Berlin. Die Farbattacke auf das Brandenburger Tor durch Mitglieder der Letzten Generation sorgt für Empörung: Über die Parteigrenzen hinweg wird das Besprühen der Säulen des Berliner Wahrzeichens verurteilt. Zugleich fragen sich viele: Warum griff die Polizei nicht früher ein? Steht das Brandenburger Tor unter besonderem Schutz? Hätten Beamte die Aktion nicht früher unterbinden können?
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Unmittelbar nach der Farbattacke hatte die Letzte Generation am Sonntag selbst ein Video der Aktion beim Twitter-Nachfolger X veröffentlicht. Der siebensekündige Ausschnitt ist geschickt gewählt: Er zeigt, wie zwei Aktivisten mit Feuerlöschern scheinbar unbehelligt die Säulen besprühen. Polizisten sind in dem kurzen Clip nicht zu sehen:
Brandenburger Tor: Dramatisches Video zeigt Einsatz der Berliner Polizei
Ein weiteres Video aus der Gegenperspektive zeigt, dass das Besprühen der Säulen offensichtlich Teil einer größer angelegten Störaktion war. In den dramatischen Szenen ist zu sehen, wie drei Aktivisten auf dem Platz des 18. März, der Rückseite des Brandenburger Tors, auf einer Hebebühne emporfahren wollen. Laut Polizei wollten sie so auf das Brandenburger Tor klettern. Zwei Polizisten hindern sie daran. "Das Ding runterfahren", ruft einer der Polizisten mehrere Male und zwingt dabei einen der Aktivisten auf die Knie. Ein zweiter Beamter hängt waghalsig von außen am Geländer und versucht, die Hebebühne zu stoppen.
Plötzlich schwenkt die Kamera um 180 Grad. Der unbekannte Filmer hält jetzt auf den Pariser Platz, wo die zwei Aktivisten gerade ihre Sprühaktion starten. Aus dieser Perspektive ist nun zu sehen, wie schnell die Polizei reagiert. Innerhalb von Sekunden schlagen Beamte den Aktivisten die Feuerlöscher aus den Händen und verhindern damit weitaus größere Schäden am Brandenburger Tor.
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Letzte Generation hatte Spitze des Weihnachtsbaums gekappt
Mit einer Hebebühne am Brandenburger Tor hatte die Letzte Generation bereits kurz vor dem vergangenen Weihnachtsfest für Aufmerksamkeit gesorgt. Damals hatten Aktivisten die Spitze des Weihnachtsbaums am Pariser Platz gekappt. Die Aktion ereignete sich damals vor den Augen von Polizisten, die wegen erwarteter Blockaden vor dem Brandenburger Tor im Einsatz waren. Die Beamten waren aber zunächst von einer Routinekontrolle ausgegangen und griffen deshalb nicht ein, hieß es damals.
Damals hatte es heftige Kritik an dem zögerlichen Zugriff der Polizisten gegeben. In der Senatsinnenverwaltung hielt man sich in den Tagen vor Weihnachten allgemein: "Der Bedeutung des Pariser Platzes trägt die Polizei Berlin Rechnung", sagte ein Sprecher. Ständig vor Ort sind die für den Schutz der Botschaften abgestellten Kräfte des Zentralen Objektschutzes (ZOS), die zwar auch bewaffnet sind. „Bei Straftaten ohne konkreten Bezug zum zu schützenden Objekt verfügen sie hingegen über keine speziellen Befugnisse“, hieß es damals von der Polizei.
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