Sanierungsfall

Polizeigewerkschaft warnt: Liegenschaften werden zur Gefahr

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Der Sanierungsstau an den Liegenschaften sorgt auch in Tempelhof für nicht unerhebliche Beeinträchtigungen bei den Beschäftigten.

Der Sanierungsstau an den Liegenschaften sorgt auch in Tempelhof für nicht unerhebliche Beeinträchtigungen bei den Beschäftigten.

Foto: GdP Berlin / BM

Der Sanierungsstau führt zu Sicherheitsrisiken und Gesundheitsgefahren. Warum die Lage in Tempelhof besonders schlimm ist.

Berlin.  Schimmel, undichte Fenster, bröckelnde Fassaden. In ganz Berlin werden die Liegenschaften der Polizei und der Feuerwehr Tag für Tag mehr und mehr zu schweren Sanierungsfällen, die dringend angegangen werden müssen. Besonders schlimm aus Sicht der Berliner Polizeigewerkschaft GdP: Die Gebäude der Polizeidirektion 4, die die Verwaltungsbezirke Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf sowie den südlichen Teil Neuköllns umfasst.

Mit einem Hilferuf hat sich die GdP nun an die Öffentlichkeit gewandt und auf den Zustand der Objekte hingewiesen, die immer weiter auseinanderfallen und dadurch auch zu einem wachsenden Sicherheitsrisiko für die Beschäftigten werden. „Genau genommen ist die ganze Direktion 4 ein kompletter Sanierungsfall, kaum ein Gebäude ist ohne Mängel“, sagt GdP-Landeschef Stephan Weh. „Berlin hat zwar ein tolles neues Anti-Terror-Zentrum und eine Kotti-Wache. Ehrlicherweise aber haben wir auf etlichen Dienststellen von Spandau bis Hellersdorf Sicherheitsrisiken und Gesundheitsgefahren, die niemand mehr leugnen kann.“

Polizeigewerkschaft fordert umfassendes Sanierungskonzept

Berlin brauche daher endlich ein umfassendes Sanierungskonzept für die Liegenschaften der Polizei sowie des gesamten öffentlichen Dienstes. Außerdem solle Berlins Politik der Berliner Immobilienmanagement Gmbh (BIM) im Haushalt mehr Gelder bereitstellen, sodass sie als Vermieter den Standard der Liegenschaften verpflichtend erhöhen muss.

„Wir brauchen Verbesserungen, ohne dass dafür andere Sachen im Polizei- beziehungsweise Feuerwehrhaushalt gestrichen werden und herunterfallen“, so Weh. „Wir brauchen funktionierende Sanitäranlagen und Fahrstühle, flächendeckend Klimaanlagen und Trinkwasserspender auf allen Dienststellen.“

Dringendes Projekt „Neue Mitte Tempelhof“ wurde verschoben

In der Direktion 4 kommt erschwerend hinzu, dass das Bauprojekt „Neue Mitte Tempelhof“ - immerhin eines der 14 beschlossenen Stadtquartiere Berlins - nicht mehr in der Investitionsplanung des Landes Berlin bis 2026 enthalten ist und offenbar auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Die Finanzierung des Projekts, in welchem nahe des historischen Rathauses Tempelhof neben 500 Wohnungen auch eine Stadtbücherei, ein Schwimmbad und eben das Gebäude des Polizeiabschnitts 44 neu entstehen sollte, scheint jedenfalls nicht mehr gesichert. Für das Quartier sollte unter anderem auch der defizitäre Bestandsbau der Polizei eigentlich abgerissen werden. Das voraussichtliche Investitionsvolumen wurde 2019 mit 185 Millionen Euro beziffert.

Abfallende Fassadenteile sorgen für Probleme

„Wir bedauern es sehr, dass das Projekt Neue Mitte Tempelhof ins Koma verfrachtet wurde, weil der angedachte Neubau des Abschnitts 44 dringend notwendig wäre“, sagt auch GdP-Landeschef Weh. „Wir haben undichte Fenster, es zieht im Winter, wird im Sommer kochend heiß, die Sanitäranlagen sind katastrophal, die Bausubstanz zerfällt immer mehr.“ Es gehe aber nicht nur allein um die Götzstraße. In Berlin habe es Tradition, dass an einen angedachten Neubau gleich stadtweit Hoffnungen, Personal und die Zukunft anderer Gebäude gehängt werden.

Zum Weiterlesen:Berliner Polizei beklagt Nachwuchsmangel im höheren Dienst

„Im Neubau sollten nämlich auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen des noch schlimmeren Abschnitts 42 an der Hauptstraße unterkommen“, so Weh. „Ein Standort, in dem seit Anfang des Jahres die Heizungsanlage komplett kaputt ist, den die BIM eigentlich schon vor Jahren aufgegeben hat und der jetzt von der Polizei auf nicht absehbare Zeit weitergenutzt werden muss, während er den Beschäftigten unter dem Hintern wegschimmelt.“

Mittlerweile seien dort wie auch an anderen Gebäuden in Berlin Fassadenteile heruntergekommen, wodurch Kolleginnen und Kollegen nur noch über einen Baugerüsttunnel sicher in den Abschnitt gelangen könnten, warnt der GdP-Chef.