Berlin. In Berlins Freibädern kommt es seit Jahren immer wieder zu Gewaltvorfällen. Teilweise mussten Bäder sogar geräumt werden.
Die 16 Sommerbäder in Berlin haben in den vergangenen drei Jahren insgesamt 3,6 Millionen Euro für private Sicherheitsdienste ausgegeben. Allein in diesem Jahr werden es den Prognosen der Wasserbetriebe nach rund zwei Millionen Euro sein – so viel wie nie zuvor. Allein 2023 entfielen bislang 147.000 Euro auf das Sommerbad Kreuzberg (Prinzenbad). Das geht aus der Antwort der Innenstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini auf eine Anfrage der AfD hervor.
Insgesamt gab das Prinzenbad mit 660.000 Euro in den vergangenen drei Jahren das meiste Geld für private Sicherheitsdienste aus, gefolgt vom Sommerbad Neukölln (597.000 Euro) und dem Sommerbad Pankow (441.000). Allerdings fehlen in den Angaben die Zahlen von August, in denen der Sicherheitsaufwand in den Freibädern noch einmal hochgefahren wurde.
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Freibäder in Berlin: Sicherheitsmaßnahmen werden nach Saisonende ausgewertet

„Wir werden am Saisonende die Sicherheitsmaßnahmen auswerten und bewerten, wenn die Schlussabrechnung vorliegt“, sagte der Sprecher der Bäderbetriebe, Matthias Oloew, am Wochenende der Berliner Morgenpost. Zusammen mit der Polizei werde dann das weitere Vorgehen für das kommende Jahr geplant. In den meisten Bädern sind die Sicherheitskosten in den vergangenen drei Jahren jeweils angestiegen. Allein das Strandbad am Tegeler See und das Sommerbad Lichterfelde verzichteten weitgehend auf die Rekrutierung privaten Sicherheitspersonals.
In den vergangenen Wochen war es in verschiedenen Freibädern immer wieder zu Schlägereien gekommen, teilweise wurden die Bäder geräumt, weil die Lage außer Kontrolle geriet. Immer wieder musste die Polizei eingreifen, weil das vorhandene Sicherheitspersonal überfordert war. Angreifer gingen teilweise mit Schlagwaffen und Reizgas gezielt auf Wachleute los. Als Reaktion darauf sind seither in verschiedenen Freibädern die Großrutschen und Sprungtürme geschlossen, weil sie häufig im Zentrum der Streitigkeiten stehen.
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Ausweispflicht und Videoüberwachung soll Sicherheit in Freibädern erhöhen

Aus Sicht der AfD sollte härter gegen Krawalltäter in Schwimmbädern vorgegangen werden. „Über die Eintrittspreise und die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt müssen alle Berliner die steil ansteigenden Kosten dafür bezahlen, dass meistens jugendliche Täter die Freibäder regelmäßig zur Kampfzone machen“, sagte die AfD-Abgeordnete Jeannette Auricht, die die Anfrage gestellt hat. „Das ist inakzeptabel.“
Um die Krawalle in den Griff zu bekommen, hatten die Bäderbetriebe vorübergehend eine Ausweispflicht eingeführt. In den besonders betroffenen Bädern in Pankow und Kreuzberg ist zudem eine Videoüberwachung im Eingangsbereich geplant. Zuvor hatten die Beschäftigten des Columbiabades in Neukölln einen Brandbrief an die Geschäftsführung geschrieben und über die unhaltbaren Zustände geklagt. Wegen des hohen Krankenstandes musste das Bad vorübergehend schließen. Forderungen, wonach die Polizei vermehrt für Sicherheit sorgen soll, wurden jedoch zurückgewiesen. Die Polizei könne nicht zusätzlich in den Freibädern auf Streife gehen, hieß es.
In den vergangenen Jahren wurden 1300 Hausverbote erteilt

Wegen diverser Vorkommnisse haben die Berliner Bäder-Betriebe in den vergangenen fünf Jahren insgesamt fast 1300 Hausverbote ausgesprochen. 211 Hausverbote haben die Bäder-Betriebe allein in Pankow in den vergangenen fünf Jahren erteilt. Mehr als doppelt so viele wie im Sommerbad am Insulaner, das in der Aufstellung der Senatsinnenverwaltung mit 102 Fällen auf Platz zwei liegt. An dritter Stelle rangiert das Columbiabad in Neukölln, wo 94 Besucher nicht mehr erscheinen dürfen.
Sommerbäder hatten am Wochenende länger geöffnet

Wegen der hochsommerlichen Temperaturen hatte das Sommerbad Gropiusstadt in Neukölln dieses Wochenende vorübergehend wieder geöffnet. Eigentlich sei das Freibad seit dem 3. September geschlossen, sagte ein Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe (BBB). Insgesamt 19 Strand- und Sommerbäder öffneten an diesem Wochenende noch einmal und luden zum Baden und Plantschen ein.
Einige Freibäder boten sogar verlängerte Öffnungszeiten an. Die Sommerbäder Humboldthain und Wannsee haben jeweils eine Stunde länger auf und schließen erst um 18 Uhr (Humboldthain) beziehungsweise 19 Uhr (Wannsee). Im Sommerbad Olympiastadion kann sich immerhin eine halbe Stunde länger gesonnt werden - es hat bis 18.30 Uhr geöffnet.