Berlin. Nach der Schlappe der SPD bei der Berlin-Wahl 2023 wird Franziska Giffey Wirtschaftssenatorin im neuen schwarz-roten Senat. Alle Infos.

Franziska Giffey (SPD) wird Wirtschaftssenatorin im neuen schwarz-roten Berliner Senat unter Führung des designierten Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU). Von Dezember 2021 bis April 2023 war sie selbst Senatschefin und stand einer Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linken vor. Giffey trat bei der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl im Februar 2023 als Spitzenkandidatin ihrer Partei an, bei der die SPD auf 18,4 Prozent der Stimmen kam und damit deutlich hinter dem Wahlsieger CDU (28,2 Prozent) blieb. In einem Mitgliederentscheid votierten die Berliner Sozialdemokraten für die Bildung einer Große Koalition mit der CDU.

Franziska Giffey (SPD) und Kai Wegner (CDU).
Franziska Giffey (SPD) und Kai Wegner (CDU). © Monika Skolimowska/dpa

Einst galt Giffey als Hoffnungsträgerin der Sozialdemokraten. Einen ersten Dämpfer erhielt ihre politische Karriere durch die Plagiatsaffäre rund um ihre Doktorarbeit und ihren Rücktritt als Bundesfamilienministerin. Unruhe gab es auch in Bezug auf ihren Ehemann, den Tierarzt Karsten Giffey, wegen falsch abgerechneter Arbeitszeiten. Spott wiederum erfuhr die Sozialdemokratin beim Berlin-Marathon 2021, als ein Bild, das sie beim Startschuss mit einer Pistole zeigt, zum Meme wurde.

Wer also ist Franziska Giffey? Warum musste Giffey ihren Doktortitel abgeben? Wie entwickelte sich die Plagiatsaffäre? Ist die Politikerin verheiratet oder lebt sie in Trennung? Hat sie Familie und Kinder? Wo wurde sie geboren, wo wohnt sie aktuell? Welche Ausbildung hat Giffey, welche politischen Ämter hat sie schon ausgeübt?

Franziska Giffey: Doktorarbeit und Plagiatsaffäre

Franziska Giffey: Bilder der Berliner SPD-Politikerin

Franziska Giffey (SPD) im Dezember 2021 in ihrem Büro im Roten Rathaus.
Franziska Giffey (SPD) im Dezember 2021 in ihrem Büro im Roten Rathaus. © FUNKE Foto Services | Reto Klar
Franziska Giffey (SPD) ist Berlins  Regierende Bürgermeisterin. Hier steht sie im Dezember 2021 vor dem Roten Rathaus.
Franziska Giffey (SPD) ist Berlins Regierende Bürgermeisterin. Hier steht sie im Dezember 2021 vor dem Roten Rathaus. © FUNKE Foto Services | Reto Klar
Franziska Giffey kämpft darum, Regierende Bürgermeisterin von Berlin bleiben zu können.
Franziska Giffey kämpft darum, Regierende Bürgermeisterin von Berlin bleiben zu können. © FUNKE Foto Services | Reto Klar
Franziska Giffey probiert auf dem Eröffnungsrundgang zur  Grünen Woche im Januar 2023 am Slowenien-Stand ein Gemüse.
Franziska Giffey probiert auf dem Eröffnungsrundgang zur Grünen Woche im Januar 2023 am Slowenien-Stand ein Gemüse. © dpa | Fabian Sommer
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). © Jens Kalaene/dpa
 Franziska Giffey und Rahed Saleh, SPD-Fraktionschef,   beim Landesparteitag der SPD im November 2022 in Berlin.
Franziska Giffey und Rahed Saleh, SPD-Fraktionschef, beim Landesparteitag der SPD im November 2022 in Berlin. © dpa | Carsten Koall
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), König Felipe VI. und seine Frau Letizia im Oktober 2022 am Brandenburger Tor.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), König Felipe VI. und seine Frau Letizia im Oktober 2022 am Brandenburger Tor. © Maja Hitij/Getty Images | Maja Hitij/Getty Images
Franziska Giffey mit Morgenpost-Chefredakteurin Christine Richter bei einer Dikussionsveranstaltung im Oktober 2022.
Franziska Giffey mit Morgenpost-Chefredakteurin Christine Richter bei einer Dikussionsveranstaltung im Oktober 2022. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey schaut sich im August 2022 im Naturkundemuseum  Dinosaurier an.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey schaut sich im August 2022 im Naturkundemuseum Dinosaurier an. © Maurizio Gambarini/Funke Foto Services
Franziska Giffey auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) im Juni 2022 in einem Astronauten-Anzug.
Franziska Giffey auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) im Juni 2022 in einem Astronauten-Anzug. © Reto Klar
Franziska Giffey (l.) und Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, bei der Berlinale im Februar 2022.
Franziska Giffey (l.) und Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, bei der Berlinale im Februar 2022. © Funke Foto Service | Reto Klar
Franziska Giffey am 15. April 2015 vor der Sondersitzung zur Wahl der neuen Bezirksbürgermeisterin von Neukölln.
Franziska Giffey am 15. April 2015 vor der Sondersitzung zur Wahl der neuen Bezirksbürgermeisterin von Neukölln. © picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka
Franziska Giffey am 5. Oktober 2010 als damalige Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport im Bezirk Neukölln.
Franziska Giffey am 5. Oktober 2010 als damalige Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport im Bezirk Neukölln. © picture alliance / dpa | Britta Pedersen
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Franziska Giffey musste im Zuge einer Plagiatsaffäre rund um ihre Doktorarbeit, die sie an der Freien Universität (FU) geschrieben hatte, von ihrem Amt als Bundesfamilienministerin zurücktreten. Nach ihrem Rücktritt entzog ihr die FU ihren Doktortitel.

