50 Jahre DRF Luftrettung

Was der Rettungshubschrauber am Hauptbahnhof macht

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Andreas Gandzior
Am Sonnabend konnten Besucher einen Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung vor dem Berliner Hauptbahnhof besichtigen.

Am Sonnabend konnten Besucher einen Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung vor dem Berliner Hauptbahnhof besichtigen.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Zum Auftakt der Jubiläumstour können der Rettungshubschrauber und eine Ausstellung am Hauptbahnhof besucht werden.

Berlin.  „Ich wollte mir ansehen, wie in dem Rettungshubschrauber auf engstem Raum gearbeitet wird“, sagte Juliane Henning. „Es ist beeindruckend, wie hier jede Ecke mit moderner Technik und medizinischem Gerät ausgestattet ist.“ Die junge Frau arbeitet in einer Rehabilitationseinrichtung in Grünheide, die hin und wieder vom Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung angeflogen wird. „Da sehe ich den Hubschrauber immer nur starten und landen, jetzt wollte ich mir das Innenleben ansehen.“

Dazu hatte sie am Sonnabend auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof in Mitte die Gelegenheit. Detailliert ließ sie sich von Notfallsanitäter Danny Jonik das Innenleben der „fliegenden Intensivstation“ und der Arbeitsmöglichkeiten erklären. Jonik ist Mitglied des fliegenden Rettungsteams und der Stationsleiter der DRF Luftrettung am Standort im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn.

In diesem Jahr feiert die DRF Luftrettung ihr Einsatzjubiläum. Seit 50 Jahren helfen die Besatzungen Menschen in medizinischer Not. Anlass für die Luftretter, auf deutschlandweite „Geburtstagstournee“ zu gehen. Der Auftakt ist an diesem Wochenende in Berlin. Mit der mobilen Ausstellung „Welt der Luftretter“ und dem Rettungshubschrauber mit einer Sonderlackierung startete das Rettungsunternehmen in das Jubiläumsjahr.

Zum Jubiläum ein Rettungshubschrauber mit Sonderlackierung

„Der Rettungshubschrauber mit der Sonderlackierung wird bis September unsere Jubiläumsfeiern an neun Standorten in Deutschland begleiten“, erklärt DRF-Sprecher Konstantin Muffert. „Zwischenzeitlich und auch nach der Tour kommt er im Stationsdienst zum Einsatz. Bestimmt auch mal in Berlin.“

Nach der Enthüllung standen dann Piloten, Notärzte und Notfallsanitäter zu Gesprächen mit den Besuchern bereit und der Rettungshubschrauber diente als Fotomotiv für Touristen, Besucher der Veranstaltung und so genannte Spotter. „Eine einmalige Lackierung“, sagte Daniel Bujack, der sich dem Fotografieren von Flugzeugen und Hubschraubern verschrieben hat. „Dieses Design hat kaum jemand vorher gesehen. Das wurde als Geheimnis gehandelt.“

Interesse an Technik des Rettungshubschraubers

Viele Touristen aus der ganzen Welt postierten sich vor dem Hubschrauber und machten Selfies. „Wir wohnen in Dresden und besuchen an diesem Wochenende Berlin“, sagte Sharifi aus Afghanistan. „Als wir am Bahnhof angekommen sind haben wir den Hubschrauber schon gesehen.“ Auch vor der mobilen Ausstellung standen die Besucher Schlange. „Ich war früher selber Hubschrauberpilot bei der Berliner Polizei“, sagte Michael Schmidt. „Ich möchte mir die Ausstellung in Ruhe ansehen und dann die Technik. Da hat sich seit 20 Jahren alles verändert.“

Unter den vielen Besuchern waren auch Bundeswehrsoldaten, Feuerwehrleute, ehrenamtliche Mitglieder der DLRG und Familien. „Wir sind zum Hauptbahnhof gekommen, weil die Kinder den Hubschrauber mal sehen wollten“, sagte eine Berlinerin, die sich dann von der Crew über die Anzahl und Art der medizinischen Einsätze aufklären ließ. „Ich habe mich vorhin mit einem Hubschrauberpiloten aus Venezuela unterhalten. Er hat sich über unsere Arbeit in Deutschland informiert“, sagte DRF-Pilot Tom Reimer. Er ist seit vielen Jahren auf der Station am UKB zuhause.

Etwa 1400 Einsätze pro Jahr

„Wir fliegen von dort aus durchschnittlich drei bis fünf Einsätze pro Tag“, sagte er. „Im Jahr sind es ungefähr 1400. Die Einsatzzahlen steigen, aber die Flugstunden sind in etwa gleich geblieben.“ Im Sommer wird in Buch eine weitere Luftrettungsstation mit einem neuen Hubschrauber eröffnet. „Die Besonderheit ist, dass der neue Rettungshubschrauber mit einer Winde ausgestattet ist“, erklärte Reimer. „Das ist für die Wasserrettung besonders wichtig und für alle schwer zugänglichen Orte und Situationen. Mit der Winde kann der Notarzt abgeseilt und der Patient geborgen werden, wenn wir an der Unglücksstelle nicht landen können.“

Die DRF fliegt ungefähr 40.000 Einsätze jährlich mit ihren Rettungshubschraubern. Dabei handelt es sich meistens um Flüge, bei denen Notärzte zu Unglücksstellen gebracht werden. Entweder kann der Notarzt den Patienten vor Ort stabilisieren, dann wird er mit einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird der Patient geflogen. Viele der Flüge sind auch Transportflüge, wo Patienten in einem kritischen Zustand von einer Klinik in eine andere gebracht werden müssen. Im Rettungshubschrauber ist die intensivmedizinische Betreuung weiter möglich.

„Wir unterscheiden hier in primäre und sekundäre Rettung“, erklärte Danny Jonik. „Die Primäreinsätze, wo wir Notärzte zu den Patienten fliegen haben in den vergangenen Jahren zugenommen.“

Auch am Sonntag können Besucher noch die mobile Ausstellung „Welt der Luftretter“ und den Jubiläumshubschrauber von 11 bis 18 Uhr auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof in Mitte besuchen.