Berlin. Leinenlos: Auf dem Gelände der „Ranch“ in Lichtenrade dreht sich alles um Dackel.

Auf dem Vereinsgelände geht es wild zu. Herbert jagt Maya-Sophie hinterher, ist aber zu langsam, um sie zu fangen. Berti und Mausel hingegen spielen Verstecken. Während Berti sich hinter dem Klubhaus verbirgt, ist Mausel auf dem falschen Riecher und sucht hinter Bäumen, Büschen und Sträuchern. Indes sonnt sich Paula ausgiebig auf der Wiese und streckt alle viere von sich. Nur das Planschen im Pool weckt ihr Interesse. Hier gönnt sich Lilly gerade eine Abkühlung vom heißen Tag.

Was nach einem entspannten Urlaubstag klingt und mehr als menschlich anmutet, ist aber das Treiben der Hunde auf der Dackelranch in Lichtenrade. Rauhaar-, Langhaar- und Kurzhaardackel verleben hier eine gute Zeit und genießen den Sommer.

Eine Oase mit Pool nur für Hunde und stadtbekannte Wettrennen

„Unser Motto ist: Der Hund darf alles, der Mensch weniger“, sagt Manfred Otto und lacht. Er ist seit 14 Jahren der Vorsitzende des Vereins Freunde der Dackelranch und führt über das weitläufige Gelände. Warum es „Ranch“ heißt, weiß auch er nur aus den Erzählungen der Gründer. Schließlich gibt es die Ranch schon seit mehreren Jahrzehnten. Seit 1986 ist sie ein eingetragener Verein. „Damals suchten die Mitglieder nach einem geeigneten Namen, der Dackel und die Größe des Grundstücks zusammenbringt. Immerhin haben wir hier ein 5000 Quadratmeter umfassendes Areal. Das ist nicht nur ein großes Glück, sondern auch einzigartig im Großstadtraum“, so Otto. Den Ausschlag gaben dann die Westernfilme, die in den 1980er-Jahren im Kino und Fernsehen Kultstatus erreichten. Jeder wusste mit „Ranch“ etwas anzufangen, die Assoziation von großem Gelände mit vielen Tieren war da.

So wurde die „Dackelranch“ geboren. Vollständig umzäunt ist sie das ideale Paradies zum leinenlosen Toben, Spielen und Herumtollen. „Das war und ist unser Ziel. Die Dackelranch soll ein Treffpunkt des Austausches und des gemeinsamen Zeitverbringens sein, während die Hunde hier ihre Freiheit voll auskosten können“, erzählt Otto.

Von der Gründung bis heute hat sich einiges getan. Viele Ursprungsbauten sind verschwunden und neuen gewichen. So brannte das alte Klubhaus zwar ab, wurde aber durch die Hilfe aller Vereinsmitglieder an anderer Stelle wieder aufgebaut. Dort, wo sich das alte Hauptgebäude befand, ist nun ein Nebengelände samt Parcours entstanden. Auf dem Übungsplatz können sich die Frauchen und Herrchen mit ihren Vierbeinern ausprobieren oder aber an den regelmäßig stattfindenden Hundeschulen teilnehmen. Weitere Gebäude, etwa das Toilettenhaus oder das Vereinsbüro, sind mobileren Ursprungs. „Das sind alte Bauwagen, die wir umfunktioniert und umgestaltet haben“, so Otto. Das Highlight auf dem Platz ist jedoch der Hundepool. Er ist ausschließlich für die Dackel da, doch so mancher ist schon bei dem Versuch, seinen Hund herauszuholen, baden gegangen. „Geht es ums Wasser, ähneln die Hunde dem Menschen. Lieben es die einen, trauen sich die anderen eher selten hinein“, sagt Otto.

