Berlin. Charlotte May ist im dritten Lehrjahr Bäckerin. Warum sie ihren Beruf liebt und wie ihr Arbeitsalltag aussieht.
Vor dem Laden steht am Freitagmorgen die Kundschaft Schlange. In der Backstube ist es mollig warm. Charlotte May holt fertige Schrippen aus dem großen Ofen und lädt ungebackene nach. „Die Arbeit am Ofen macht mir schon sehr viel Spaß“, sagt die 18-Jährige.
May ist im dritten und letzten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Bäckerin. „Sie wirft schon den ganzen Laden allein“, sagt ihr Chef Ulrich Kienzl von der Bäckerei Siebert in Prenzlauer Berg zwinkernd. Bevor May an diesem Tag für den Ofen zuständig ist, hat sie bereits ihren Kollegen beim Pfannkuchen backen abgelöst und Marmelade angerührt. Außerdem komme freitags immer die Lebensmittellieferung, die sie mit einräume, erklärt die junge Frau.
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Zwar sei die Struktur, der Ablauf, immer ähnlich, langweilig scheint es trotzdem nie zu werden. Zu Mays Aufgabenbereichen gehört es den Teig anzufertigen, ihn zu Brötchen aufzuarbeiten und diese dann wiederum „abzubacken“. Auch Kuchen und Kekse stellt sie her. Und hin und wieder helfe sie dem Seniorchef beim Tortenmachen, erklärt die Bäckerauszubildende. „Zum Schluss, zum Feierabend hin mache ich aber eigentlich immer den Ofen.“ Doch Ofen bedeutet nicht nur Backen, sondern auch Saubermachen. Denn das gehört genauso zu ihrem Beruf: „Es fällt automatisch an, da überall Mehlstaub rumfliegt.“
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Das Praktikum in der Bäckerei hat sie überzeugt
Als Kind sei Eisverkäuferin ihr Traumjob gewesen. In der 9. Klasse hätte sie ein Praktikum in der Eisherstellung gemacht, in der 10. Klasse dann bei der Bäckerei Siebert: „Mir hat das Praktikum hier so gut gefallen, dass ich gesagt habe, hier möchte ich meine Ausbildung anfangen“, so die angehende Bäckerin, die nach der 10. Klasse mit Mittleren Schulabschluss ihre Ausbildung begonnen hat.
Das Praktikum hätte ihr sehr geholfen. „Ich würde mindestens eine Woche Praktikum empfehlen, dass man einen wirklichen Eindruck bekommt und die Abläufe kennenlernt.“ Eigentlich mag sie alles an ihrem Beruf. Besonders freut sie sich, dass sie mitbekommt, wie sich ihre Brötchen verkaufen: „Teilweise bekomme ich auch das Feedback der Kundschaft mit, wenn ich die Schrippen nach vorne bringe. Das ist toll.“
Einzig das frühe Aufstehen sei zu Beginn schwer gewesen. „Ich bin eigentlich ne Nachteule“, erzählt May, deren Schicht meist von 5 bis 13 Uhr geht. Allerdings komme es auch vor, dass sie noch früher anfangen müsse. Besonders empfehlen kann May Splitterbrötchen und Mohnzopf, die seien schon seit Kindheitstagen ihre Lieblingsgebäcke. „Wir kennen den Bäcker hier seit Jahren. Papa hat früher hier immer samstags die Schrippen geholt. Jetzt bringe ich die Brötchen nach der Schicht nach Hause.“