Berlin. Heute will die Letzte Generation mit einem Protestmarsch in Moabit auf die Straße gehen. Welche weiteren Pläne es gibt.
Die Letzte Generation ist zurück in Berlin und hat ihre angekündigten Proteste gestartet. Am Mittwoch demonstrierten die Anhänger der Gruppierung in Berlin-Mitte. Sie zogen in bewusst langsamen Schritttempo von der Reformationskirche in Moabit über die Turmstraße zum Hauptbahnhof. Dort unterbrachen sie den Verkehr über eine Stunde, zunächst mit einer Kundgebung. Nachdem die Versammlung für beendet erklärt wurde, setzten sich die Aktivisten auf die Fahrbahn bis sie teilweise weggetragen wurden. Die Polizei sprach von rund 200 Teilnehmern.
„Wir wollen Druck auf die Bundesregierung und Olaf Scholz ausüben“, sagte der Klimaaktivist Raphael Thelen der Berliner Morgenpost. Der Bundeskanzler müsse anerkennen, dass es eine physikalische Notwendigkeit gebe, bis 2030 aus allen fossilen Brennstoffen auszusteigen. Dies müsse er auch so kommunizieren und anschließend entsprechend handeln, so Thelen weiter. Die Bundesregierung peilt übrigens das Jahr 2045 für eine klimaneutrale Wirtschaft an. Doch wie die Gesellschaft mitnehmen? „Unserer Adressat ist immer die Bundesregierung. Die Bevölkerung kann gar nichts machen, wenn die Regierung ihr nicht den Rücken frei hält“, sagte Thelen weiter.
Letzte Generation stößt auf Verständnis und Abneigung
Bereits am Vormittag hatten die Aktivisten in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ihre Motivation erklärt, wieder auf die Straße zu gehen. Darin hieß es, „weil wir eine Wende einleiten wollen und müssen – raus aus der politischen Ohnmacht, rein in ehrliche Klimapolitik.“
Während des Protestmarsches verteilten Aktivisten Flyer an Passanten. In Gesprächen warben sie um mithilfe für kommende Aktionen sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Bei einigen stießen sie auf Verständnis, etwa bei drei junge Frauen. Sie bezeichneten den Protest etwa als „toll“. Eine junge Mutter versicherte einer Demonstrantin, sie werde darüber nachdenken, einen Aktivisten in der Wohnung aufzunehmen.
Doch bei vielen Menschen löste die Aktion Kopfschütteln aus – in erster Linie bei Autofahrern, die wegen des Protestzugs warten mussten. Rund um die Turmstraße kam es zu kurzzeitigen Staus. Einige Verkehrsteilnehmer wirkten genervt. „Wegen euch komme ich nicht nach Hause“, rief ein Mann aus seinem Fahrzeug. Längere Wartezeiten mussten die Autofahrer am späteren Nachmittag auch rund um den Berliner Hauptbahnhof in Kauf nehmen.

„Dauerhafte Proteste“ sollen an Weihnachten ruhen
Der heutige Protestmarsch ist so etwas wie ein Vorbote, was Berlin in den kommenden Wochen erwarten könnte. „Es sind so viele Menschen wie noch nie“, sagte der Thelen. Viele Aktivisten würden in den nächsten Tagen in Berlin ankommen. Er erneuerte auch die Aussage der Sprecherin der Letzten Generation, Carla Hinrichs. „Der Protest ist dauerhaft angesetzt“, sagte er. Nur an Weihnachten soll es eine kurze Pause geben.
Vergangene Woche kündigte Hinrichs an, dass „Hunderte Menschen“ aus ganz Deutschland an den Protesten teilnehmen werden. „Wir werden Berlin nicht verlassen, bis die politische Wende da ist“, sagte sie.
Letzte Generation in Berlin: Einblick in die Inventarliste
Bei der Pressekonferenz vor dem Bundeskanzleramt gab sie auch einen Einblick in die Inventarliste für die kommenden Aktionen. Hinrichs sprach unter anderen von Masken und Tomaten sowie landwirtschaftlichem Gerät und natürlich Kleber. Einen Vorgeschmack gab es ebenfalls an diesem Mittwoch. Vor dem Hauptbahnhof führten einige Aktivisten mit Scholz-Masken verkleidet einen satirischen Sketch auf. Eigentlich sollten bei dem Auftritt Tomaten zum Einsatz kommen, die wurden aber nach Angaben der Aktivisten im Vorfeld von der Polizei beschlagnahmt.
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Am Freitag unterstützt die Gruppierung den Globalen Klimastreik. Für das Wochenende sind verschiedene Trainings für die Aktionen geplant. Dann starten die „dauerhaften“ Proteste in Berlin. Nach der ersten Aktionswoche ab kommenden Montag sind die weitere Protestwochen für die Zeiträume vom 23. bis zum 27. Oktober und vom 27. November bis zum 1. Dezember vorgesehen.
Die Letzte Generation protestiert seit dem Frühjahr 2022 in vielen deutschen Städten mit Straßenblockaden, bei denen sich Teilnehmer an der Fahrbahn festkleben. Autofahrer reagieren oft wütend und teils auch mit Gewalt. Die Demonstranten werden regelmäßig von der Polizei von den Straßen entfernt, viele wurden wegen Nötigung und anderer Delikte verurteilt.
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