Weit über Lichtenrade hinaus ist die Dackelranch auch für ihre Veranstaltungen und Angebote bekannt. Zwischen 600 und 800 Interessierte besuchen das alljährlich stattfindende Dackelrennen. Es findet immer am ersten Sonntag im September statt. Alle sind willkommen mitsamt vierbeiniger Begleitung, egal ob Dackel oder nicht. Es gilt jedoch ausnahmsweise Leinenzwang, denn treffen fremde Hunde aufeinander, birgt das ein gewisses Konfliktpotenzial. Meistens geht es aber ohne Kabbeleien zu, mit viel Sportsgeist und Spaß am Rennen. „Das Salz in der Suppe sind nicht die Dackel, die konstant ihre 50 Meter durchlaufen, sondern die Hunde, die auf halber Strecke stehen bleiben, weil sie die Leute und die anderen Hunde an der Rennbahn viel spannender finden“, erzählt Otto lachend. Und wie der Name schon sagt, sind beim Dackelrennen einzig Dackel als Renner zugelassen. Sie treten in verschiedenen Altersklassen auf unterschiedlichen Distanzen gegeneinander an. Gewinner erringen den Ruhm, Verlierer erhalten eine Trostwurst.

Daneben verköstigen die Vereinsmitglieder die Zuschauerinnen und Zuschauer mit Kuchen, Deftigem vom Grill und kühlen Getränken. Über das Vergnügen hinaus erwirtschaftet der Verein damit wichtige Einnahmen, die neben den Mitgliederbeiträgen die „Ranch“ finanzieren. „Unsere jährlichen Kosten belaufen sich auf circa 9000 Euro. Aus diesem Grund sind wir zwingend auf das Publikum von außen angewiesen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Gleichsam sind Organisation, Durchführung und Betreuung solcher Events ein großer Kraftakt. Braucht es doch ungefähr 30 bis 35 Ehrenamtliche, um ein Dackelrennen zu stemmen. „Daher fällt das diesjährige Dackelrennen leider aus, weil uns das Personal fehlt“, so Otto. Fürs nächste Jahr wird aber schon geplant und jeder, der helfen möchte, ist gern gesehen und kann über die Homepage Kontakt aufnehmen.

Professionelle Hundeschule und eine fruchtbare Partnerschaft

Und auch sonst stehen die Vereinsmitglieder allen mit Rat und Tat zur Seite, die Hilfe oder Unterstützung beim Dackel brauchen. Nur die Aufnahme und Pflege fremder Hunde kann der Verein nicht leisten. „Dafür sind die Gegebenheiten nicht vorhanden. Und die Dackelranch läuft ja nicht im Dauerbetrieb. Den bräuchte es aber, um die Hunde zu beaufsichtigen“, sagt Otto. Der Verein bietet aber die Möglichkeit, an sogenannten Schnupperkursen oder gleich an der professionellen Hundeschule teilzunehmen. Hierfür ist er gut vernetzt mit dem Deutschen Teckel-Club (DTK). „Wir stehen in regem Austausch mit der Gruppe Raben, eine der größten Gruppen des DTK in Berlin. Drei Hundetrainer, spezialisiert auf Dackel, kommen regelmäßig zu uns und leiten die Hundeschule“, so Otto. Diese Partnerschaft sei eine „Win-win-Situation“. Einerseits profitiert die Hundeschule von der Geländenutzung und generiert Einnahmen, andererseits lernen neue Menschen die „Ranch“ kennen und sind potenzielle Neumitglieder. So bleibt man im Gespräch und empfiehlt sich weiter.

Warum aber eigentlich Dackel? Was sagen die Vereinsmitglieder über ihre Tiere? „Wir lieben unsere Wildfänge – vom Rüpel bis zur Diva – mit all ihren Macken und Eigenheiten“, so Otto. Obwohl also Dackel sture, eigensinnige Tiere sein können, machen Anhänglichkeit, Treue und Klugheit sie zum liebenswerten und geschätzten Familienhund. Und offensichtlich bleiben die 50 Vereinsmitglieder gern beim Dackel. Wie heißt es so schön: einmal Dackel, immer Dackel.

Zum Verein:

Freunde der Dackelranch Lichtenrade e.V. Miethepfad 11, 12307 Berlin

Im Jahr 1986 gegründet, hat der Verein inzwischen 50 Mitglieder mit 28 Dackeln.

Zum Verein und zu allen Events: dackelranch.jimdosite.com