Berlin. Zwischen Berlin und Kiew besteht nun offiziell eine Städtepartnerschaft. Was Wegner und Klitschko besprochen haben.

Es ist die erste neue Partnerstadt für Berlin seit mehr als 20 Jahren – und nach den Worten von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) habe er sich dafür keine andere Stadt vorstellen können als Kiew. Am Donnerstag ist Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko nach Berlin gereist und hat mit seinem Amtskollegen Wegner die entsprechende Erklärung im Roten Rathaus unterzeichnet. Er freue sich riesig, wieder in Berlin zu sein, sagte Klitschko. Dass zwei Hauptstädte diese neue Partnerschaft unterzeichnet haben, habe eine symbolische Bedeutung. „Und gemeinsam sind wir doppelt so stark“, so Klitschko, der Wegner auch zu einem Gegenbesuch einlud. „Herzlich willkommen in Kiew“, sagte er.

Dass mit Kiew eine neue Städtepartnerschaft geschlossen werden soll, hatte sich die schwarz-rote Berliner Koalition bereits in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen. Am Donnerstag empfing Wegner seinen Kollegen Klitschko zunächst am Brandenburger Tor und spazierte mit ihm über den menschenleeren Pariser Platz, bevor es für sie zum Roten Rathaus weiterging. Das Brandenburger Tor sei ein Symbol für Teilung und Wiedervereinigung, wie auch für Freiheit und Frieden, sagte Wegner. Er hoffe, dass die Botschaft in der Ukraine und bei den Menschen in Kiew ankomme, „dass Freiheit und Frieden möglich sind“.

Berlin will von Kiew etwas im Bereich der Digitalisierung lernen

Bei der Unterzeichnung der neuen Städtepartnerschaft sicherte Wegner Kiew und der Ukraine weitere Unterstützung zu. „Wir stehen fest an Ihrer Seite, weil Sie den Kampf für uns alle führen. Es geht nicht nur um die Ukraine, sondern um ein freies Europa“, sagte er. Die Unterstützung betreffe gerade den humanitären Bereich und die geflüchteten Menschen, die in Berlin ankommen, aber es gehe auch im die Infrastruktur. Auch nach dem Krieg werde man von Berlin aus am Wiederaufbau in der Ukraine mitarbeiten, so Wegner, der zugleich betonte, dass die Bundeshauptstadt auch viel von Kiew lernen könne – beispielsweise im Bereich der Digitalisierung.

In seiner Ansprache zog der CDU-Politiker auch Parallelen zwischen Berlin und Kiew, verwies auf Berlins Bekanntheit als Stadt der Freiheit. „Ich bin ganz sicher, Kiew wird demnächst auch die Stadt der Freiheit und alsbald auch die Stadt des Friedens sein. Das wird unsere beiden Städte immer verbinden“, so Wegner.

Vitali Klitschko: „Wir verteidigen jeden von euch“

Vitali Klitschko äußerte sich dankbar über die Unterstützung, die Kiew und die gesamte Ukraine aus Deutschland bekommen. Er sprach ebenfalls die Hilfe für die Flüchtlinge aus dem Land an, aber auch die wirtschaftliche und die militärische Hilfe, die „lebenswichtig“ für die Ukraine sei, so Klitschko, der seit 2014 Bürgermeister von Kiew ist. „1000 mal danke“, sagte er in seiner auf Deutsch gehaltenen Ansprache.

Sicherheit spielt eine große Rolle beim Besuch in Berlin: Polizeikräfte beobachten von einem Dach den Pariser Platz während der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, den Bürgermeister von Kiew (Ukraine), Vitali Klitschko, begrüßt.
Sicherheit spielt eine große Rolle beim Besuch in Berlin: Polizeikräfte beobachten von einem Dach den Pariser Platz während der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, den Bürgermeister von Kiew (Ukraine), Vitali Klitschko, begrüßt. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Klitschko hob ebenfalls hervor, dass es bei dem Krieg, der inzwischen seit mehr als anderthalb Jahren andauert, nicht nur um die Ukraine gehe. „Wir kämpfen für unsere Zukunft und die europäische Zukunft“, sagte Klitschko, die Menschen in der Ukraine verteidigten nicht nur ihre Familien und Häuser. „Wir verteidigen jeden von euch“, betonte er. „Jeder in Europa wünscht sich Frieden. Das ist das wichtigste Ziel von jedem von uns. Und wir müssen alles machen, um Frieden in die Ukraine und nach Europa zurückzubringen. Dafür kämpfen wir.“

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Berlins Städtepartnerschaft mit Moskau ruht zurzeit

Das Land Berlin unterhält auch Partnerschaften mit 17 anderen Städten auf der ganzen Welt, die größtenteils unmittelbar vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 abgeschlossen wurden. Dazu gehören zum Beispiel Budapest, Jakarta, London, Los Angeles und Tokio, vom schwarz-roten Senat wird außerdem eine weitere neue Partnerschaft mit Tel Aviv angestrebt. Die Städtepartnerschaft mit Moskau ruht vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dagegen zurzeit.

Bei seinem ersten Auslandsbesuch hatte Kai Wegner Anfang Juni Berlins Partnerstadt Warschau besucht, auch bei dieser Wahl spielte unter anderem der Krieg in der Ukraine eine Rolle. Wegner hatte damals erklärt, dass die polnische Hauptstadt eine „unermessliche Verantwortung“ trage und mit Blick auf die Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine Großes leiste.

Am Donnerstagvormittag, vor dem Treffen mit Klitschko, hat Wegner außerdem mit Joseph Uapingene den Bürgermeister der Berliner Partnerstadt Windhuk, der Hauptstadt Namibias, im Roten Rathaus empfangen, der sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Wegner und Uapingene unterzeichneten außerdem den „Action Plan“ zur künftigen Entwicklung der seit 2000 bestehenden Partnerschaft. Dabei geht es unter anderem um eine Zusammenarbeit in den Bereichen Smart City, Erinnerungskultur, Start-ups und Wirtschaft.