Gericht

Bushido-Prozess: Gewaltszenen kommen in Aufnahme nicht vor

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Bushido kommt immer in Begleitung von Polizeibeamten zur Verhandlung im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder in einen Gerichtssaal.

Bushido kommt immer in Begleitung von Polizeibeamten zur Verhandlung im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder in einen Gerichtssaal.

Foto: Monika Skolimowska / dpa

Rapper Bushido bezweifelt, dass die Audioaufnahme echt ist. Er legt Beweise vor. Entscheidende Stellen sollen entfernt worden sein.

Berlin.  „Herzlichen Glückwunsch“, sagt Rapper Bushido am Mittwoch in Richtung des Vorsitzenden Richters Martin Mrosk. „Ich wollte erst noch Kerzen mitbringen“. Es ist nämlich auf den Tag genau zwei Jahre her, dass der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und seine drei Brüder begonnen hatte.

Gegenstand dieses mittlerweile 78. Verhandlungstags: Bushidos Erklärung zur Audiodatei, die die Angeklagten aus Sicht ihrer Verteidigung entlasten soll.

Eigentlich war erneut DJ Gan-G als Zeuge geladen, der jedoch aufgrund einer Coronaerkrankung nicht kommen konnte. Daher konnte Anis Ferchichi, so Bushido bürgerlich, seine Aussage fortsetzen. Entspannt nahm der im Zeugenstand Platz, hatte er sich doch am Montag während der Anhörung der zwei Stunden langen Aufnahme akribisch vorbereiten können. Nach Ansicht des 43-Jährige ist die Audiodatei, die im Februar plötzlich auftauchte, manipuliert worden.

Bushido-Prozess: Gespräch über verschobene Tour wirft Fragen auf

Konkret wirft die Staatsanwaltschaft Arafat, Yasser, Nasser und Rommel Abou-Chaker Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue vor. Bushido ist als vermeintliches Opfer Zeuge und Nebenkläger in dem Strafverfahren.

Zu den mutmaßlichen Taten soll es gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die Beziehungen zu seinem Manager aufgelöst hatte. Das habe der Clanchef nicht akzeptieren wollen, heißt es. Der Rapper soll am 18. Januar 2018 eingesperrt, beschimpft und körperlich angegriffen worden sein. Arafat Abou-Chaker habe eine Beteiligung an Bushidos Einnahmen und damit Gelder in Millionenhöhe gefordert und versucht, dies mit Gewalt durchzusetzen.

Die Aufnahme, die an diesem Tag aufgenommen worden sein soll, beinhaltet jedoch keinerlei solcher Szenen. Die wurden aus Bushidos Sicht entfernt. „Insgesamt macht das Gespräch überhaupt keinen Sinn“, sagte er nun. „Angeblich haben wir an dem 18. Januar unter anderem über die Verschiebung meiner Tour gesprochen. Das kann gar nicht sein“. Am 5. Dezember 2017 hätte die Tournee starten sollen, einen Tag zuvor verkündet der Rapper, diese verschieben zu müssen, was auch in den Medien vermeldet wurde.

Bushido behauptet, Audiodatei soll aus mehreren Treffen bestehen

„Am 13. Januar schrieb mir Arafat, dass ich was wegen der Tour posten soll“, sagte Bushido und bezog sich damit auf ein Gespräch zwischen ihm und Arafat Abou-Chaker via Messenger Whatsapp. Bedeutet: Die neuen Tourdaten hätten bereits festgestanden. „Warum wird das dann in der Audiodatei, die vom 18. Januar stammen soll, erwähnt? Das macht doch keinen Sinn“. Bushido vermutet eher einen Zusammenschnitt mehrerer Treffen zwischen ihm und den Abou-Chakers.

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Für kurzes Gelächter sorgte indes das Mobiltelefon eines Anwalts. Die Spracherkennung war eingeschaltet, sagt sehr laut kurz nachdem Bushido einen Satz beendet hatte: „Ich verstehe das nicht“, worauf Bushido entgegnete: „Bezieht sich das auf meine Aussage?“

Bushido: „Tonspuren wurden zusammengelegt“

Mehrfach war in der Audioaufnahme ein lautes Rauschen zu hören. Das könnte aus Sicht des Zeugen darauf hindeuten, dass Tonspuren zusammengelegt worden sind. Es sei so recht einfach, etwas zu vertuschen. Bushido benannte mehrere Stellen, an denen dies seiner Ansicht nach geschah.

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Arafat Abou-Chaker scheinen einige Aussagen nicht gefallen zu haben. Oft murmelte er etwas Richtung seines Anwalts Hansgeorg Birkhoff, schüttelte den Kopf, schaute grimmig. „Das ist Unsinn, dass er da sagt“, sagte der 46-Jährige einmal laut. Auch Birkhoff machte deutlich, dass er mit den Aussagen nicht einverstanden ist und warf Bushido sowie seinem Anwalt Steffen Tzschoppe Manipulation vor. Es kam zu Wortgefechten.

Auch wenn sich Bushido nicht mehr an alles Gesagte und tatsächlich Passierte an dem einen Tag im Januar vor viereinhalb Jahren erinnern kann, so wird er wohl eine Szene niemals vergessen. „Er hat mit einem Stuhl nach mir geworfen“, sagte der 43-Jährige, „Arafat war für mich das allgegenwärtig Böse, ich hatte Angst“.

Richter kündigt an, Verfahren gegen Abou-Chakers auszudünnen

Dieser Wurf ist in der Aufnahme aber nicht zu hören. Genauso wenig wie ein Handgemenge zwischen zwei Abou-Chaker-Brüdern und dem abgeschobenen Straftäter Veysel K., dem das Berliner Landesamt für Einwanderung (LEA) die Einreise nach Deutschland verbietet – er sollte ebenfalls als Zeuge aussagen. Die angezweifelten Passagen werden nun von einem Sachverständigen auf die Echtheit überprüft.

Nach mittlerweile zwei Jahren will Richter Mrosk bald zu einem Ende kommen. Das Urteil ist derzeit für Ende Oktober geplant. Bereits in der vergangenen Woche kündigte der Vorsitzende an, das Verfahren gegen die Abou-Chakers wegen eines neuen, großen Falls mit vielen Prozesstagen etwas ausdünnen zu müssen. Der nächste Verhandlungstag am 24. August wurde bereits aufgehoben.