- Bei der Berlin-Wahl fällt die Wahlbeteiligung stark zurück
- 2021 gaben noch 75,4 Prozent der Berlinerinnen und Berliner ihre Stimme ab
- Am Sonntag waren es deutlich weniger. Das relativiert auch den als Erdrutsch-Sieg gefeierten Erfolg der CDU deutlich
Die CDU mit Kai Wegner hat die Berlin-Wahl deutlich gewonnen. Fast 10 Prozent Punkte mehr als die SPD, die sich mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey fest vorgenommen hatte, wie auch bei der Pannen-Wahl 2021 den ersten Platz zu erreichen. Doch es kam anders: Der Wahlerfolg der CDU wurde als Erdrutsch-Sieg gefeiert. Lesen Sie hier: Das Interview mit CDU-Wahlsieger Kai Wegner nach der Wahl.
Neben den Stimmzahlen und den daraus abzuleitenden politischen Konsequenzen trägt die Wahlwiederholung noch eine andere Nachricht: Das Interesse der Berlinerinnen und Berliner, am demokratischen Prozess teilzunehmen, sank im Vergleich zu 2021 dramatisch. Allerdings hatte damals zeitgleich auch eine Bundestagswahl stattgefunden. Setzt man die Wahlbeteiligung im Verhältnis zu der Bevölkerungsgröße Berlins, dann hat die CDU zwar noch immer am stärksten abgeschnitten - allerdings mit deutlich geringeren Werten, wie die Tabelle weiter unten zeigt. Auch die anderen Parteien würden auf deutlich niedrigere Werte kommen.
Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2023
Name | Berlin-Wahl 2023 |
Ort | Berlin |
Datum | Sonntag, 12. Februar 2023 |
Gewählt wird | Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlungen |
Zahl der Wahlberechtigten | 2.738.586 für die BVV, 2.442.049 fürs Abgeordnetenhaus |
Zahl der Wahllokale | 2.257 |
Dauer der Legislaturperiode | bis 2026 |
Wahlsieger: | CDU (28,2 Prozent) |
Wahlberechtigt zur Abgeordnetenhauswahl waren etwa 2,4 Millionen Menschen
Die Wahlbeteiligung lag 2023 bei 63,0 Prozent.
- 2021 waren es 75,4 Prozent, doch wurde in dem Jahr gleichzeitig auch der Bundestag gewählt.
- 2016 waren es 66,9 Prozent
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Ein Grund für die vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung könnte sein, dass viele Berlinerinnen und Berliner nach der Pannen-Wahl 2021 frustriert und wenig motiviert sind, ihre Stimme abzugeben. Am frühen Nachmittag hoffte Franziska Giffey noch auf eine gute Wahlbeteiligung, wie sie in Friedrichshain sagte: "Es ist eigentlich ein sehr gutes Wahlwetter - wir haben weder Eis noch Schnee noch Regen. Und man kann das Wählen wunderbar mit einem Sonntagsspaziergang verbinden", sagte die Regierende Bürgermeisterin.
Wahlbeteiligung: Grafik relativiert Wahlergebnis
Bringt man die Wahlbeteiligung in Relation zur Gesamtbevölkerungsgröße Berlins, dann sieht der Erdrutsch-Sieg der CDU gar nicht mehr so riesig aus. Gerade mal 12 Prozent der tatsächlichen Bevölkerung der Hauptstadt haben der Partei von Spitzenkandidat Kai Wegner ihre Stimme gegeben. Ein weiteres Problem ist auch, dass viele Berlinnerinnen und Berliner, die in der Stadt leben, aber nicht wählen können, weil sie keinen deutschen Pass haben. Das sorgt für Kritik, auch jetzt wieder in den sozialen Netzwerken. Der Journalist Arne Semsrott hat nach der Berlin-Wahl einen vielfach beachteten Beitrag verfasst, der für Diskussionen sorgt.
Gemessen an der Gesamtbevölkerung ergeben sich demnach Werte, die das Gesamtergebnis deutlich relativieren:
Partei | Endergebnis | Endergebnis gemessen an Stadtbevölkerung |
CDU | 28,2 Prozent | 12 Prozent |
SPD | 18,4 Prozent | 8 Prozent |
Grüne | 18,4 Prozent | 8 Prozent |
Linke | 12,2 Prozent | 5 Prozent |
FDP | 4,6 Prozent | 2 Prozent |
AfD | 9,1 Prozent | 4 Prozent |
Insgesamt geht Semsrott von einer Einwohnerzahl von 3,7 Millionen aus. Davon seien aber nur 2,4 Millionen wahlberechtigt. Minderjährige und Ausländer dürfen nicht wählen – insgesamt also 1,3 Millionen Menschen. Bleiben immer noch etwa 900.000 Nichtwähler übrig. In dieser Tabelle sehen Sie die relativierten Zahlen zur Wahlbeteiligung nochmal in detaillierter Form. Ob eine Erweiterung des Kreises der Wahlberechtigten um Ausländer sowie ein Heruntersetzen des Wahlalters auf 16 Jahre – 16- und 17-Jährige dürfen derzeit nur an Bezirkswahlen teilnehmen – zu einer höheren Wahlbeteiligung führen würde? Lesen Sie hier: Wer ist für die Berlin-Wahl wahlberechtigt?
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Insgesamt lief die Wiederholungswahl in den 2257 Wahllokalen aber deutlich ruhiger als bei der Pannen-Wahl 2021. Zur Ermittlung der Beteiligung seien die ausgestellten Wahlscheine berücksichtigt worden, hieß es von der Wahlleitung. Lesen Sie auch: Wahl in Berlin – Darum geht es für Scholz, Lindner und Merz
Berlin-Wahl 2023: Höchste Wahlbeteiligung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Den Angaben zufolge unterschied sich die Wahlbeteiligung in den einzelnen Bezirken deutlich. Das sind die Daten für 2023:
Bezirk | Wahlbeteiligung | Wahlbeteiligung (2016) |
Mitte | 59,1 Prozent | 62,6 Prozent |
Friedrichshain-Kreuzberg | 64,7 Prozent | 68,5 Prozent |
Pankow | 67,7 Prozent | 69,9 Prozent |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 66,5 Prozent | 70,0 Prozent |
Spandau | 57,0 Prozent | 63,5 Prozent |
Steglitz-Zehlendorf | 71,1 Prozent | 74,5 Prozent |
Tempelhof-Schöneberg | 65,4 Prozent | 68,9 Prozent |
Neukölln | 57,9 Prozent | 63,2 Prozent |
Treptow-Köpenick | 50,3 Prozent | 68,1 Prozent |
Marzahn-Hellersdorf | 56,3 Prozent | 60,9 Prozent |
Lichtenberg | 59,8 Prozent | 62,9 Prozent |
Reinickendorf | 61,9 Prozent | 66,8 Prozent |
Berlin gesamt | 63,0 Prozent | 66,9 Prozent |
Im September 2021 wurde neben den Berliner Wahlen zusätzlich über den Bundestag und einen Volksentscheid abgestimmt. Die Beteiligung am Wahltag sei jeweils nur für die Bundestagswahl ermittelt worden. Sie betrug im Vergleichszeitraum 27,4 Prozent. (rs/bee/dpa/afp)
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