Berlin. Die BVG hat ihre Ausbildungskapazitäten vergrößert. Azubis arbeiten mit modernster Technik. Am Donnerstag gab es Besuch vom Kanzler.

Es riecht noch nach Baustelle in den Fluren des neuen Ausbildungs-Campus der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Charlottenburg. Erst am vergangenen Freitag wurde der Neubau am Machandelweg eröffnet, wodurch die Ausbildungskapazitäten deutlich aufgestockt wurden. Am Donnerstag machte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Bild vor Ort und nutzte die Gelegenheit, seine Idee gegen den Fachkräftemangel zu bewerben.

„Den Kolleg*innen, die jetzt bei der BVG einsteigen, bieten wir nicht nur eine qualitativ erstklassige Ausbildung“, so BVG-Personalvorständin Jenny Zeller. „Wir bieten ihnen auch eine sichere Zukunftsperspektive, denn alle erfolgreichen Auslerner*innen bekommen bei uns ein Angebot für einen unbefristeten Arbeitsvertrag.“

44 Prozent mehr Nachwuchskräfte

Hinzu komme die Sinnhaftigkeit und die Perspektive der Berufe bei der BVG, wie Betriebsvorstand Rolf Erfurt in einer Pressemitteilung betont. „Gemeinsam mit allen fast 16.000 alten und neuen Kolleg*innen gestalten wir aktiv die Mobilität in unserer Stadt und leisten damit unseren Beitrag für eine lebenswerte Zukunft.“

Bundeskanzler Scholz sprach am Donnerstag mit BVG-Nachwuchskräften, die gerade in die Ausbildung am neuen Standort starten.
Bundeskanzler Scholz sprach am Donnerstag mit BVG-Nachwuchskräften, die gerade in die Ausbildung am neuen Standort starten. © dpa | Michael Kappeler

Das Angebot scheint verlockend zu sein: Laut BVG haben sich 2023 rund 5000 Personen auf eine Ausbildung beworben. Um diesem Andrang gerecht zu werden, hat das landeseigene Unternehmen die eigenen Kapazitäten erhöht. Pro Jahrgang könnten nun mehr als 200 Nachwuchskräfte in 13 Ausbildungsberufen BVG-weit ausgebildet werden – ein Plus von 44 Prozent. Die Gesamtzahl erhöhe sich dadurch auf über 600 in den nächsten Jahren.

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Ausgebildet wird in Mitte im kaufmännischen sowie in Charlottenburg im gewerblich-technischen Bereich. Technisch versierten Azubis stehen im Neubau im Westen der Stadt 20.300 Quadratmeter zur Verfügung, verteilt über fünf Etagen. Dabei können sie auf modernste Technik zugreifen, wie ein 3D-Drucklabor oder virtuelle Schweißgeräte.

Wie die Ausbildung an Schweißgeräten sicherer und nachhaltiger wird

„Wir haben 14 digitale Schweißgeräte und damit die meisten in Deutschland“, erklärt ein Ausbilder stolz. Damit habe jede Ausbildungskraft ein eigenes Gerät, mit dem reales Schweißen simuliert wird. Der Vorteil der Technik sei, dass Arbeitsunfälle verhindert werden – beim Einsatz der richtigen Geräte besteht die Gefahr, ohne geeigneten Schutz geblendet zu werden.

Zudem werde weniger Material verbraucht und Azubis wird das Ergebnis ihrer Schweißfertigkeiten auf einem Bildschirm angezeigt. Auf diesem werden ihnen Parameter wie Geschwindigkeit, Brennerwinkel oder Abstand angezeigt. Die Analyse ist durch den Anschluss des Geräts ans Internet für die Vorgesetzten auch an anderen Computern zu sehen. „Hier werden die Grundbausteine für das richtige Schweißen gelegt.“

Das soll später wenige Schritte weiter möglich sein: In Schweißkabinen werden die Azubis dann mit den Geräten vertraut gemacht, die sie auch bei ihrer zukünftigen Arbeit nutzen werden. Noch aber sieht es in der Schweißerei relativ leer aus.

Insgesamt haben Bundeswirtschaftsministerium und die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung das neue Ausbildungszentrum mit 45 Millionen Euro gefördert.
Insgesamt haben Bundeswirtschaftsministerium und die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung das neue Ausbildungszentrum mit 45 Millionen Euro gefördert. © dpa | Michael Kappeler

Insgesamt investiere die BVG laut eigener Aussage rund 68 Millionen Euro in den neuen Ausbildungsstandort in Charlottenburg. Finanziell gestützt wird das Vorhaben von Landes- und Bundesebene – mit insgesamt 45 Millionen Euro.

Scholz lobt Ausbildungszentrum und bewirbt „Deutschland-Pakt“

Am Donnerstag kam dann auch hochkarätiger Besuch. Kanzler Olaf Scholz schaute sich auf dem neuen Ausbildungs-Campus der BVG die technische Ausstattung an. Stationen waren neben der Schweißerei eine Fräsmaschine und eine Werkstatt, in der elektrisch-betriebene Busse gebaut werden.

Der Neubau zeige, wie wichtig Ausbildung in diesem Land ist. „Es ist ja auch eine ganz besondere Tradition in Deutschland, dass wir Berufe ergreifen, dass wir sie lernen, dass wir lange üben, um sie gut ausüben zu können“, so Scholz. Er lobte die jungen Menschen, die erst kürzlich in die Ausbildung am BVG-Standort in Charlottenburg gestartet sind und einen wichtigen Beitrag für „unsere gemeinsame Zukunft“ leisten würden.

„Aber es setzt voraus, dass es genügend Ausbildungsplätze gibt, die gut sind“, erklärte der Kanzler und schwenkte rüber zum „Deutschland-Pakt“, ein von ihm eingebrachter Vorschlag, um die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Mit Ländern, Kommunen und der Opposition wolle er ein Maßnahmepaket erarbeiten, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, die Verwaltung zu digitalisieren und Unternehmen zu unterstützen. Dadurch soll letztlich auch die Besetzung von Ausbildungsstellen verbessert werden.

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