Berlin. Berlins älteste Stahlbrücke ermöglicht erstmals eine vom Autoverkehr unabhängige Verbindung zwischen westlichem Gleisdreieckspark und Südkreuz.
Künftig kann man von Kreuzberg zum Südkreuz durch den Gleisdreieckspark auf direktem Wege radeln oder verkehrs- und barrierefrei spazieren gehen. Am Mittwoch wurde die Yorckbrücke Nummer 5 eröffnet und damit der Weg vom westlichen Park über die Yorckstraße auf die Fahrrad-Schnelltrasse entlang der S-Bahn Linie S1 freigemacht.
Die Yorckbrücke 5 ist die älteste noch erhaltene der ursprünglich 45 Brücken. Eingesetzt wurde sie entweder im Jahr 1875 oder im Jahr 1883 für die Dresdner Bahn. In ihrer neuen Funktion ermöglicht sie erstmals eine vom Autoverkehr unabhängige Verbindung zwischen westlichem Gleisdreieckspark und Bahnhof Südkreuz.
Autofreie Verbindung Kreuzberg – Schöneberg war lang erwartet
An der Eröffnung nahmen mehr als Hundert Berlinerinnen und Berliner teil. Die Verbindung zwischen Kreuzberg und Schöneberg war seit langem erwartet worden. Bereits 2007 hatten Anwohner die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reiher (SPD) für die Idee begeistert. Die Yorckbrücke 5, die älteste noch erhaltene Stahlbrücke Berlins, wurde 2012 saniert, entsprach aber auch danach nicht den Anforderungen an eine begeh- und befahrbare Brücke.
Die Anwohner waren dann im Jahr 2011 an Reinhold Semer, Investor und Inhaber der Hellweg Gruppe, die an den Yorckbrücken auf Schöneberger Seite das Gelände entlang der Bahn gekauft hatte, herangetreten. Ihr Anliegen: Wenn er schon Hunderte Wohnungen auf ein Areal bauen darf, das die Anlieger lieber als Teil des Gleisdreiecksparks gesehen hätten, dann solle er sich aktiv für die Brücke einsetzen.
Kuriose Trassenführung über das Dach eines Bio-Markts
Die nun eröffnete Trassenführung mutet etwas kurios an. Denn sie führt aus dem westlichen Park hinaus auf den Parkplatz des angrenzenden Hellweg-Baumarkts und nach wenigen Metern in einer langgezogenen Kurve eine Rampe hinaus auf das Dach eines Bio-Markts. Von dort geht es über die Yorckbrücke 5, danach endet der Weg abrupt. Wer dann nicht in das Fitness-Center will, das sich vor einem auftürmt, kann in einen auf den ersten Blick wenig sichtbaren Weg nach links abbiegen und gelangt am neuen Wohnquartier Bautzener Straße vorbei auf den Fahrrad-Schnellweg zum Südkreuz.
Die Ideengeber von damals finden die Lösung nicht ganz zufriedenstellend. „Unsere Intention war eine gerade Strecke“, sagten Jutta Rekus und Matthias Seidenstücker am Mittwoch bei der Eröffnung. Sie freuten sich natürlich trotzdem über die neue Verbindung.
Glücklich waren alle Beteiligten beim ersten Spaziergang über die Brücke, nachdem das rote Band durchschnitten war: Jörn Oltmann (Grüne), Bezirksbürgermeister in Tempelhof-Schöneberg, bezeichnete die neue Verbindung als „Meilenstein beim Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes in Berlin“. Ähnlich äußerte sich Manja Schreiner (CDU), Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Clara Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, sprach von einem „großen Gewinn“ für den Fuß- und Radverkehr.
Reinhold Semer regte angesichts der aus Sicht eines Unternehmers ausgesprochen langen Dauer der Umsetzung von mehr als zehn Jahren an, dass die Berliner Behörden und auch die Deutsche Bahn doch „etwas ihre Methodik verschlanken“ mögen. Jörn Oltmann rechtfertigte das lange Verfahren mit Herausforderungen bei der Koordination so vieler Akteure und mit Haftungsfragen.