Die Grüne Woche startet am Freitag mit einer neuen Rekordbeteiligung: 1800 Aussteller aus 72 Ländern sind dabei. Bis zum 26. Januar werden rund 400.000 Besucher in den Messehallen am Berliner Funkturm erwartet. Partnerland ist in diesem Jahr Kroatien.
Neben der Klimadebatte setzt die Agrarmesse dieses Jahr einen verstärkten Fokus auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Ernährung. Das Thema sei fest in der DNA der Grünen Woche verankert, sagt Messechef Christian Göke am Mittwoch. Die Bauern beschäftigen auf der Messe aber auch Fragen der künftigen EU-Förderpolitik und die Sorge, dass die für Menschen ungefährliche Afrikanische Schweinepest auch in Deutschland auftreten könnte.
Joachim Rukwied: „Nahrungsmittel brauchen mehr Wertschätzung“
Für Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, besteht die größte Herausforderung darin, den Widerspruch zwischen gesellschaftlichem Verlangen nach mehr Ökologie und Tierwohl und der fehlenden Bereitschaft, im Laden mehr dafür zu zahlen, aufzulösen.
„Nahrungsmittel brauchen mehr Wertschätzung“, fordert Rukwied. Laut Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, lässt sich nachhaltige Lebensmittelproduktion „als Megatrend des vergangenen Jahres“ feststellen. Allerdings lasse die Kaufbereitschaft noch zu wünschen übrig. Verbraucherentscheidungen hätten einen großen Einfluss auf das Angebot von Qualitätsprodukten. Aber „wenn etwas im Supermarkt nicht gekauft wird, wird es auch nicht mehr angeboten“, sagt Minhoff.
Austausch mit den Verbrauchern ist wichtig
Ganz wichtig sei deshalb der Austausch mit den Verbrauchern, so Rukwied. Mehr Kommunikation sei wichtig. Gerade dazu soll auch die Grüne Woche dienen: An der Messe nehmen demnach viele junge Landwirte teil, um den Besuchern Fragen zu beantworten. Neben dem Appell an die Verbraucher, verweist Minhoff auch mehrere Punkte, über die die Politik Verantwortung übernehmen müsse. Dazu gehören die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und Plastikverpackungen sowie die Unterstützung von Innovationen.
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Auch Rukwied fordert: „Wir brauchen mehr Planungssicherheit, Landwirte müssen wissen wohin der Weg geht. Dafür wollen wir die Grüne Woche nutzen.“ Landwirte bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. In der Landwirtschaft herrsche hochgradige Verunsicherung, das spiegle sich auch im sinkenden Investitionsvolumen der Bauern wieder, so Rukwied. Insbesondere Ausgaben in tierwohlfördernde Ställe seien rückläufig. Grund dafür sei die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage in der Landwirtschaft.
Viele Landwirte blicken pessimistisch in die Zukunft
Ein Großteil der Landwirte blicke pessimistisch in die Zukunft. Auf einer Notenskala von ein bis fünf würden Landwirte die künftige Entwicklung mit einem Wert von 3,34 bewerten, sagt Rukwied mit Verweis auf das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands.
In der Lebensmittelindustrie konnte hingegen eine Umsatzsteigerung um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden, so Minhoff. Der Umsatz für 2019 läge laut Schätzungen bei 183,4 Milliarden Euro, sowohl Inlands- als auch Auslandsgeschäfte seien im Plus. Grund dafür seien in erster Linie Preissteigerungen um 1,7 Prozent.