Berlin. Nachdem der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Freien Universität Berlin (FU) offensichtlich auf mehrere Gesprächsangebote der Berliner Polizei nicht reagierte, hat sich am Mittwochmorgen Polizeipräsidentin Barbara Slowik an das Gremium gewandt. Das sagte ihre Sprecherin Beate Ostertag der Berliner Morgenpost. Es gebe den dringenden Wunsch, „in einen konstruktiven Diskurs zu treten“.
Der AStA hatte in einem Rundschreiben vor einem Mann gewarnt, die an mehreren Stellen auf dem Campus Frauen sexuell belästigt haben soll. Dabei wurde davon abgeraten, bei Kontakt mit dieser Person die Polizei zu rufen, da Polizeieinsätze „für von Rassismus betroffene Menschen grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko einhergehen, Polizeigewalt zu erfahren“, wie es heißt.
Laut Polizeisprecherin Ostertag hat der AStA bereits zwei Schreiben der Beauftragten für Gruppenbezogene Menschfeindlichkeit nicht reagiert. „Es sieht bisher so aus, als wäre man an einem Austausch nicht interessiert.“
HU-AStA solidarisiert sich mit FU-Kollegen
Der AStA wiederum ließ auch am Mittwoch eine Anfrage der Berliner Morgenpost unbeantwortet. In einer vermeintlichen „Richtigstellung“ wurde bereits am Wochenende betont, dass man lediglich vom Rufen der Polizei abraten, niemanden jedoch davon abhalten wolle. „Polizeigewalt und Morde durch Polizeibeamt*innen sind ein bekanntes Problem und sollten Anlass einer grundsätzlichen Kritik an dieser Institution sein.“
Derweil hat sich der Referent*innenrat der Humboldt-Universität mit dem AStA der FU solidarisiert und sieht diesen als „Zielscheibe einer medialen Hetzkampagne“. Die Empfehlung, nicht „priorisiert“ die Polizei zu kontaktieren, „sollte angesichts der anhaltenden Vorfälle von Polizeigewalt und Tötungen durch die Polizei eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“.
Man frage sich, „auf welcher Grundlage Vertretende der zukünftigen wissenschaftlichen Elite ein derart hassgeprägtes Bild der Berliner Polizei inszenieren und was genau sie damit bezwecken wollen“, sagte Stephan Weh, Berliner Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Mittwoch. „Grundsätzlich wird vermutlich eher nicht die texanische, sondern eine bürgerfreundliche Berliner Polizei auf den Campus kommen, um Betroffenen zu helfen.“
DPolG empfindet Mordvorwurf als „Verunglimpfung“
Den Vorwurf, dass Polizeikräfte Morde begehen würden, „empfinden wir als, gelinde gesagt, Verunglimpfung der Arbeit Tausender Kolleginnen und Kollegen in Berlin“, sagte Bodo Pfalzgraf, Berliner Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Polizistinnen und Polizisten schützen Grundrechte aller Menschen in Berlin, auch die der Mitglieder des AStA.“
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