Was war passiert? Giffey absolvierte nach ihrem Abschluss zur Diplom-Verwaltungswirtin berufsbegleitend ein Promotionsstudium an der FU Berlin in der Zeit von 2005 bis 2010. Das Thema ihrer Doktorarbeit: „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“. Eine PDF der Doktorarbeit von Franziska Giffey steht hier zum Download bereit.

Im Februar 2019 kamen Zweifel auf, ob Giffey bei ihrer Doktorarbeit wissenschaftliche Standards eingehalten hat. Anonyme Plagiatsprüfer veröffentlichten eine Analyse, in der sie 119 Textstellen auf 76 der 205 Seiten von Giffeys Doktorarbeit als Plagiat werteten. Prüfer der FU kamen im Juni 2021 schließlich zu dem Urteil, dass Giffey Texte anderer Autorinnen und Autoren übernommen habe, ohne dies ausreichend zu kennzeichnen. Giffey habe dabei "mindestens mit bedingtem Vorsatz gehandelt". Giffey akzeptierte das Urteil. Plagiatsvorwürfe waren im August 2021 auch in Bezug auf Giffeys Masterarbeit laut geworden. Giffey selbst bestritt die Vorwürfe.

Giffey: Marathon-Startschuss – Pistolen-Video wird zum Meme

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Beim Berlin-Marathon 2021 gab Franziska Giffey den Startschuss – eigentlich ein Vorgang ohne Neuigkeitswert. Schon ihre Vorgänger Michael Müller oder Klaus Wowereit griffen bei Berlins größter Laufveranstaltung zur Pistole. Bilder und Videos, die der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) von Giffeys Startschuss machte, gingen allerdings schnell viral. Sicherlich auch, weil Giffeys recht ausdruckslose Pistolen-Pose so gar nicht passen will zu dem ansonsten penibel gepflegten Image der Regierenden Bürgermeisterin.

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In der Folge entstand eine regelrechte Meme-Welle: Das erfolgreichste Meme spielte dabei mit Giffeys Vergangenheit als Neuköllner Bezirksbürgermeisterin und lautete schlicht - wohl auch in Bezug auf die Clan-Kriminalität des Bezirks: „Einmal Neukölln, immer Neukölln“.

Giffey: Ehemann Karsten Giffey, Familie und Kind

Franziska Giffey am 5. Oktober 2010 als damalige Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport im Bezirk Neukölln.
Franziska Giffey am 5. Oktober 2010 als damalige Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport im Bezirk Neukölln. © picture alliance / dpa | Britta Pedersen

Franziska Giffey ist seit 2008 verheiratet mit dem Tierarzt Karsten Giffey. Sie haben einen gemeinsamen Sohn, der 2009 zur Welt kam. Die Familie wohnt in Berlin-Friedrichshain. Giffeys Ehemann musste im Januar 2021 seinen Dienst beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) verlassen. Der Grund: Karsten Giffey soll Arbeitszeiten falsch abgerechnet haben. Der Basketballspieler Niels Giffey, der lange für Alba Berlin spielte, ist ihr angeheirateter Neffe.

