Berlin. Alle Auszubildenden in Gesundheitsberufen müssen künftig kein Schulgeld mehr bezahlen und können bereits geleistete Zahlungen rückwirkend zum 1. Januar 2022 zurückfordern. Das hat das Abgeordnetenhaus jetzt beschlossen. Die Regelung gilt für Menschen, die ihre Ausbildung bei einem freien Träger absolvieren. Auszubildende, die an Schulen lernen, die mit Krankenhäusern kooperieren, zahlen bereits seit 2019 kein Schulgeld mehr.
Die Befreiung gilt für Auszubildende in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie, Logotherapie, Podologie, Medizinisch Technische Assistenz (MTA) und medizinische Bademeister. „Wir haben jetzt schon einen enormen Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen und sind auf Nachwuchs dringend angewiesen“, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Bettina König. „Deshalb ist es wichtig, die Ausbildung attraktiv zu gestalten und dazu gehört auch, dass sie kostenfrei ist.“
Der Senat stellt 7,5 Millionen Euro bereit
Die Befreiung gilt nicht für Auszubildende, die bereits andere Finanzleistungen erhalten, die das Schulgeld kompensieren sollen. Insgesamt befinden sich derzeit 3500 in einer Ausbildung zu einem Gesundheitsberuf, 900 davon absolvieren ihre Lehrzeit bei freien Trägern, sind also von der jetzt beschlossenen Regelung betroffen.
Dadurch werde die Ungerechtigkeit beendet, dass in den Gesundheitsberufen für die Ausbildung bezahlt werden muss, das Medizinstudium und die meisten anderen Ausbildungsberufe hingegen kostenfrei seien, so König. Dafür will die Stadt nach eigenen Angaben für dieses und das kommende Jahr insgesamt 7,5 Millionen Euro bereit stellen und sich um entsprechende Vereinbarungen mit den Schulen bemühen.
Die Berliner Regelung dient als Überbrückung, bis die Bundesregierung einen entsprechenden Beschluss fasst und die rechtlichen Voraussetzungen dafür schafft. Die Schulgeldbefreiung ist im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition im Bund vereinbart, aber noch nicht umgesetzt. Mit der Befreiung sei eine weitere wesentliche Hürde für die Entscheidung von Menschen gefallen, eine Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren, heißt es aus der Gesundheitsverwaltung.