Berlin. In Berlin sind viele Brücken in schlechtem Zustand und müssen neu gebaut werden. Bald soll die wichtige Wuhletalbrücke hinzukommen.
700 Millionen Euro für mehr als 100 Einzelprojekte – mit diesen Kosten wurde im vergangenen Jahr für die nächsten zehn bis 15 Jahre kalkuliert, um Berlins Brücken instandzusetzen oder zu erneuern. Wie viel an den Brücken in der Stadt getan werden muss, zeigt sich auch aktuell. An mehreren wichtigen Überführungen laufen derzeit Arbeiten. Für eine Brücke im Osten der Stadt ist gerade die Ausschreibung gestartet, um zeitnah mit dem Neubau zu beginnen.
Dabei handelt es sich um die Wuhletalbrücke, die Teil der stark befahrenen Märkischen Allee durch Marzahn-Hellersdorf ist. Die alte Brücke wurde 2019 zunächst voll gesperrt und ab dem Frühjahr 2022 dann abgerissen. Aufgrund ihres schlechten Zustands konnte sie nicht mehr saniert werden, stattdessen wurden Planung und Bau einer neuen Brücke nötig.
Der nächste Schritt auf dem Weg ist nun erfolgt: „Das europaweite Ausschreibungs- und Vergabeverfahren ist veröffentlicht worden, sodass der Bauauftrag für den Neubau der Wuhletalbrücke noch im laufenden Jahr 2023 erteilt werden kann“, sagte ein Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung auf Anfrage. Rund zwei Jahre lang ist aber noch mit Einschränkungen zu rechnen. Es sei davon auszugehen, „dass die Fertigstellung im dritten Quartal 2025 erfolgt“.
Neue Wuhletalbrücke soll Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger verbessern
Autofahrer sollen auf der neuen Brücke, die die Wuhletalstraße überspannt, wieder zwei Fahrspuren pro Richtung nutzen können, für Radfahrer und Fußgänger werden deutliche Verbesserungen angekündigt. Diese sind Teil des geplanten Ausbaus des umliegenden Abschnitts der Märkischen Allee, der derzeit geplant wird. „Aktuell besteht lediglich auf der Ostseite der Märkischen Allee ein Gehweg im Seitenraum – ein gesonderter Radweg ist nicht vorhanden“, erklärte der Verwaltungssprecher. „Der Streckenabschnitt soll daher grundhaft erneuert und in diesem Zuge beidseitig mit Geh- und Radweg ausgestattet werden.“
Im Bereich der Wuhletalbrücke sollen die Verkehrsbeziehungen für Radfahrer und Fußgänger neu geordnet werden: Auf der Westseite der Brücke, also stadteinwärts, wird der Fuß- und Radverkehr über eine Rampe auf die Ebene der Wuhletalstraße geführt und nach der Querung an einer Ampel wieder zurück auf die Märkische Allee. „Auf der Ostseite der neuen Wuhletalbrücke führt ein eigener Geh- und Radweg auf Brückenniveau über die neue Überführung“, so der Sprecher weiter. In der Folge wird die neue Brücke rund zwei Meter breiter als die bisherige.

Marzahner Knoten: Erste neue Stahlträger für neue Brücke montiert
Wenige Kilometer von der Wuhletalbrücke entfernt läuft der Neubau des Marzahner Knotens. Ein Riesenprojekt, das bis Ende der 2020er-Jahre dauern und mehr als 160 Millionen Euro kosten wird. Im Dezember 2022 sind die Bauarbeiten am ersten von insgesamt drei Brückenknoten gestartet, an dem die Landsberger Allee die Bahn-Gleise in Richtung Hohenschönhausen überquert.
Trotz „der vielen Schnittstellen, der engen Terminplanung und der Sperrpausen der Deutschen Bahn AG“ laufen die Arbeiten der Verwaltung zufolge planmäßig. „In den letzten Tagen wurden erfolgreich die ersten neuen Stahlträger und Betonfertigteile für das neue Brückenbauwerk angeliefert und montiert“, so der Sprecher. Parallel laufe die Umverlegung der großen Fernwärmeleitungen.
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Auch am anderen Ende Berlins, in der Spandauer Siemensstadt, sind Brückenarbeiten gestartet. Betroffen ist dort die Rohrdammbrücke über die Spree. „Die 1953 aus Spannbeton errichtete Brücke ist in derart schlechtem Zustand, dass sie nur noch Fahrzeuge unter 16 Tonnen passieren dürfen“, erklärt die Senatsverkehrsverwaltung.
Bei den Bauarbeiten werden nun in einem ersten Schritt die Asphaltbeläge erneuert, damit das Eindringen von Feuchtigkeit in das Bauwerk verhindert wird. Danach sollen unter anderem noch verschiedene Messungen und Bohrungen stattfinden, die Erkenntnisse „über die Dauerhaftigkeit und Ertüchtigungsmöglichkeiten des Betonbauwerkes“ liefern sollen.
Neue Tegeler Brücke soll ab Ende August befahren werden
Insgesamt dauern die Bauarbeiten 16 Wochen, wobei die beiden Fahrbahnseiten nacheinander erneuert werden. Der Verkehr wird nun zunächst auf den westlichen Fahrstreifen verlagert, der von den Autofahrern aus beiden Richtungen abwechselnd genutzt wird. Während der Bauzeit ist laut Verkehrsverwaltung daher mit Beeinträchtigungen zu rechnen, planmäßig ab November soll der Verkehr wieder ungehindert fließen. Das Land Berlin rechnet für das Vorhaben mit Kosten in Höhe von 700.000 Euro.
Zwischen Spandau und Reinickendorf läuft seit dem Jahr 2020 außerdem der Neubau der Tegeler Brücke. 20 Millionen Euro werden hier investiert, um einen Ersatz für das alte Bauwerk aus den 1950er-Jahren zu schaffen, das Risse und erheblichen Rost an den Stahlbauteilen aufwies – mit Folgen für die Standfestigkeit.
Aktuell wird der Verkehr über eine Behelfsbrücke geführt, bald aber soll die neue Brücke in die Nutzung kommen: Für den 31. August hat das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin, das das Projekt verantwortet, die Umverlegung auf die neue Brückenanlage angekündigt. Das Bauvorhaben befinde sich damit gut im Zeitplan, heißt es weiter.
Voraussichtlich in diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Rechtzeitig also, bevor das nächste große Projekt ansteht: Planmäßig übernächstes Jahr sollen die Bauarbeiten für den Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke starten.