Berlin. Das Deutschlandticket ist beliebt und bringt Tausende Neukunden. Doch nicht immer funktioniert alles – etwa das Auslesen der Tickets.

Das seit Mai gültige Deutschlandticket hat den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), der S-Bahn und weiteren Verkehrsunternehmen in der Region Tausende neue Abonnenten gebracht, doch die neue Fahrkarte bereitet auch Probleme: Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) spricht bei der Einführung von „Anlaufschwierigkeiten“. Demnach können die neuen Chipkarten bei Kontrollen in Fahrzeugen, also an den Terminals in Bussen, nicht immer richtig ausgelesen werden. Die Rede ist von einem technischen Problem, an dessen Lösung „mit Hochdruck“ gearbeitet werde. Dem Vernehmen nach ist teilweise noch ein Update der Kontrollsysteme nötig, damit das Auslesen überall funktioniert.

Fahrer wie auch das Kontrollpersonal sollen aber über die Schwierigkeiten informiert worden sein. Laut VBB ist mit den Verkehrsunternehmen in der Region eine Kulanzregelung vereinbart worden, sodass die Fahrkarten auch bei Schwierigkeiten bei der technischen Kontrolle akzeptiert werden. Sollte Fahrgästen dennoch ein Bußgeld ausgestellt werden, heißt es, werde „bei entsprechendem Nachweis, dass ein Deutschlandticket erworben wurde, das Verfahren eingestellt“.

Zustellung fehlender Deutschlandtickets soll „schnellstmöglich noch im Mai erfolgen“

Hinzukommt, dass bislang nicht alle Kunden ihr 49-Euro-Ticket erhalten haben, trotz rechtzeitiger Bestellung. Laut BVG läuft der Versand auf Hochtouren, beim überwiegenden Teil der Abonnenten sei die neue Fahrkarte inzwischen angekommen. Bei denen, die noch keine Chipkarte zugesandt bekommen haben, erfolge dies „schnellstmöglich noch im Mai“, erklärte Sprecher Jannes Schwentu. Dennoch soll es bereits möglich sein, bundesweit im Regional- und Nahverkehr unterwegs zu sein.

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Wer noch kein Ticket erhalten hat, soll in der Übergangszeit als Neukunde die Bestellbestätigung und einen Lichtbildausweis – neben dem Personalausweis werden auch Führerschein, Reisepass oder Krankenkassenkarte mit Foto akzeptiert – mitführen. Wechsler aus anderen Tarifen können ihre alte Chipkarte weiterverwenden, bis die neue ankommt. Das gilt auch für Firmenticketinhaber, die – soweit vorhanden – die Wechselbestätigung für das Deutschlandticket ‚Job‘ zusätzlich bei sich tragen sollen.

Die Berliner S-Bahn erklärt auf Nachfrage dagegen, alle Chipkarten rechtzeitig versandt zu haben, die auch „technisch einwandfrei“ seien. „Ebenso gibt es bei der S-Bahn keine Probleme mit den eigenen Auslesegeräten, denn die Technik zur Kontrolle wurde vor dem Start des Deutschlandtickets rechtzeitig upgedatet“, erklärt eine Sprecherin.

Dazu scheint die Gestaltung der Chipkarten für Verwirrung bei manchen Fahrgästen zu sorgen, weil – anders als bislang bei personalisierten Tickets – kein Foto des Inhabers darauf zu sehen ist, auch der Name ist nicht zwingend aufgedruckt. Vom VBB wird nun klargestellt, dass die Chipkarten „auch ohne Aufdruck des Namens vollumfänglich gültig sind“. Wie die Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH auf ihrer Internetseite erklärt, sei der Name des Ticketinhabers im Chip gespeichert. Das Deutschlandticket lässt sich also auch ohne Aufdruck einer Person zuordnen.