Stimme von Franziska Giffey: Krankheit verhinderte Lehramtsstudium

Franziska Giffey nahm nach dem Abitur ein Lehramtsstudium mit den Fächern Englisch und Französisch an der Humboldt-Universität (HU) Berlin auf. Wegen einer Kehlkopfmuskelschwäche, einer sogenannten Dysphonie, rieten Ärzte Giffey davon ab, Lehrerin zu werden. Bei einer Dysphonie klingt die Stimme je nach Ausprägung heiser, rau, belegt oder behaucht. Der Klang, die Tonhöhe und die Lautstärke können vom Betroffenen oft nur wenig variiert werden. Bei Überbeanspruchung der Stimme kann sogar der komplette Stimmverlust drohen.

Wahlwiederholung in Berlin soll "reibungslos" verlaufen

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    Eltern, Kindheit, Schule: Der Lebenslauf von Franziska Giffey

    Franziska Giffey wurde am 3. Mai 1978 in Frankfurt (Oder) geboren. Sie ist Tochter des Kfz-Meisters Wolfgang Süllke und einer Buchhalterin. Mit ihrem Bruder wuchs sie in Briesen (Kreis Fürstenwalde) auf. Ihr Abitur machte sie im Jahr 1997 am Werner-Seelenbinder-Gymnasium in Fürstenwalde. Über ihre Schulzeit sagte Giffey: „Ich war eine gute Schülerin, ich bin sehr gerne in die Schule gegangen. Ich hatte aber auch mal eine Vier, das muss in Mathe oder Physik gewesen sein. Meine Lieblingsfächer waren Englisch, Kunst und Musik.“

    Franziska Giffey: Bezirksbürgermeisterin, Bundesfamilienministerin, Regierende Bürgermeisterin

    Franziska Giffey am 15. April 2015 vor der Sondersitzung zur Wahl der neuen Bezirksbürgermeisterin von Neukölln.
    Franziska Giffey am 15. April 2015 vor der Sondersitzung zur Wahl der neuen Bezirksbürgermeisterin von Neukölln. © picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka

    Giffey ist seit 2007 Mitglied der SPD und Ortsvereinsmitglied der SPD Hermannstraße. Im Mai 2014 wurde sie Kreisvorsitzende der SPD Neukölln – bis 2018. Von Dezember 2019 bis Dezember 2021 war sie Mitglied im SPD-Bundesvorstand.

    Seit Ende 2020 ist sie gemeinsam mit Raed Saleh Landesvorsitzende der Berliner Sozialdemokraten, im Juni 2022 erfolgte die Wiederwahl. Giffey war Spitzenkandidatin der Berliner SPD für die Abgeordneten­haus­wahl 2021 und wurde in ihrem Rudower Wahlkreis in Neukölln direkt zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt.

    Im Laufe ihrer politischen Karriere übte Giffey verschiedene Ämter auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene aus. Die Übersicht:

    • Vom 1. September 2010 bis zum 15. April 2015 war Giffey Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport des Bezirks Neukölln.
    • Am 15. April 2015 wurde sie von der Bezirks­verordneten­versammlung Neukölln zur Bürgermeisterin des Bezirkes Neukölln gewählt. Damit beerbte sie den schillernden Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky im Amt.
    • Am 14. März 2018 wurde Giffey als Bundes­familien­ministerin im Kabinett von Angela Merkel ernannt und vereidigt, am 19. Mai 2021 erfolgte aufgrund der Plagiatsaffäre der Rücktritt von diesem Posten.
    • Ab dem 21. Dezember 2021 ist Franziska Giffey die Regierende Bürgermeisterin von Berlin.
    • Seit Ende April 2023 ist sie Wirtschaftssenatorin in Berlin.
    Franziska Giffey beim Bundespresseball 2023.
    Franziska Giffey beim Bundespresseball 2023. © Annette Riedl/dpa