Medienbericht

Ex-CDU-Spitzenkandidat Pflüger: Enge Kontakte zu Gazprom

Friedberg Pflüger im September 2008 nach seiner Abwahl als CDU-Fraktionschef.

Friedberg Pflüger im September 2008 nach seiner Abwahl als CDU-Fraktionschef.

Foto: Arno Burgi dpa/lbn

Friedbert Pflüger war CDU-Spitzenkandidat in Berlin. Jetzt fällt sein Name in einem anderen Zusammenhang als Gazprom-Lobbyist.

Berlin. Der ehemalige CDU-Politiker Friedbert Pflüger (68) kandidierte 2006 als Spitzenkandidat bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus – und verlor klar gegen Amtsinhaber Klaus Wowereit. Im September 2008 wählten die Berliner CDU-Abgeordneten ihren Fraktionschef mit einer Zweidrittelmehrheit ab. Pflüger selbst bezeichnete das als "Absturz".

Jetzt taucht der Name Pflüger in einem anderen Zusammenhang auf. Der "Spiegel" berichtet, dass das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestags (1990-2006) in verdächtiger Nähe zum russischen Gaskonzern Gazprom stehe. Demnach habe sich Pflüger für die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 eingesetzt und auch davon profitiert, wie der "Spiegel" schreibt. Eine Anfrage des Magazins ließ Pflüger unbeantwortet. Lesen Sie auch: Nord-Stream-Spur: Rätselraten um Sprengung der Pipelines

Nord Stream 2: Pflüger muss vor Untersuchungsausschuss

An diesem Freitag wird Pflüger vor einem Untersuchungsausschuss in Mecklenburg-Vorpommern erscheinen. Dieser beleuchtet die Rolle von Manuels Schwesigs (SPD) Landesregierung beim Ausbau der Pipeline. Nach seinem Berlin-"Absturz" wurde Pflüger Lobbyist, gründete 2009 ein Beratungsunternehmen. Mit dem Format "Energiegespräch am Reichtstag" hat er regelmäßig eine Bühne, bei der Pflüger Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßt. Auch interessant: Nord Stream 2: Zerstörten pro-ukrainische Täter die Pipeline?

Zudem ist Pflüger als Wissenschaftler tätig. Sein Institut für Energie- und Ressourcensicherheit hat laut "Spiegel" 2016 zwei Studien publiziert, die den Bau von Nord Stream 2 befürworteten. Im Beirat des Instituts soll ein Gazprom-Mann gesessen haben. Das Magazin kennt noch ein weiteres Indiz, das für Pflügers Nähe zu Gazprom spricht. Eine Tochtergesellschaft des russischen Unternehmens nennt auf der Homepage als Adresse ein Geschäftshaus in Charlottenburg – genau dort befindet sich auch Pflügers Firma. (dw)