Berlin. Seit 120 Jahren laviert Berlin nunmehr an einer anständigen Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) herum. Damit will ich nicht sagen, dass die heutige nicht sehr gute Arbeit macht – sie ist ja erfolgreich und ihre Nutzer*innen so geduldig, dass Teile der Berliner Politik nun denken, man kann alles so lassen, wie es ist. Aber Erfolg und Geduld zu haben heißt nicht, dass es so weitergehen kann!
Die beiden Standorte der ZLB sind völlig überlastet und dazu noch marode, wie auch die letzten Wetterereignisse wieder drastisch zeigten. Jetzt wird unverständlicher Weise von der kulturpolischen Sprecherin der SPD ein Konflikt zwischen der Entwicklung von Bezirksbibliotheken und der ZLB aufgemacht.
Der Ruf nach Stärkung der bezirklichen Bibliotheksstrukturen ist aber nicht neu – und er wurde auch erhört: In der letzten Legislatur hat sich Berlin eine Bibliotheksentwicklungsplanung gegeben, an dessen Verwirklichung in diesem Jahr mit den beschlossenen Zielvereinbarungen zwischen Land und Bezirken bereits kräftig gearbeitet wird!
In der Planung sind unter anderem die Notwendigkeit und die Zusage verankert, Berlins bezirkliche Bibliotheken technisch zu modernisieren, in Personal und Medienbestand zu investieren, sie in die Stadtgesellschaft zu öffnen und sie vollumfänglich dazu in die Lage zu versetzen. Diese Bibliotheksentwicklungsplanung beinhaltet aber auch die Notwendigkeit eines neuen Hauses für die ZLB, die größte der öffentlichen Bibliotheken.
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Der Aufruf „ZLB in die Friedrichstraße“ hat bereits 700 Unterzeichner*innen
Hinzu kommt, dass die jetzige Koalition den Akteur*innen der Berliner öffentlichen Bibliotheken gerade den Entwurf eines Bibliotheksgesetzes zur Stellungnahme übergeben hat. Großartig, denn hier soll Bibliothek Pflichtaufgabe für Land (!) und Bezirke werden. Der Aufruf der ZLB „Eine Jahrhundertchance für Berlin – ZLB in die Friedrichstraße“ hat bereits 700 Unterzeichner*innen.
Unter ihnen finden sich unter anderem Leiter*innen der Bezirksbibliotheken ebenso wie die vieler anderer Bibliotheken der Stadt, Leiter*innen bedeutender Häuser, die Synergieeffekte erkennen, Nutzer*innen und Unterstützer*innen aus der Politik. Die von der SPD-Abgeordneten Melanie Kühnemann-Grunow nun wieder ins Spiel gebrachten landeseigenen Liegenschaften ICC, beziehungsweise Flughafengebäude Tempelhof wurden bereits 2015 durch die Ergebnisse der Standortuntersuchung und 2016 durch die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung als absolut ungeeignet für eine Neue Zentral- und Landesbibliothek identifiziert.
Hinzu kommt – die in den Medien kolportierten Zahlen für das Q 207 sind spekulativ. Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement BIM hat den Auftrag der Prüfung, die anstehenden Aufgaben für einen möglichen Umzug ins Q 207 in der Friedrichstraße zu identifizieren sowie eine seriöse Kostenschätzung abzugeben. Die ist abzuwarten. Und dann sollte Berlin springen und eine Lösung auch für die Finanzierung finden. Wenn es dazu kommt, könnte das der Befreiungsschlag für die lange schon notwendige neue ZLB sein. Besser könnte dieses großartig in der Friedrichstraße gelegene Luxuskaufhaus doch nicht nachgenutzt werden und ökologischer als ein Neubau ist das allemal!
Der dbv-Landesvorstand unterstützt die Idee des CDU-Kultursenators „vorbehaltlos“
Es ist ein Ort, der den Trubel einer Bibliothek als neues Wohnzimmer der Stadt gut gebrauchen könnte und bei dem sich Tausende Nutzer*innen täglich treffen könnten, ein Ort, an dem sich die Stadtgesellschaft die Stadtmitte zurückholt!
Ich möchte hier für den dbv-Landesvorstand erklären, dass wir die Idee des Kultursenators Joe Chialo (CDU) vorbehaltlos unterstützen, und wir wissen da viele an unserer Seite.
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