- Die Verlängerung des 29-Euro-Tickets in Berlin droht zu scheitern
- Das günstige Ticket für BVG, S-Bahn & Co. läuft Ende April aus
- Die BVG hält eine nahtlose Fortführung des Angebots für unrealistisch
Berlin. Es ist ein Vorhaben, auf das sich SPD und CDU schon in den Sondierungen geeinigt haben: Das 29-Euro-Ticket für Berlin soll für alle unbefristet angeboten werden, um den öffentlichen Nahverkehr als klimafreundliches Verkehrsmittel attraktiver zu machen – so haben es die Parteien vereinbart. Nach aktueller Regelung läuft das vergünstigte Ticket allerdings Ende April aus, also zum Start des bundesweitgültigen Deutschlandtickets. Dass das 29-Euro-Angebot für das Berliner Tarifgebiet AB nahtlos fortgeführt werden kann, ist zumindest aus Sicht der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nicht realistisch.
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Wie aus einem Papier der BVG hervorgeht, dass in den laufenden Koalitionsverhandlungen in der Fachgruppe für Mobilität diskutiert werden soll, ist der Vertrieb derzeit mit der Vorbereitung auf die Einführung des Deutschlandtickets „vollständig ausgelastet“. Weiter heißt es in dem Dokument, dass der Berliner Morgenpost vorliegt: Weitere zusätzliche Tickets, wie eben auch das 29 Euro-Ticket, seien „erst zu Januar 2024 realistisch umsetzbar“.
29-Euro-Ticket in Berlin: Verlängerung für Giffey eine ihrer „politischen Prioritäten“
Zur Begründung heißt es dort, dass bei der BVG ein neues technisches Vertriebssystem dringend eingeführt werden müsse; das aktuelle System sei an seiner Belastungsgrenze. Zudem wird darauf verwiesen, dass neue Tickets in Absprache und in Zusammenarbeit mit Brandenburg im gemeinsamen Verkehrsverbund entwickelt werden müssten. Auch Brandenburg ist den Angaben der BVG zufolge aber derzeit nicht in der Lage, neue Tickets einzuführen, sondern ebenfalls erst zum Januar 2024.
Die derzeitige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte erst in der vergangenen Woche gegenüber der Berliner Morgenpost betont, dass die Fortführung des 29-Euro-Tickets in Abstimmung mit dem Deutschlandtickets eine ihrer „politischen Prioritäten“ bleibe. Die SPD hatte auch im Wahlkampf stark auf das Thema gesetzt. Hier hatte sich auch ein Konflikt zum bisherigen Koalitionspartner, den Grünen, abgezeichnet, die für Vergünstigungen für bestimmte Zielgruppen im Rahmen des bundesweiten 49-Euro-Tickets warben, das vom Land Berlin finanzierte 29-Euro-Ticket aber nur als Übergangslösung sahen.
Der VBB will 29-Euro-Ticket am 30. März besprechen
Die Verwaltung von Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) wurde einer Senatssprecherin zufolge aber gebeten, ein Konzept für die Fortsetzung des 29-Euro-Tickets für Berlin zu entwickeln, das neben 49-Euro-Ticket und der darin enthaltenen Möglichkeit für ein vergünstigtes Jobticket umgesetzt werden kann. Im Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) soll das Thema demnach auf der Tagesordnung für die Sitzung am 30. März stehen.
Die BVG erklärt in dem Papier, die mögliche Lücke zwischen Mai und Dezember könnte „optimal zur Beobachtung und Analyse, der mit der Einführung des Deutschlandtickets einhergehenden Veränderung der Tarifstruktur genutzt werden“. Dem Vernehmen nach gibt es auch durchaus Verständnis für die Situation der BVG und den Druck, mit dem Deutschlandticket das nächste neue Angebot einzuführen.
Finanzierung des 29-Euro-Tickets ist sichergestellt
Allerdings hatte noch der alte Senat die Finanzierung des 29-Euro-Tickets und des Sozialtickets für 9 Euro bis zum Ende des Jahres sichergestellt. Wie die neue Landesregierung nun weiter mit dem Thema umgeht, steht noch nicht fest. Die sogenannte Dachgruppe der beiden designierten künftigen Regierungsparteien CDU und SPD, die den Koalitionsvertrag endgültig ausformulieren soll, hat sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Die SPD drängt darauf, dass Ticket deutlich vor dem 1. Januar 2024 anzubieten, heißt es aus Verhandlungskreisen.
Derzeit kursieren zwei Modelle, wie das 29-Euro-Ticket über den April hinaus ausgestaltet werden kann. Die bisherige Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch favorisiert ein Modell, wonach das ab Mai geltende 49-Euro-Ticket für in Berlin sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Menschen mit geringem Einkommen heruntersubventioniert wird. Die SPD will das Ticket als eigenständiges Angebot fortführen. In diesem Fall würde es im Gegensatz zum bundesweit einsetzbaren 49-Euro-Tickets wie schon jetzt nur im Tarifbereich AB gelten.
CDU und SPD wollen zehn Milliarden Euro in den Klimaschutz investieren
Die Fortführung des 29-Euro-Tickets gehört zu einem umfangreichen Klimaschutzprogramm, das CDU und SPD in den Koalitionsverhandlungen verabredet haben. Insgesamt sollen bis zu zehn Milliarden Euro in den umweltfreundlichen Umbau der Stadt fließen. Dazu gehört auch der Ausbau des ÖPNV-Angebots, mit neuen Bus- und Tramlinien, mit denen vor allem die Außenbezirke besser angebunden werden sollen.
Die BVG hat den Verhandlern von CDU und SPD eine Vision für den ÖPNV-Ausbau mit dem Titel „BVG – schnell, einfach, sicher und nachhaltig“ vorgelegt. Darin enthalten sind auch Pläne für die Verlängerung des U-Bahnnetzes um das Doppelte. Wie berichtet, sollen demnach nahezu alle bestehenden U-Bahnlinien verlängert werden.