Berlin. Die Berliner Gasag-Kunden haben im vergangenen Jahr weniger Energie eingespart als in anderen deutschen Regionen. Der Gasverbrauch sank im Jahresdurchschnitt lediglich um sieben Prozent. Das geht aus dem Jahresbericht der Gasag hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. Die Brandenburger Gasag-Kunden haben demnach elf Prozent Gas eingespart, bundesweit waren es laut Bundesnetzagentur 17,6 Prozent. In der Region versorgt die Gasag rund 500.000 Kunden mit Energie.
Der Grund dafür könnte an den sinkenden Gaspreisen liegen. Nach erheblichen Preissprüngen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat sich der Preis für die Kilowattstunde wieder stabilisiert. Seit Mai zahlen die Gasag-Kunden 12 Cent für die Kilowattstunde. Der Preis liegt damit unter dem mit der Gaspreisbremse gedeckelten Betrag.
Eigenheimbesitzer sparen 434 Euro pro Jahr
Für Gaskunden mit einer 70-Quadratmeter großen Wohnung mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden bedeutet das laut einer Modellrechnung der Gasag eine Ersparnis von 220 Euro gegenüber den zuletzt geltenden Preisen inklusive Gaspreisbremse. Besitzer eines Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden sparen 434 Euro.
Gasag-Vorstandschef Georg Friedrichs rechnet mittelfristig mit weiter moderat sinkenden Preisen, allerdings werden sie wohl nicht mehr das niedrige Niveau der Jahre 2019 und 2020 erreichen. Derzeit liegen sie noch doppelt so hoch wie in Vorkrisenzeiten.
Der Gewinn sank auf 75 Millionen Euro
Insgesamt hat die Gasag das vergangene Jahr gut überstanden. „Wir kommen aus einem Krisenjahr“, sagte Friedrichs. Die Kunden, aber auch das Unternehmen seien erheblich belastet worden.„Wir mussten uns die Fähigkeit, faire Preise anzubieten, neu erarbeiten“, sagte Friedrichs mit Blick auf die Turbulenzen auf den Energiemärkten.
Der Umsatz der Gasag ist dennoch um 19 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen und geht vor allem auf die gestiegenen Energiepreise zurück. Der Gewinn sank von 92 auf 75 Millionen Euro nach Steuern. Auch die Investitionen sind auf 109 Millionen Euro gesunden (minus 16 Prozent). Neben dem gesunkenen Verbrauch, lag das auch an der Krise auf dem Immobilienmarkt. Weil Bauvorhaben verschoben wurden, wurden auch weniger neue Energieanlagen benötigt.
Neben diesen wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen machte auch der bisweilen hektische Kampf der Bundesregierung gegen die Energiepreisexplosion den Versorgern zu schaffen. Im Monatsrhythmus wurden neue Gesetze und Verordnungen erlassen, die sich auf die Preise auswirkten. Manchmal war der Inhalt der Informationsbriefe an Hunderttausende Kunden über Preiserhöhungen, die sechs Wochen vor dem Termin versandt werden müssen, schon überholt, als die Schreiben die Menschen erreichten.
150 Mitarbeiter waren zur Kundenbetreuung im Einsatz
Bis zu 150 Mitarbeiter waren bei der Gasag beschäftigt, um die stets wechselnden Informationen in Tarifkalkulationen einzuhegen und Abschlagszahlungen zu berechnen. 1800 Personen-Tage wurden eingesetzt, 400.000 Euro für externe Software-Spezialisten ausgegeben.
Gleichzeitig schwoll die Zahl der Nachfragen der Kunden auf das doppelte auf bis zu 5000 pro Tag an, die Wartezeiten in der Telefon-Hotline stiegen auf unverträgliche 38 Minuten im Durchschnitt an. Die Lage soll sich nach Angaben von Gasag-Vertriebsvorstand Matthias Trunk inzwischen wieder entspannt haben.
Trotz der Turbulenzen auf den Energiemärkten setzt die Gasag den Unternehmensumbau fort. Der Anteil an erneuerbaren Energien steigt. Die dafür zuständige „Gasag Solution Plus“ - ein Unternehmen der Gasag-Gruppe - hat die ersten Wohnquartiere vollständig mit fossilfreier Energie versorgt. Dazu gehören die Holländer Gärten in Reinickendorf, bei denen das Energiekonzept zuletzt neu entwickelt wurde, um sie komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen.
Der Marienpark in Lankwitz soll künftig mit der Abwärme aus dem benachbarten Rechenzentrum versorgt werden und auch das Zille-Quartier in Charlottenburg soll fossilfrei mit Energie aus Wärmepumpen und Solaranlagen versorgt werden.
Gasag investiert in erneuerbare Energien
In Zukunft soll der Anteil der selbst produzierten Öko-Energie bei der Gasag weiter steigen. „Aktuell erzeugen wir Ökostrom in Anlagen mit insgesamt 50 Megawatt Leistung, die wir auf 300 Megawatt ausbauen“, sagte Finanzvorstand Stefan Hadré bei der Vorstellung des Jahresergebnisses.
Insgesamt 121 Millionen Euro will das Unternehmen in diesem Jahr in innovative Energie-Dienstleistungen und ein zukunftsfähiges Gasnetz investieren. Künftige Gasnetze sollen so konzipiert sein, dass sie auch grünen Wasserstoff transportieren können, so dass sie mit der Energiewende weiter betrieben werden können.
Gasag-Vorstandschef Friedrichs geht davon aus, dass in Zukunft Gas nur noch da geliefert wird, wo es nicht anders geht. Der Gasherd im privaten Haushalt gehöre wohl nicht dazu.