Berlin. Ein neues Buch soll auf die Schönheiten unter den U-Bahnhöfen aufmerksam machen und erzählt spannende Anekdoten zu den Stationen.
Fast 500 Millionen Fahrgäste haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im vergangenen Jahr auf ihren U-Bahn-Strecken erfasst. Wohl nur ein kleiner Teil von ihnen wird allerdings die Geschichten hinter den einzelnen Stationen kennen, die sie auf ihren Fahrten passieren, und die Gründe für ihre Gestaltung oder ihren Namen. In seinem Buch „Die schönsten Berliner U-Bahnhöfe“ gibt Autor Christian Simon einen Einblick in die Historie der U-Bahn in der deutschen Hauptstadt und stellt 30 Stationen vor, die aus unterschiedlichen Epochen stammen und damit auch ganz verschiedene Architekturstile widerspiegeln.
„Das Buch soll den Fahrgast, der meist eilig unterwegs ist, auf die architektonischen Schönheiten Berliner U-Bahnhöfe aufmerksam machen“, schreibt der Autor, denn oft hetze man im Alltag achtlos daran vorbei. Das Buch lebt dabei von vielen Fotos von Uwe Friedrich sowie historischen Aufnahmen in Schwarz-Weiß, die die gestalterische Vielfalt zeigen. Spannend sind außerdem die Anekdoten, die es um die einzelnen Stationen zu erzählen gibt. Dass der Bahnhof Heidelberger Platz ein bisschen wie eine unterirdische Kathedrale anmutet, liegt, wie Simon schreibt, beispielsweise daran, dass die damalige Stadt Wilmersdorf, die die Station ab dem Jahr 1911 bauen ließ, ihren Wohlstand zeigen wollte.
Der Autor schreibt über die besonderen Geschichten hinter Berlins U-Bahnhöfen
Für den U-Bahnhof Zitadelle in Spandau schildert er eine Geschichte rund um die Eröffnung der Station aus dem Jahr 1984. So habe der damalige BVG-Direktor bei der ersten Fahrt im Bahnhof aussteigen und eine Durchfahrgenehmigung erbitten müssen, um die sprichwörtliche „Autonomie“ Spandaus von Berlin auch symbolisch zu demonstrieren.
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Dazu beschreibt Simon auch Details in der Gestaltung verschiedener Bahnhöfe, die zeigen, wie viele Gedanken dem Ganzen gewidmet wurde. Ein Beispiel ist der Bahnhof Paracelsus-Bad am dortigen Schwimmbad, das wiederum nach dem Schweizer Arzt Philippus Theophratus Aureolus Bombastus von Hohenheim benannt wurde, der unter dem Namen Paracelsus bekannt wurde.
Simon verweist als Besonderheit des U-Bahnhofs auf die Bilder an den Tunnelwänden, auf denen Motive von Holzschnitten zum Thema Baden aus dem 16. Jahrhundert zu finden sind – also der Lebenszeit von Paracelsus. „Sein Porträt, wie jedes Bademotiv, besteht aus jeweils 30 quadratischen Kacheln, von einem Rahmen aus schwarzen Kacheln eingefasst“, schreibt der Buchautor.
Berlins U-Bahnhöfe: Grelle Farben, Kronleuchter und ein Sternenhimmel
Daneben gibt Simon einen Einblick in die historische Entwicklung im Umfeld der Bahnhöfe. Zur Schönhauser Allee etwa schreibt er, dass diese schon im Mittelalter als Verbindungsweg zwischen Berlin und den ehemaligen Dörfern Pankow und Niederschönhausen existiert hatte, für die Afrikanische Straße erklärt er, woher der Name stammt und was das mit einer geplanten aber nicht umgesetzten Völkerschau zu tun hat.
Neben den Historien der U-Bahnhöfe beschreibt Simon auch die unterschiedlichen Stile – von prunkvoll, mit Kronleuchtern, Marmor, Mosaiken und Stuck, über grelle Farben im Stil des Pop-Art, bis hin zur neuesten Station an der Museumsinsel, mit ihrer ultramarinblauen Decke und den Tausenden LED-Lichtern, die wie Sterne vom Himmel strahlen. Das Buch ist eine Anregung, die Hektik des Alltags kurz hinter sich zu lassen und bei der nächsten U-Bahn-Fahrt vielleicht etwas genauer hinzuschauen, auf welche Reise man sich begeben hat.
Christian Simon: Die schönsten Berliner U-Bahnhöfe, 144 Seiten, BeBra Verlag, 26 Euro.