Kurfürstendamm

Kudamm Karree: Theaterchef warnt vor „Bauruine“

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Isabell Jürgens
Die Baustelle des Fürst, früher Kudamm-Karree, am Kurfürstendamm 206 -209.

Die Baustelle des Fürst, früher Kudamm-Karree, am Kurfürstendamm 206 -209.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Die Komödie am Kurfürstendamm fürchtet um ihre Spielstätte. Anlass ist der Insolvenzantrag eines Minderheitsgläubigers des Projekts.

Berlin.  Seit Monaten ruhen die Bauarbeiten auf der riesigen Baustelle am Kurfürstendamm 206 - 209. Die Finanzierungsschwierigkeiten für den Umbau des früheren Kudamm Karrees, das inzwischen „Fürst“ genannt wird, haben sich offenbar zugespitzt. Das zumindest befürchtet Martin Woelffer, Chef der Komödie am Kurfürstendamm - und warnt vor einer dauerhaften Bauruine im Herzen Berlins.

Woelffer befürchtet, dass dem Projekt inzwischen unmittelbar die Insolvenz droht. „Am Freitag wird vor dem Luxemburger Insolvenzgericht über die von einem Mindertheitsgläubiger beantragte Insolvenzeröffnung verhandelt“, so der Theaterchef. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um eine Tochtergesellschaft eines deutschen Versicherers handeln. Die Versicherung soll mit rund 50 Millionen Euro an dem Projekt beteiligt sein.

Aggregate hatte im April um Zahlungsaufschub gebeten

Das frühere Kudamm-Karree wird seit 2018 vom Entwickler Cells in ein Ensemble mit rund 183.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche umgewandelt. Rund 47.000 Quadratmeter Nutzfläche entfallen dabei auf Büros, 12.000 Quadratmeter auf Einzelhandel. Dazu kommen Gastronomie, Fitnessstudio, ein Hotel, eine Kita sowie ein Museum und ein Theater. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört das Projekt inzwischen der Aggregate Holding, die es 2021 für 1,02 Milliarden Euro erworben hat.

Erst im April dieses Jahres hatte Aggregate seine Anleihegläubiger um Zahlungsaufschub gebeten. Es geht dabei um zwei Anleihen im Nominalwert von 850 Millionen Euro, die 2024 beziehungsweise 2025 auslaufen.

Eine Antwort auf eine Morgenpost-Anfrage an Aggregate lag zunächst nicht vor.

Theaterchef hofft auf Hilfe des Berliner Senats

Eigentlich sollte die Komödie nach dem Umbau ein neu errichtetes Theater am angestammten Platz in dem Komplex beziehen können. „Bis vor Kurzem hatte ich noch die Hoffnung, dass wir Ende 2024, spätestens Ende 2025 mit der Komödie an den Kurfürstendamm zurückziehen könnten“, sagt Woelffer. Nun jedoch habe er große Sorge, dass das Projekt scheitern könnte. Und hofft auf Hilfe der Berliner Landesregierung.

„Ich appelliere an den Senat, sich dieses Projektes besonders anzunehmen. Denn wenn diese Baustelle zur Bauruine wird, steht der Kudamm vor dem Aus“, so der Intendant. „Ich bitte den Senat darum, sich mit den Investoren des Projektes an einen Tisch zu setzen und dafür zu sorgen, dass das Projekt nicht scheitert.“

Ohne feste Spielstätte sei die Zukunft der Komödie ungewiss. Schon jetzt könne die Bühne nicht kontinuierlich spielen und habe drei verschiedene Spielorte: das Theater am Potsdamer Platz, den Ernst-Reuter-Saal in Reinickendorf und den Heimathafen Neukölln. Statt 350 Vorstellungen im Jahr werde jetzt nur an 150 Tagen gespielt.