Berlin. Betreiber Voi lässt Hunderte Leihroller wegräumen. Die Aktion sollte für mehr Rücksicht werben – und für die Nutzung der E-Scooter.
Für die einen sind sie eine praktische Möglichkeit, schnell voranzukommen, für andere gefährliches Hindernis auf dem Gehweg – die rund 42.000 E-Scooter, die derzeit in Berlin zugelassen sind. Mit einer Aufräumaktion wollten der Verleiher Voi und die Deutsche Verkehrswacht am Freitag für mehr Rücksicht seitens der Nutzer werben – und für mehr Verständnis seitens jener, die die Roller selbst nicht nutzen.
Binnen weniger Stunden hatten rund 15 Helfer zwischen Brandenburger Tor, Hauptbahnhof und Alexanderplatz mehrere hundert Fahrzeuge von Gehwegen geräumt und an passenden oder dafür ausgewiesenen Orten aufgestellt, so Tim Schäfer vom Betreiber Voi. E-Scooter von Voi sind auch über die Jelbi-App der BVG buchbar, die von Bussen und Bahnen über E-Scooter und Leihräder bis zum Carsharing Mobilitätsangebote vereint. An vielen Bahnhöfen gibt es eigens ausgezeichnete Stellflächen.
Auch wenn nach wie vor gerade in den Innenstadtbezirken viele Fahrzeuge im Weg stehen – grundsätzlich werde das regelkonforme Abstellen der Scooter inzwischen sehr genau kontrolliert, versichert Schäfer. „Die Nutzer müssen mit einem Foto nachweisen, dass der E-Scooter richtig abgestellt wurde - eine KI wertet alle Fotos aus.“ Wer falsch parkt, könne vom Verleiher mit einer Sondergebühr von bis zu 25 Euro belangt werden, „das steht so in unseren Nutzungsbedingungen“.
E-Scooter-Fahrer riskieren bei Verstößen den Führerschein
Auch Ordnungsämter und Polizei können Ordnungsgelder oder Strafen verhängen - theoretisch, denn über die konkrete Umsetzung wird vielfach gestritten. Viele Nutzer wüssten zudem nicht, welche Regeln und Gesetze für das Fahren eines E-Scooters gelten, sagte Daniel Schüle, Geschäftsführer der Deutschen Verkehrswacht. „So ist vielen nicht bekannt, dass beim Alkohol dieselben Promillegrenzen gelten wie beim Autofahren, nicht wie beim Fahrrad. Und dass man bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung auch seinen Autoführerschein riskiert.“
Nachts müssten Nutzer eines Voi-Scooters inzwischen zunächst einen Geschicklichkeitstest am Handy ausführen, so Schäfer, bevor sie losfahren dürfen, so Schäfer. So sollten Trunkenheitsfahrten verhindert werden. Die Verkehrswacht wiederum bietet Aufklärung und Übungs-Parcours an.
Immer mehr Fahrten mit der Nutzung des ÖPNV verknüpft
Beim Aufräumen half auch Johannes Kraft, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus. E-Scooter seien kein Spielzeug, sondern könnten sinnvoller Teil des Straßenverkehrs sein, gerade auch in den Außenbezirken für die sogenannte „letzte Meile“ von Bahnhof oder Bushaltestelle nach Hause, sagte Kraft. „Eine Idee wären Abstellflächen, die über ganze Wohngebiete verteilt sind“, schlägt er vor. Aus Nutzerzahlen wisse man, dass heute rund 60 Prozent der E-Scooter außerhalb des S-Bahn-Ringes genutzt würden, so Kraft. Inzwischen würden 60 Prozent der E-Scooter-Fahrten mit der Nutzung des ÖPNV verknüpft und finde an Wochentagen statt. Die Roller seien also längst mehr als nur Spaß-Fahrzeuge für Feiernde, ergänzte Voi-Sprecher Schäfer. „Immerhin ein Fünftel der Nutzer ist älter als 45 Jahre.“