Berlin. Rund 500.000 Berliner Autofahrende kommen in eine neue Regionalklasse. Das dürfte sich im Versicherungsbeitrag bemerkbar machen.

Etwa eine halbe Million Berliner Autofahrerinnen und Autofahrer profitieren im kommenden Jahr von einer besseren Einstufung der Regionalklasse ihrer Kfz-Versicherung. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (Gdv) werden Vollkasko-Versicherte in der Hauptstadt in die Regionalklasse 8 rutschen, was positive Auswirkungen haben dürfte auf ihren Versicherungsbeitrag. Für Kfz-Haftpflicht- und Teilkasko-Versicherte ändert sich hingegen nichts.

Die Regionalklassen für die Teil- und Vollkaskoversicherung sowie die Kfz-Haftpflicht spiegeln die Schadensbilanzen in den jeweiligen Fahrzeug-Zulassungsbezirken – bundesweit sind es 412 – wider und werden einmal im Jahr berechnet. Heißt: Dort, wo es häufig zu Autounfällen im Straßenverkehr kommt, verschlechtert sich die Bilanz und kann sich die Einstufung in eine Regionalklasse ändern. Folglich wird es in der Regel teurer für die Besitzerinnen und Besitzer von Kraftfahrzeugen.

Weniger Unfälle von Vollkasko-Versicherten

In Berlin hat es so wenige Unfälle und Schadensfälle von Vollkasko-Versicherten gegeben, dass die Regionalklasse von 9 auf 8 runtergestuft wurde – je niedriger die Regionalklasse, desto besser die Schadensbilanz für den entsprechenden Versicherungstyp.

„Das bedeutet, dass die Versicherer in den vergangenen drei Jahren (2022-2020) weniger Schadenzahlungen für in Berlin gemeldete Fahrzeuge registriert haben als im Zeitraum davor (2019-2021)“, erklärt Gdv-Sprecher Henning Engelage die Bewertung des Verbands. „Zu den Gründen, warum es nun weniger Schäden beziehungsweise Schadenzahlungen gab, können wir leider nichts sagen. Da würden wir nur spekulieren.“

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Im Gegensatz zu den Vollkasko-Versicherten stehen Personen mit einer Teilkasko- und Kfz-Haftpflichtversicherung schlechter dar. Letztere – in Berlin gibt es circa eine Million Kfz-Haftpflichtversicherte – werden ohne Veränderung der schlechtesten Regionalklasse zugeordnet, in der Regionalklasse 12. Die 405.000 Teilkasse-Versicherten bewegen sich in der Regionalklasse 10.

Das kann teuer werden – auch längerfristig. Die Unfallstatistik wirkt sich auch auf Versicherungsprämien in der jeweiligen Region aus.
Das kann teuer werden – auch längerfristig. Die Unfallstatistik wirkt sich auch auf Versicherungsprämien in der jeweiligen Region aus. © dpa-tmn | Zacharie Scheurer

Schon in den vergangenen Jahren hatte Berlin die schlechteste Schadensbilanz im Bundesdurchschnitt, die erneut in diesem Jahr für Kfz-Haftpflichtversicherte bei fast 40 Prozent über dem Durchschnitt liegt. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass in Großstädten aufgrund der höheren Verkehrsdichte mehr Unfälle geschehen.

Warum es in Brandenburg die beste Schadensbilanz gibt

Besonders wenig Unfälle werden hingegen im ländlichen Raum und in Flächenländern verzeichnet. Daher erreichen insbesondere Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gute Schadensbilanzen. „Hier verursachen Autofahrer weniger beziehungsweise weniger teure Schäden als im Bundesdurchschnitt“, so Gdv-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Wie im vergangenen Jahr gibt es die bundesweit beste Schadensbilanz in der Kfz-Haftpflicht im Zulassungsbezirk Elbe-Elster. Dort liegen die Schäden rund 30 Prozent niedriger als im Durchschnitt. Dafür gibt es die niedrigste, also beste Haftpflicht-Regionalklasse 1.

In Brandenburg bleibt es laut Verband auch 2024 bei überwiegend günstigen Einstufungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung: In 12 der 18 Zulassungsbezirke gelten weiterhin die niedrigsten Regionalklassen 1 bis 3. In der Landeshauptstadt Potsdam gilt jedoch die Klasse 8. In dieser Kategorie liegen auch Städte wie Stuttgart und Hannover.

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Versicherungsbeitrag hängt nicht nur von Regionalklasse ab

Engelage macht darauf aufmerksam, dass Verbesserung der Regionalklasse aber nicht automatisch mit einer Reduzierung des Versicherungsbeitrags einhergeht. Dieser setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und wird je nach Versicherungsunternehmen unterschiedlich kalkuliert. So spielten der Fahrzeugtyp oder die Kilometerzahl des Autos eine Rolle. Manche Unternehmen würden Rabatte für bestimmte Berufsgruppen gewähren, andere würden weniger Geld nehmen, wenn das Fahrzeug in der Garage geparkt wird.

Aber eben auch die Schadenserwartung, für die die deutschen Kfz-Versicherer auf die Statistiken des Gdv zurückgreifen könnten. Die Regionalstatistik des Gdv ist für die Versicherungsunternehmen unverbindlich und kann für Neuverträge und für bestehende Verträge ab dem nächsten Versicherungsjahr angewendet werden, wie der Gdv auf seiner Webseite betont. Für die Haftpflicht gibt es 12, für die Vollkasko 9 und für die Teilkasko 16 Klassen.

Mit dpa