche Nebenrolle: Birgit Minichmayr

Beste männliche Hauptrolle: Franz Rogowski

Beste männliche Nebenrolle: Robert Gwisdek

Beste Regie: Emily Atef Bester

Dokumentarfilm: „Beuys“ Bester Kinderfilm: „Amelie rennt“

Beste Filmmusik: Christoph M. Kaiser und Julian Maas

Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film: Hark Bohm

Publikumspreis für den besucherstärksten Film des Jahres: Bora Dağtekin

Bestes Drehbuch: Fatih Akin und Hark Bohm

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