Wohnen in Berlin

So teuer sind Mieten im Berliner Umland geworden

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Isabell Jürgens
Immer mehr Berliner zieht es ins Umland, etwa nach Brandenburg an der Havel. Die Mietpreise steigen dadurch schneller als im Zentrum Berlins.

Immer mehr Berliner zieht es ins Umland, etwa nach Brandenburg an der Havel. Die Mietpreise steigen dadurch schneller als im Zentrum Berlins.

Foto: Jana Treffler

Preisvorteil schmilzt: Im Umland von Berlin ziehen die Angebotsmieten stärker an als im Zentrum. Wie teuer das Wohnen geworden ist.

Berlin.  Angesichts des Wohnungsmangels und der seit Jahren stark steigenden Mieten zieht es immer mehr Berlinerinnen und Berliner in das brandenburgische Umland. Doch der Umzug lohnt sich zumindest finanziell immer weniger. Wie eine aktuelle Auswertung von ImmoScout24 zeigt, treffen Wohnungssuchende im Umland zwar nach wie vor auf geringere Mietpreise als im Stadtzentrum. Aber die mögliche Ersparnis ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken.

30 Kilometer-Radius nur noch acht Prozent günstiger

Wie aus den Daten des Immobilienportals hervorgeht, sind die Angebotsmieten im Umland von Berlin zuletzt stärker gestiegen als in der Bundeshauptstadt selbst. Nach Angaben des Unternehmens konnten im Umkreis von 16 bis 30 Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum im Jahr 2022 noch 13,5 Prozent Miete eingespart werden. Innerhalb eines Jahres sank der Mietpreisunterschied jedoch um fast 5,5 Prozentpunkte auf nur 8,3 Prozent.

ImmoScout24 hat für die Auswertung das Brandenburger Tor als Stadtzentrum definiert. Vom Zentrum ausgehend wurden verschieden große Radien in den Schritten 0-15, 16-30, 31-50, 51-75 und 76-100 Kilometer definiert und die jeweiligen Angebotsmietpreise innerhalb dieser Radien ausgewertet. Für die Auswertung wurden alle Wohnungen zur Miete, die in diesen Radien liegen und im August 2023 auf ImmoScout24 angeboten wurden, berücksichtigt. Verglichen wurde diese Auswertung mit den Daten aus dem Jahr 2022.

Ersparnis schrumpft im nahen Umland um 627 Euro im Jahr

So wurde in Berlin innerhalb eines Radius von 15 Kilometern um das Brandenburger Tor im August 2023 in den Inseraten durchschnittlich eine Kaltmiete von 14,96 Euro (2022: 14,57 Euro) je Quadratmeter und Monat verlangt. In dem Radius, in dem etwa auch die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam liegt, waren es dagegen 13,73 Euro (2022; 12,57 Euro). Während 2022 in diesem Umkreis für eine 70-Quadratmeter-Wohnung jährlich 1680 Euro weniger Miete aufgerufen wurden als im Stadtzentrum, ist diese Möglichkeit des Einsparens damit um 627 Euro auf 1033 Euro jährlich gesunken.

Nach wie vor ist das Einsparpotenzial im weiteren Metropolenraum deutlich größer. In einer Entfernung von 31 bis 50 Kilometer liegen beispielsweise die Städte Eberswalde und Luckenwalde. Dort beträgt die Mietersparnis mit durchschnittlich 11,92 Euro je Quadratmeter und Monat zwar immerhin 20 Prozent. Im Vorjahr betrug der Mietabstand jedoch noch 22,8 Prozent (2022: 11,25 Euro je Quadratmeter und Monat).

Drastisch verringert ist der Abstand im Bereich ab 76 Kilometer

Noch weiter entfernt vom Berliner Stadtzentrum, in einem Radius von 51 bis 75 Kilometern, liegen die Städte Rathenow und Brandenburg an der Havel. Dort liegen die Angebotsmieten aktuell bei durchschnittlich 9,68 Euro und damit rund 35 Prozent unter der in Berlin verlangten Miete. Allerdings ist auch in diesem Bereich der Abstand zum Berliner Mietenniveau geschrumpft: 2022 lag die Differenz noch bei 39,6 Prozent (8,80 Euro).

Wer bereit ist, 76 bis 100 Kilometer zu pendeln, trifft auf eine noch geringere Angebotsmiete. Aktuell werden in den Inseraten im Durchschnitt 8,81 Euro aufgerufen. Damit liegt das Preisniveau 41 Prozent unter dem im Berliner Stadtzentrum. Im Vorjahr dagegen betrug der Preisabstand sogar 57,4 Prozent (2022: 7,43 Euro) und machte damit einen Umzug etwa nach Frankfurt (Oder) wesentlich attraktiver.

„Situation im Umland spitzt sich zu“

„Im Umland der Metropolen ist das Angebot an Mietwohnungen nach wie vor größer und auch günstiger. Wir sehen allerdings, dass sich die Situation im Umland zuspitzt und die Mieten teilweise schneller steigen als in den Metropolen“, so Gesa Crockford, Geschäftsführerin ImmoScout24. Mieterinnen würden aufgrund des angespannten Mietmarkts zunehmend auf das Umland ausweichen. „Am deutlichsten ist dies in Berlin und Umgebung zu beobachten – dem wohl angespanntesten Wohnungsmarkt Deutschlands“, so Crockford weiter.

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Zum Vergleich: So können Mieterinnen und Mieter in einem Umkreis von 16 bis 30 Kilometer vom Düsseldorfer Stadtzentrum durchschnittlich 27 Prozent einsparen. Im Hamburger Umland finden Mietsuchende, wie im letzten Jahr auch, bis zu 21 Prozent geringere Angebotsmieten vor. Der Durchschnitt aller sieben untersuchten Metropolen - neben Berlin, Düsseldorf und Hamburg wurde auch die Mietentwicklung in Frankfurt am Main, Köln München und Stuttgart ausgewertet – findet im 16-30-Kilometer-Radius im Schnitt eine über 18 Prozent geringere Miete.