Nach dem Tod ihres Mannes überrascht Amelie (Margarita Broich) in der Reihe „Chaos-Queens: Ehebrecher und andere Unschuldslämmer“ (18. Februar, 20.15 Uhr, ZDF) alle mit ihrem neuen Lebensmut. Im Interview spricht die 57-Jährige, die mit ihrem Lebensgefährten, Schauspieler Martin Wuttke (56) und den beiden Söhnen in Berlin lebt, über ihre Rolle, ihre Familie und über die Kunst, gelassen zu bleiben.
Frau Broich, die Reihe heißt ja „Chaos-Queens“. Würden Sie sich als chaotisch bezeichnen – oder sind Sie ein eher strukturierter Mensch?
Margarita Broich: Ich weiß zwar gerade noch, wie man Struktur schreibt, aber dann hört es auch schon auf (lacht). Ja, ich bin zuweilen doch schon recht chaotisch.
Wie muss man sich das vorstellen?
Ich habe neulich doch tatsächlich meinen Koffer im Taxi vergessen. Ich hatte in München gedreht, bin zu einem Termin nach Hamburg geflogen und ohne meinen Koffer aus dem Wagen gestiegen. Da waren meine Lieblingskleider drin. Und dann war das Taxi weg mitsamt dem Koffer!
Für Ihre Film-Figur Amelie ändert sich von einem Tag auf den anderen das Leben, als ihr Mann plötzlich stirbt! Sind Sie sich dessen bewusst, wie zerbrechlich das Leben ist?
Es ist einem nicht ständig bewusst, aber eben doch immer wieder. Und man muss dankbar sein, wenn man von derart schlimmen Schicksalsschlägen verschont bleibt. Natürlich kann im Bruchteil einer Sekunde etwas passieren. Vor Kurzem war ich einen Moment etwas unaufmerksam und hätte in Berlin um ein Haar einen Fahrradfahrer erwischt. Das hätte in einer Katastrophe enden können. Die Abwesenheit von Unglück ist mein Lebensglück.
Wie gehen Sie selbst mit Schicksalsschlägen um?
Welcher Mensch kann damit schon gut umgehen? Ich hoffe tatsächlich, dass mir schlimmere Dinge erspart bleiben. Man verliert seine Eltern, das ist traurig, und ich habe eine meiner besten Freundinnen nach einer schweren Krankheit verloren. Ich habe sie bis zu ihrem Ende begleitet. Ein Verlust bleibt ein Verlust.
Sind Sie grundsätzlich ein lebensfroher Mensch?
Ja, ich denke schon. Ich esse gut, lache gerne und neige wohl ein wenig zur Völlerei. Essen macht mich glücklich. Ich habe auch nicht unbedingt die Veranlagung schnell zuzunehmen. Mittlerweile kann ich allerdings nicht mehr ganz so zuschlagen wie früher. Vor ein paar Jahren habe ich mal locker eine Schweinehaxe verdrückt, da muss ich heute schon ein bisschen aufpassen. Aber grundsätzlich bin ich ein lebensfroher Mensch. Ich habe fröhliche Gene – solange man mich lässt. Für mich ist das Glas immer halb voll. Ich denke, das ist auch ein bisschen Veranlagung und man bekommt es mit in die Wiege gelegt, oder eben nicht.
Was ist Ihr persönliches Rezept gegen Kummer? Schokolade?
Schokolade ist immer gut, aber mir persönlich geht es gleich viel besser, wenn ich raus gehe in die Sonne. Ich bin ziemlich lichtabhängig und wenn die Sonne scheint, dann ist das ein Quell der Freude für mich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich fotografiere und deshalb schönes Licht so wichtig ist für mich.
Kann man nach dem Verlust eines geliebten Menschen wieder glücklich werden?
Der Verlust bleibt, die Trauer bleibt. Bei meiner Mutter war es aber irgendwann dann so, dass sie nach dem Tod meines Vaters Dinge an sich entdeckt hat, die sie vorher nicht kannte. Sie fing an, alleine zu verreisen, kümmerte sich um Freunde. Niemand kann verlangen, dass man ein Leben lang unglücklich bleibt. Das Leben geht weiter und man muss eben wieder etwas finden, an dem man Freude hat. Meine Film-Figur hat sich eine neue Frisur machen lassen und wurde plötzlich von allen dazu beglückwünscht. Das war ihr jahrelang zuvor nicht mehr passiert, dass sie plötzlich so sehr beachtet wurde.
„Mutter zu sein, gehört zu den schönsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann“ – sagen Sie zu Ihrer Film-Tochter. Haben Sie das auch so erlebt?
Ja, das einzig Tolle, was ich in meinem Leben fabriziert habe, sind meine Kinder. Ich bin so stolz auf meine beiden Jungs. Ich wollte immer Kinder haben, am liebsten hätte ich fünf Kinder gehabt. Meine Kinder sind das Zentrum meines Glücks.
Sie werden in zwei Jahren 60. Ist das eine Zahl, die Ihnen Angst macht?
Ich muss gestehen, die 60 macht mir schon ein bisschen Angst. Die 50 hat mir aber auch Angst gemacht – und mein 30. Geburtstag war schlichtweg eine Katastrophe! Man denkt immer daran, was vielleicht nicht mehr geht. Ab 50 dachte ich: Okay, jetzt kannst du keine Kinder mehr bekommen. Andererseits gibt es keine Regeln ohne Ausnahmen. Ich habe schließlich auch mit 45 Jahren angefangen, beim Fernsehen zu arbeiten. In diesem Alter gab es für Frauen noch vor ein paar Jahren gar keine interessanten Rollen mehr. Insofern versuche ich, gelassen zu bleiben. Solange alle meine Lieben gesund bleiben, ist es mir auch egal, ob da nun die 60 oder was auch immer steht ...