Berlin. Anlässlich der Grünen Woche ist für Sonnabend in Berlin eine Großdemonstration geplant. Die Teilnehmer fordern mehr Tempo bei der Agrarwende.

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche wollen am Sonnabend mehrere Tausend Menschen in Berlin für die Agrarwende, für mehr ökologische Landwirtschaft und Gerechtigkeit in der Lebensmittelversorgung auf die Straße gehen. Unter dem Motto „Wir haben die Agrarindustrie satt!“ wollen sie ab 12 Uhr durch Mitte und das Regierungsviertel ziehen. Angezeigt wurde die Demonstration laut Berliner Polizei mit 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Der Protest wird von mehreren Initiativen aus der Landwirtschaft, Entwicklungshilfe, Umwelt- und Tierschutz getragen, die sich zur Kampagne „Meine Landwirtschaft“ zusammengeschlossen haben. Nach mehreren Auftaktkundgebungen am Brandenburger Tor soll es um 12 Uhr zunächst über die Ebertstraße zum Bundeslandwirtschaftsministerium gehen und dann über die Behren- und Friedrichstraße zur Bundesgeschäftsstelle der FDP an der Reinhardtstraße.

So führt die Demo durch Berlin.
So führt die Demo durch Berlin. © BM

Die Parteizentrale liegt explizit auf der Route, da die FDP die Agrarwende blockiert, sagte ein Sprecher der Organisatoren. Entsprechend wolle man dort Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner auffordern, die Mittel für die Agrarwende freizugeben. Über den Spreebogen soll es dann durch das Regierungsviertel und zurück zum Brandenburger Tor gehen, wo ab 16 Uhr eine Abschlusskundgebung geplant ist.

Organisatoren: Jeden Tag schließen in Deutschland zehn Höfe

Gefordert wird unter anderem ein Stopp des Höfesterbens und mehr Unterstützung für kleine und Nachwuchsbetriebe. So habe es im Jahr 2005 bundesweit noch rund 396.000 Bauernhöfe gegeben, bis 2022 sei die Zahl auf 262.000 gesunken, heißt es seitens der Organisatoren.

Noch immer würden sich in Deutschland täglich zehn vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe dem Konkurrenzdruck geschlagen geben und schließen, obwohl sie für die regionale Versorgung wichtig seien. Die bestehenden würden hingegen immer größer werden. „Statt Agrarfabriken und Backshop-Ketten brauchen wir viele kleine und mittlere Höfe und gute, handwerkliche Bäckereien“, heißt es im Forderungskatalog.

Weiterhin gelte es, mit einem Verbot von Pestiziden das Insektensterben zu stoppen. Die Demonstration setzt sich auch für ein Moratorium sogenannter Megaställe und für artgerechte Tierhaltung ein. Außerdem müssten Menschen, die von Armut betroffen sind, angesichts der Inflation von 20 Prozent bei Lebensmittel sofort wirksam unterstützt werden. „Alle Menschen müssen sich fair und umweltgerecht produziertes, gesundes Essen leisten können. Dieses Menschenrecht muss die Politik garantieren“, heißt es.

Traktoren rollen bereits ab den Morgenstunden durch Berlin

Den Weg dahin haben die Organisatoren in einem Sechs-Punkte-Plan festgehalten, der mit Stand von Mittwoch von 123 Initiativen und Vereinen unterstützt wird – darunter etwa die Berliner Tafel, Brot für die Welt oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Plan soll am Sonnabend an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) übergeben werden.

Dies ist allerdings bereits um 10.45 Uhr am Rande einer Traktorendemo mit 50 Teilnehmern durch Berlins Mitte geplant. Die Bäuerinnen und Bauern wollen dazu am Auswärtigen Amt eine Zwischenkundgebung abhalten, wo währenddessen die Berliner Agrarministerkonferenz stattfindet. Zum 15. Mal lädt das Bundeslandwirtschaftsministerium dazu Ressortchefs aus aller Welt ein, von denen im Zuge der Grünen Woche ohnehin viele in der Stadt sind.

Die 50 Traktoren werden bereits ab den Morgenstunden auf Berlins Straßen unterwegs sein, wenn sie sich im Rahmen einer Sternfahrt von verschiedenen Punkten am Stadtrand in die Mitte bewegen. Fünf von ihnen setzen sich um 7.30 Uhr in Vogelsdorf östlich der Stadtgrenze in Bewegung. Um acht Uhr geht starten weitere 15 an der Domäne Dahlem sowie 30 im Nordosten in Blankenfelde. Ziel ist der Große Stern, der um zehn Uhr erreicht werden soll.

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