Berlin. Der Berlin-Tourismus hat im ersten Halbjahr dieses Jahres fast schon wieder die Zahlen aus dem Rekordjahr 2019 erreicht. Von Januar bis Juni besuchten 5,7 Millionen Gäste die Stadt und buchten 13,8 Millionen Übernachtungen. Das entspricht 86 Prozent der Auslastung aus dem letzten Vor-Coronajahr. Zwei Drittel der Besucher kamen aus Deutschland angereist.
„Wir sehen eine sehr, sehr gute Entwicklung“, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in der c/o-Galerie in Charlottenburg. „Der Neustart hat funktioniert.“ Berlin hatte nach Ende der Pandemie ein umfangreiches Neustart-Programm aufgelegt, mit dem die Wirtschaft in der Stadt wieder angekurbelt werden sollte.
Die meisten Gäste kamen in diesem Jahr bislang aus Großbritannien (214.000), den Niederlanden (142.600) und Polen (115.000). Vor allem aus Polen stieg die Zahl stark im Vergleich zum Vorjahr (plus 20 Prozent).
Berlin ist im In- und Ausland weiter ein beliebtes Reiseziel
Dagegen kamen aus den bisherigen Top-Anreiseländern Italien und Spanien deutlich weniger Gäste als in den Vorjahren. Der Grund liegt nach Angaben des Chefs der Berliner Tourismuswerber Visit Berlin, Burkhard Kieker, an fehlenden Direkt-Flugverbindungen, die nach Ende der Pandemie noch nicht wieder eingerichtet wurden.
Befürchtungen, die Touristen könnten nach der Pandemie Berlin nicht mehr als attraktives Reiseziel ansteuern, haben sich demnach nicht bewahrheitet. „Berlin ist nach London und Paris nach wie vor unter den Top 3 bei Städtereisen“, sagte Kieker.
Die Gäste bleiben durchschnittlich 2,2 Tage (Inland) und 2,8 Tage (Ausland) in der Stadt. Eine Ausnahme bilden Besucher aus Portugal. Sie lassen sich mit durchschnittlich vier Tagen deutlich mehr Zeit, die Stadt zu erkunden, als Gäste aus anderen Regionen.
Ein „Teppich der Ereignisse“ macht Berlin attraktiv
Verantwortlich für die weiter hohe Attraktivität bei Touristen ist nach Überzeugung der Tourismuswerber, dass Berlin international weiter als weltoffene, tolerante und geschichtsträchtige Stadt wahrgenommen wird. Ein „Teppich der Ereignisse“ mit bis zu 2500 Veranstaltungen pro Tag mache eine Reise nach Berlin zu jeder Jahreszeit lohnenswert, so Kieker.
Das größte Manko sind nach Angaben Giffeys und Kiekers nach wie vor die fehlenden Langstreckenverbindungen von und nach Berlin. Während es von den Flughäfen Frankfurt am Main und München täglich 170 bis 180 seien, sind es in Berlin und Leipzig nur sechs. „Das ist im Jahr 34 der Wiedervereinigung eine eklatante Ungleichbehandlung Ost-Deutschlands“, kritisierte Kieker.
Wirtschaftssenatorin will mehr Langstreckenverbindungen für Berlin
Giffey kündigte an, sich beim Bund verstärkt für neue Langstreckenverbindungen einzusetzen. Das Bundesverkehrsministerium verteilt die Lizenzen für Langstreckenverbindungen. Vor allem für die Anwerbung neuer Messen und Kongresse seien bestehende Langstreckenverbindungen entscheidend.
Trotzdem entwickelt sich der BER nach der Wiederaufnahme des Flugverkehrs weiter gut. Im Juni dieses Jahres verzeichnete der Hauptstadt-Flughafen wieder zwei Millionen Reisende. Insgesamt nahm das Flugaufkommen um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr zu.
Die meisten Berlin-Besucher kommen mit der Bahn
Die meisten Berlin-Besucher reisen mit der Bahn an (46 Prozent), was nach Überzeugung Giffeys am Erfolg des 49-Euro-Tickets liegt. Aber auch die Wiedereinrichtung mehrerer Nachtzugverbindungen, wie nach Amsterdam oder Wien, machten eine Anreise mit der Bahn attraktiv. Insgesamt sind die Ankünfte per Bahn den Zahlen zufolge um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Am zweithäufigsten erfolgt die Anfahrt mit dem Auto (35 Prozent), was einem Anstieg um 13 Prozent entspricht. Nur zehn Prozent der Berlinbesucher kommen mit dem Flugzeug, Busreisen spielen – möglicherweise auch wegen des 49-Euro-Tickets – mit sieben Prozent kaum eine Rolle.
Neuer Kongress mit 35.000 Teilnehmern soll nach Berlin kommen
Um den Berlin-Tourismus weiter zu unterstützen, kündigte Giffey zusätzliches Geld an, mit dem neue Messen und Kongresse, aber auch die Berlin-Werbung im In- und Ausland finanziert wird. „Der Neustart ist gelungen, jetzt dürfen wir den Motor nicht abwürgen“, sagte Gifey.
Mit dem „World Health Summit“ steht bereits im Herbst ein weiterer Höhepunkt an, wenn mehrere Tausend Gesundheitsexperten erneut in die Stadt kommen und einen mehrstelligen Millionenbetrag in Berlins Kassen spülen werden. In den kommenden Wochen wollen Giffey und Kieker zudem die erfolgreiche Anwerbung eines Riesenkongresses mit bis zu 35.000 Teilnehmern bekanntgeben.