Berlin. Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und in Anwesenheit von Rapper Bushido und seinem früheren Geschäftspartner sind deren gemeinsame Villen versteigert worden. Nach rund einstündigem Termin am Amtsgericht Potsdam erteilte Rechtspflegerin Silke Tischbein am Mittwoch den Zuschlag: Für 7.401.500 Euro kam der einzige Bieter zum Zuge. Es handelt sich um einen Sohn von Bushidos früherem Partner, dem Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker.
Die Summe des 21-Jährigen entsprach der Mindestsumme, die bei dem ersten Termin zur Zwangsversteigerung geboten werden musste. Die Immobilie in Kleinmachnow südlich von Berlin ist nach dem sogenannten Verkehrswert, den das Gericht benannt hatte, doppelt so hoch bewertet und liegt bei mehr als 14,8 Millionen. Bushido und sein einstiger Partner verfolgten das Geschehen schweigend.
Das Villenensemble und die Grundstücke mit einer Gesamtfläche von mehr als 16.600 Quadratmeter gehörten Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, und seinem Ex-Partner. Während dieser - Clanchef Arafat Abou-Chaker - eine der Villen bewohnt, ist Musiker Bushido dort nie eingezogen. Nach der Trennung der Geschäftsbeziehung hatte Bushido die Zwangsversteigerung zur Aufhebung der Eigentümergesellschaft beantragt. Nach der Versteigerung geht nun der Erlös jeweils zur Hälfte an die einstigen Geschäftspartner. Wird in den kommenden 14 Tagen kein Widerspruch eingelegt, bleiben Häuser und Grundstücke samt Schulden, die auf der Immobilie lasten, aber im Besitz des Clans.
Bushido-Villa in Kleinmachnow: Gesamtwert bei 14.803.000 Euro
Im Internet erhielten Interessierte einen Einblick in das Anwesen: Hinreichend bekannt ist das markante Tor. Bei mehreren Polizeieinsätzen auf dem Gelände war die Einfahrt fotografiert worden. Weitere Bilder zeigen die beiden zweigeschossigen Einfamilienhäuser von außen und Teile des Gartens.
Die "Bild"-Zeitung hatte im April berichtet, Abou-Chaker wohne weiterhin in einem Teil des Anwesens. Eine zwangsweise Räumung ist durch den Erwerb durch einen Sohn des Clan-Chefs abgewendet. Bushido und seine Ehefrau Anna-Maria Ferchichi hatten zuletzt in den sozialen Medien mitgeteilt, unmittelbar vor einem Umzug zu stehen. Spekuliert worden war in diesem Zusammenhang über das Emirat Dubai als neuer Wohnort für die Familie aus Berlin.
Wörtlich hieß es in einem Teil der Annonce: "Das Grundstück ist im Zehlendorfer Damm 71/71c in 14532 Kleinmachnow gelegen und bebaut mit 2 zweigeschossigen Einfamilienhäusern mit ausgebauten Dachgeschossen (Villen, Baujahr 1910), einer Tiefgarage (5 Stellplätze, Baujahr 2016), weiteren unterirdischen Bauwerken und Nebengebäuden." Der Gesamtverkehrswert der Grundstücke war auf 14.803.000 Euro festgesetzt worden.
Bushido-Prozess: Anklage wegen zahlreicher Vergehen
Die Trennung der einstigen Geschäftspartner beschäftigt auch das Landgericht Berlin. In dem Prozess mit Bushido als Nebenkläger und Zeuge steht sein früherer Partner, der Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker, gemeinsam mit drei seiner Brüder vor Gericht. Die Anklage lautet auf Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue.
Nach Darstellung des Rappers sollen Arafat Abou-Chaker und dessen Brüder ihn am 18. Januar 2018 in einem Büro eingesperrt, beschimpft, bedroht und verletzt haben. Hintergrund soll gewesen sein, dass der Clanchef nicht akzeptiert habe, dass der Musiker die Geschäftsbeziehung aufgelöst hatte.
Bushido-Prozess: Kay One als Zeuge geladen
Zuletzt hieß es, dass das Gericht der Anklage offensichtlich in wesentlichen Punkten nicht folgt, wie Martin Mrosk, Vorsitzender Richter der 38. Strafkammer, in einem Zwischenfazit bekannt gab. Nach fast zwei Jahren Prozess ist das eine herbe Schlappe für die Berliner Staatsanwaltschaft. Am Mittwoch wurde für den 72. Verhandlungstag der Rapper Kay One geladen. Der heute 37-Jährige stand um das Jahr 2010 beim Label Ersguterjunge unter Vertrag und feierte während dieser Zeit an der Seite Bushidos erste Erfolge, bis im Jahr 2012 der Bruch zwischen beiden folgte.
Wie Bushido stand Kay One ab 2013 zeitweise unter Polizeischutz. Zuvor hatte er gegenüber dem „Stern“ angegeben, vom Clan „systematisch abgezockt“ worden zu sein, sprach von Drohungen und Gewalt. Wie auch andere Rapper aus dem Umfeld der Abou-Chakers zog Bushido öffentlich über Kay One her. Im vergangenen Jahr gaben beide dann bekannt, sich wieder vertragen zu haben. Für die Befragung von Kay One war ein Tag vorgesehen.