Rundfunk

Grüne fordern Aufklärung in RBB-Besetzungsaffäre

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Joachim Fahrun
Bettina Jarasch (M.) mit ihrem Mann Oliver und ihrer Schwester Judith Hartmann bei der Grünen-Wahlpartie im September 2021

Bettina Jarasch (M.) mit ihrem Mann Oliver und ihrer Schwester Judith Hartmann bei der Grünen-Wahlpartie im September 2021

Foto: Christoph Soeder / dpa

Der Programmdirektor soll versucht haben, eine hohe Stelle ohne Ausschreibung mit dem Ehemann von Senatorin Bettina Jarasch zu besetzen.

Berlin. Die Vertreterin der Berliner Grünen im RBB-Rundfunkrat Antje Kapek hat von der Senderspitze „sofortige und lückenlose Transparenz“ im Umgang mit den neuesten Vorwürfen wegen mutmaßlicher Vetternwirtschaft in dem öffentlich-rechtlichen Sender gefordert. Zuvor hatte der „Spiegel“ über eine heikle Personalie berichtet. Demnach hatte der gerade zum stellvertretenden Intendanten gewählte Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus in einer E-Mail an den privaten Account der inzwischen gefeuerten Intendantin Patricia Schlesinger geschrieben, man könne eine Spitzenposition beim RBB-Fernsehen ohne Ausschreibung besetzen.

Mit der neuen Aufgabe sollte Oliver Jarasch betraut werden, Ehemann von Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne).

Grüne Rundfunkrätin Kapek fordert Transparenz und Aufklärung

Der RBB lehnte es ab, den Vorgang zu kommentieren, weil es sich um eine private E-Mail-Korrespondenz gehandelt habe. Bettina Jarasch, die 2021 für die Grünen Spitzenkandidatin für das Rote Rathaus war und diese Rolle bei möglichen Wiederholungswahlen wieder übernehmen wird, wollte sich nicht äußern. Stattdessen sprach Antje Kapek für die Berliner Grünen. Die Korrespondenz löse nicht nur Fragen, sondern auch „Irritationen“ aus, sagte die frühere Fraktionschefin. Ihre Erwartung nach Transparenz richtete sie explizit auch an Schulte-Kellinghaus und an Interims-Intendantin Katrin Vernau. „Die schonungslose und ausnahmslose Aufklärung der RBB-Krise steht nach wie vor an erster Stelle“, sagte Kapek und bezog in diese Forderung auch Jarasch mit ein: „Da sind wir uns als Grüne einig.“

Jaraschs Ehemann hat ebenso wie die gelernte Journalistin Jarasch bei der Augsburger Allgemeinen volontiert und machte in der Folge Karriere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aufgefallen war er 2020, als er in den ARD-Tagesthemen mit einer Sturmhaube vermummt einen Kommentar zur Maskenpflicht wegen Corona sprach.

Auch bei CDU und SPD wundert man sich

Seit Bettina Jarasch in den Senat aufgerückt ist, beschäftigt ihr Mann sich nicht mehr mit aktueller Politik, sondern ist für den Aufbau des crossmedialen Newsrooms zuständig.

Aus Sicht des CDU-Generalsekretärs Stefan Evers hat der Vorgang „mehr als nur ein Geschmäckle“. Bettina Jarasch müsse erklären, was sie von den Karriereplänen ihres Mannes wusste. Mit einer Distanz der „grünen Polit-Elite“ zum öffentlich rechtlichen Rundfunk habe das „nichts mehr zu tun“. Auch in der SPD wundert man sich. „Warum hat das Bettina Jarasch das nicht verhindert“, fragte Kevin Hönicke, Vize-Bürgermeister von Lichtenberg, auf Twitter.

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