Berlin. Als einer der Ersten hat Johannes Backes das Förderprogramm für Balkonkraftwerke in Berlin genutzt. Welche Erfahrungen er gemacht hat.
Die Überlegung, den Balkon seiner Berliner Wohnung für eine kleine Solaranlage zu nutzen, hatte Johannes Backes schon seit Längerem. Er kennt die Vorteile, weil am Haus seiner Eltern seit mehr als 20 Jahren eine Photovoltaikanlage installiert ist. Die Kosten hielten ihn jedoch zunächst noch davon ab, sich ein Balkonkraftwerk zu kaufen – bis es in diesem Jahr zwei wesentliche Neuerungen gab: Anfang des Jahres fiel die Mehrwertsteuer für Balkonkraftwerke weg, und im Februar startete Berlin sein Förderprogramm für Mieterinnen und Mieter, die sich eine Mini-Solaranlage zulegen wollen. „Das machte die Sache sehr attraktiv“, schildert Backes, der so auch als einer der Ersten die Fördermöglichkeit nutzte.
Mit 500 Euro pro Anlage unterstützt das Land die Berlinerinnen und Berliner, insgesamt stehen sieben Millionen Euro in dem Förderprogramm bereit. Neben Mietern von Wohnungen können inzwischen auch Mieter von Einfamilien-, Zweifamilien und Reihenhäusern Förderanträge über die Internetseite der IBB Business Team, einer Tochter der Investitionsbank Berlin, stellen. Im Oktober sollen auch Eigentümer von Häusern oder Wohnungen sowie Nutzer von Kleingartenparzellen hinzukommen.
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Balkonkraftwerke in Berlin: Sieben Millionen Euro an Fördermitteln

Rund 14.000 Berlinerinnen und Berliner könnten von dem Programm profitieren – im Verhältnis zur Zahl der Haushalte in der Stadt ist das eher wenig, dachte sich Backes. „Deshalb habe ich mich gleich am ersten Tag des Förderprogramms an den Laptop gesetzt und das durchgezogen.“ Entscheidend, um sich als Mieter ein Balkonkraftwerk fördern zu lassen, ist die Zustimmung des Vermieters. Backes wohnt in einem Haus der Gewobag und hatte Erfolg – auch, weil er so früh dran war, glaubt der Fotograf. Die Zusage für eine Genehmigung sei schnell gekommen, wobei an die schriftliche Erlaubnis noch verschiedene Anforderungen geknüpft waren.
Bei der landeseigenen Gewobag gibt es eine Richtlinie zum Thema Balkonkraftwerk. Vorgegeben ist etwa, dass vor der Installation eine Fachfirma überprüfen muss, ob die Anlage an den wohnungseigenen Stromkreis angeschlossen werden kann. Mieter müssen den Betrieb der Solaranlage in ihre Hausratversicherung aufnehmen und einen Nachweis dazu vorlegen. Außerdem gilt, dass alle Kosten im Zusammenhang mit der Anlage durch die Mieter getragen werden müssen – dazu gehören Ausgaben für Überprüfung, Wartung, Instandhaltungsmaßnahmen sowie Nachrüstung.
Balkonkraftwerke sind für Berliner Mieter an viele Auflagen gebunden

Johannes Backes berichtet, er habe sämtliche Auflagen unterschrieben und Nachweise eingereicht. Sein Vorteil: Weil er gelernter Elektriker sowie Energieanlagenelektroniker sei, konnte er die Anlage selbst installieren. Dennoch sieht er die vielen Auflagen an Mieter, die ihren Balkon mit einer Solaranlage ausrüsten wollen, kritisch. „Förderprogramme sind dringend nötig, müssten aber mit flankierenden Maßnahmen unterstützt werden, damit die Vermieter mitziehen“, sagt er. „In Berlin wäre eigentlich viel mehr machbar.“
Auf dem Balkon seiner Wohnung in Prenzlauer Berg befinden sich nun seit etwa vier Monaten zwei Module, gut 1,10 Meter breit und knapp 1,80 Meter lang. Die Leistung liegt eigentlich bei circa 800 Watt, ist aufgrund der aktuellen Vorgaben aber auf 600 Watt gedrosselt. Investiert hat der Berliner eigenen Angaben zufolge 650 Euro für die Solarpaneele, lag damit also 150 Euro über dem Förderbetrag. Dazu kamen rund 80 Euro für Stahlstangen, um die Module sicher an der Brüstung zu befestigen.
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300 Kilowattstunden Strom in vier Monaten
Die Voraussetzungen für die Stromproduktion auf Backes Balkon sind gut: Er ist groß, das Haus hat eine Südausrichtung. Seit der Installation habe sein Balkonkraftwerk etwa 300 Kilowattstunden Strom geladen. „Davon haben wir etwas mehr als ein Drittel selbst verbraucht“, sagt er, der Rest wurde ins Netz eingespeist. Im Jahr rechnet Backes so mit einer Ersparnis von um die 150 Euro bei der Stromrechnung. Nutze man einen höheren Anteil des Stroms selbst, sei das Einsparpotenzial sogar noch höher. Schon so ist der Berliner aber zuversichtlich, in anderthalb Jahren die Ausgaben für das Balkonkraftwerk ausgeglichen zu haben.
Dabei hält er es auch für wichtig, Gewohnheiten an die Stromerzeugung auf dem Balkon anzupassen. „Wenn man so eine Anlage hat, muss man auch ein bisschen Strommanagement betreiben“, sagt Backes. Gut sei es beispielsweise, die Waschmaschine dann anzuschalten, wenn gerade die Sonne auf das Kraftwerk scheint. „Wir lassen seitdem den Geschirrspüler immer tagsüber laufen“, berichtet er. Zur Einordnung: Eine verhältnismäßig sparsame Spülmaschine verbraucht für einen Reinigungsdurchlauf je nach Programm etwa 0,5 bis eine Kilowattstunde Strom. Backes zufolge lädt sein Balkonkraftwerk im Durchschnitt etwa 2,5 Kilowattstunden am Tag.
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Berliner wirbt für mehr Mieter-Solaranlagen auf Dächern
Als Motivation für sein Balkonkraftwerk benennt Backes, neben der Ersparnis bei den Energiekosten, auch den Klimaschutz – und verweist darauf, das damit auch ein Beitrag zum absehbar steigenden Gesamtstrombedarf geleistet werden könne. „Es wird jede Menge Strom ins Netz eingespeist, der zur Verfügung steht, wenn künftig zum Beispiel mehr E-Autos auf den Straßen stehen“, sagt er. „Wir brauchen immer mehr Strom und Stromkosten sind exorbitant, da hilft jedes Paneel, das aufgebaut wird.“
Für Backes muss aber bei Balkonkraftwerken längst nicht Schluss sein. Der Berliner wünscht sich auch mehr Mieter-Solaranlagen auf den Dächern der Wohnhäuser. „So könnten auch Mieter profitieren, die keinen oder nur einen stark verschatteten Balkon haben“, sagt er. Bislang gebe es solche Mietergemeinschaftsanlagen kaum. „Sie wären aber eigentlich zwingend nötig“, meint Backes. Denn auf den Dächern Berlins gäbe es noch große Freiflächen und damit auch viel bislang ungenutztes Potenzial.