Einlösen von Guthaben für „Jelbi“ funktioniert nicht bei allen Anbietern

Schwierigkeiten gibt es außerdem beim Einlösen von Gutscheinen der BVG-Plattform „Jelbi“, zumindest beim Sharing-Anbieter Tier. Wer sein Deutschlandticket bei der BVG als digitales Handyticket bestellt hat, hat dazu ein Guthaben in Höhe von 25 Euro erhalten, das für die Leihräder, E-Scooter oder Carsharing-Angebote genutzt werden kann, die über die Jelbi-App buchbar sind. Während das Guthaben für die Anbieter Lime, Bolt, Voi, Nextbike, Miles und Sixt Share bereits genutzt werden kann, funktioniert das bei den Fahrzeugen von Tier bislang nicht. Man arbeite aktuell an einer technischen Lösung, heißt es auf Nachfrage von der BVG, sodass möglichst bald auch E-Bikes und E-Scooter dieses Unternehmens mit Jelbi-Gutscheinen gemietet werden können.

Ähnlich wie damals beim 9-Euro-Ticket müssen Fahrgäste außerdem beachten, dass das Deutschlandticket in manchen Zügen nicht gilt, auch wenn diese als Regionalexpress ausgewiesen sind. Hintergrund ist, dass manche Regionalexpresslinien nicht vom Unternehmen DB Regio betrieben werden, sondern von der DB Fernverkehr. Auf diesen Streckenabschnitten fahren Intercity-Züge, die zwar mit „normalen“ Fahrkarten für den Nahverkehr genutzt werden dürfen, aber laut Bahn im Tarifsystem nicht als Nah- oder Regionalverkehrszüge gelten. Daher ist das Deutschlandticket dort nicht gültig.

Betroffen sind die Linie RE28 zwischen Berlin und Prenzlau, der RE56 auf der Strecke Potsdam-Berlin-Cottbus sowie der RE17 zwischen Elsterwerda und Berlin. Der Fahrgastverband Igeb hat hierzu bereits Nachbesserungen gefordert. Der „für die Fahrgäste einzig sinnvolle Weg“ sei die Anerkennung des Deutschlandtickets auch auf diesen Strecken, heißt es. „Es ist nicht einzusehen, warum zum Beispiel in den Fernzügen Stuttgart—Singen das Deutschlandticket analog zu den anderen Nahverkehrstarifen akzeptiert wird, im VBB-Gebiet aber nicht.“

Deutschlandticket: In Kundenzentren ist weiter mit Warteschlangen zu rechnen

Wer noch ein Deutschlandticket für den Monat Mai kaufen will, kann das in den Kundenzentren der BVG oder der Berliner S-Bahn tun. Dort wird die Chipkarte sofort ausgestellt, Kunden sollten allerdings etwas Zeit einplanen. „Die Nachfrage nach dem neu eingeführten Abo-Angebot ist weiterhin hoch: Auch in den nächsten Tagen kann es an den Verkaufsstellen noch zu Warteschlangen kommen“, heißt es vom VBB. Ähnliches bestätigt die BVG. Die Gültigkeit des Deutschlandtickets beginnt immer am ersten Tag eines Monats, der Preis von 49 Euro bleibt unverändert, auch wenn das Ticket beispielsweise erst Mitte Mai gekauft wird.

Insgesamt bewertet der VBB das Deutschlandticket trotz des teilweise holprigen Starts als „großen Erfolg“. Den Angaben zufolge konnten rund 90.000 neue Abonnenten in Berlin und Brandenburg durch das Angebot hinzugewonnen werden, allein die BVG sprach von 70.000 Stammkunden, die infolge des 49-Euro-Tickets in ein Abonnement eingestiegen sind. In Berlin wurde mit dem Start des Deutschlandtickets auch das 29-Euro-Ticket, das im Tarifbereich AB gültig war, verabschiedet. Die schwarz-rote Koalition strebt zwar an, das 29-Euro-Ticket dauerhaft anzubieten. Konkrete Pläne, wie und wann das im Einklang mit dem VBB realisiert werden soll, gibt es aber noch nicht.