Konzert in Berlin

Robbie Williams bringt Mercedes-Benz Arena zum Beben

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Robbie Williams begeisterte am Montagabend die Fans bei seinem Konzert in der Mercedes-Benz Arena in Berlin. (Archivbild)

Robbie Williams begeisterte am Montagabend die Fans bei seinem Konzert in der Mercedes-Benz Arena in Berlin. (Archivbild)

Foto: imago stock&people / imago

Robbie Williams hat sein erstes von zwei Berlin-Konzerten gespielt und bewiesen: Er bleibt ein großer Entertainer.

Berlin. Robbie Williams’ Hit „Let Me Entertain You” ist inzwischen gut 25 Jahre alt, aber das Unterhalten, das hat der Sänger in dem Vierteljahrhundert seither nicht verlernt. Am Montagabend hat der britische Popstar bei seinem Konzert in der Mercedes-Benz-Arena bewiesen, dass er zurecht als einer der größten Entertainer der Musikbranche gilt. Es war der erste von zwei Berlin-Auftritten während seiner aktuellen „XXV – 25 Years of Hits“-Tour; der zweite folgte am Dienstagabend. Lesen Sie auch: Robbie Williams: Konzert in Berlin - Tickets, Setlist - alle Infos

„Let Me Entertain You“ ist dann auch gleich der zweite Song, den Robbie Williams am Abend spielt – und bei dem der Sänger direkt zeigen kann, dass er immer noch voller Energie ist und es schafft, diese auf Tausende Zuschauer zu übertragen. In goldenem Glitzeranzug wirbelt und tanzt Robbie Williams über die große Bühne, begleitet von einer Band mit Bläsern und sechs Tänzerinnen. Und auch die meisten Zuschauer sind bei dem Song aufgestanden, um mitzutanzen. Williams dankt es ihnen mit einem „Ich liebe euch!“ Lesen Sie auch: Robbie Williams: Süchtig nach Zucker – So bereitet er sich auf Konzerte vor

Robbie Williams nimmt das Publikum mit auf Zeitreise

„Love my life“ spielt Robbie Williams für seine Frau und Kinder
In den folgenden knapp zwei Stunden nimmt der Sänger sein Publikum mit auf eine Reise durch seine Karriere. Er blickt zurück auf seine Anfänge und seinen Ausstieg bei der Band „Take That“. Er erzählt von dem Moment, als er nach seinen Eskapaden und wachsenden Spannungen aufgefordert worden sei, die Band noch während der laufenden Tournee zu verlassen. Und wie er sich dann ins Auto gesetzt habe und weggefahren sei. Aber der Ärger von damals scheint überwunden. Den Rückblick auf seine „Take That“-Zeit beschließt Robbie Williams mit dem Song „The Flood“, der nach der Wiedervereinigung der Band im Jahr 2010 veröffentlicht wurde und es in mehr als 20 europäischen Ländern in die Charts schaffte. Auch interessant: Alle Berliner Anekdoten zu Robbie Williams lesen Sie hier.

Von seiner nun 25 Jahre andauernden Solo-Karriere singt Robbie Williams an diesem Tag vor allem Songs aus seiner Anfangszeit, aus jüngeren Jahren ist nur der Hit „Love My Life“ Teil der Show, den er seiner Frau und seinen vier Kindern widmet. „Sie haben alles verändert und mir einen Sinn gegeben“, sagt er. Und sie hätten dafür gesorgt, dass er heute so glücklich sei wie nie zuvor.

Der Abend in der Mercedes-Benz-Arena ist kein reines Konzert, sondern viel mehr ein Zusammenspiel von Songs und längeren Passagen zwischen den Nummern, die der inzwischen 49-Jährige nutzt, um viel zu erzählen. Mal ist es unterhaltsam oder, typisch Robbie Williams, provokant anzüglich. Immer wieder wird er aber auch emotional, wenn es um schwierige Phasen in seinem Leben geht.

Er spricht etwa, bevor er den Song „Eternity“ spielt, von seiner Drogensucht, von Ängsten, Einsamkeit und psychischen Zusammenbrüchen in seiner frühen Karriere als Solo-Künstler. Den Song habe er damals Spice Girl Geri Halliwell gewidmet, weil sie ihn verstanden und ihm in der Zeit geholfen habe. Auch später noch, so erzählt es Robbie Williams, gab es schwierige, sogar depressive Phasen für ihn, in denen er geglaubt habe, kein guter Sänger oder nichts wert zu sein. „Zwei Sachen haben mich in der Welt gehalten. Eine war meine Frau. Und die andere war das Wissen, dass ihr für mich da seid.“ In solchen Momenten zeigt er sich von seiner ernsten Seite. Diese Wechsel zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung beherrscht Robbie Williams, auch seine Songs teilt er in zwei Lager: die einen, in denen er davon singt, wie großartig er sei, und die anderen, in denen er genau das Gegenteil beschreibt.

Über das Konzert hinweg bezieht Robbie Williams sein Publikum ständig ein und spricht einzelne Zuschauer direkt an – wie Nadja, für die er später den Song „She’s The One“ singt. Dass die Bühnenshow ansonsten wenig spektakulär ist, gerät so in den Hintergrund. Der Popstar weiß, wie er allein durch das Spiel mit seiner Mimik die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er liebt es, der Entertainer zu sein, er liebt auch den Applaus und fordert ihn immer wieder ein. Und natürlich: Das Publikum gibt ihm, was er will, und feiert ihn auch an diesem Abend. Es wird getanzt, gekreischt und geklatscht, zum Ende des Konzerts kocht die Stimmung noch einmal hoch, als Robbie Williams mit „Feel“, „Kids“ und „Rock DJ“ einige seiner größten Hits direkt nacheinander spielt.

So ganz ohne Nacktheit geht es bei ihm nicht

Ein anderer Klassiker, „Angels“, kommt, erst während der Zugabe, für die er sich noch einmal umgezogen hat. Er trägt jetzt einen offenen Mantel und präsentiert dem Publikum zumindest für einen kurzen Moment seinen freien Oberkörper – so ganz ohne Nacktheit geht es bei Robbie Williams eben nicht. Schon zu einem früheren Zeitpunkt hat er einen altes Take-That-Video eingespielt, in dem die jungen Männer mit nackten Hintern zu sehen sind – allen voran der junge Robbie Williams, der damals erst 16 Jahre alt war, wie der Popstar nun halb belustigt, halb entsetzt anmerkt.

Aber zurück zu „Angels“: Der Song stammt ebenfalls bereits von Robbie Williams‘ ersten Solo-Album, geliebt wird er von seinem Publikum, aus dem ihn viele wohl schon durch die gesamte Karriere begleitet haben, bis heute. Nachdem der Song erst mit Band gespielt wird, stimmt Robbie Williams ihn zum Abschluss noch einmal a capella an. Unter vollem Einsatz singen vor allem seine Fans „I’m Loving Angels Instead“, die Mercedes-Benz-Arena bebt. Und während noch die letzten Silben erklingen und dann in lauten Jubel übergehen, nutzt Robbie Williams den Moment und verschwindet, ohne große Abschiedsworte, leise von der Bühne.