Berlin. Die Planungen für den möglichen Standort des neuen Hertha-Stadions an der Friedrich-Friesen-Straße nördlich des Maifeldes stehen noch ganz am Anfang. „Das Thema muss diskutiert werden“, sagte Sport-Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini am Freitag im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses. Es habe noch keine verwaltungsinterne Prüfung der Machbarkeit gegeben.
Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) hatte zuvor den neuen Standort ins Spiel gebracht. Allerdings müsse das Stadion kleiner als von Hertha geplant ausfallen. Hertha wollte das neue Stadion an der Rominter Allee mit einer Kapazität von 55.000 Zuschauern. Am möglichen neuen Standort könnten es nach Angaben der Sportverwaltung maximal 45.000 Zuschauer sein.
Das Stadion könnte nach den Vorstellungen der Sportsenatorin bis 2030 entstehen. Bis dahin soll Hertha im Olympiastadion spielen und einen neuen Mietvertrag unterzeichnen. Ebenfalls noch nicht geklärt ist, ob sich der neue Standortvorschlag mit dem denkmalgeschützten Olympiapark vereinen lässt, räumte Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini ein.
Mit dem Gelände nördlich des Maifeldes bringt Sportsenatorin Spranger nun einen neuen Standort ins Spiel, der bislang nicht zur Diskussion stand. „Wir haben am Rande des Maifelds noch sehr viel Freifläche, wo man ein kleineres Stadion hinsetzen könnte“, sagte Spranger im „RBB“. Dort ist aktuell unter anderem der Reitsportverein am Maifeld zu Hause, der, nach den Vorstellungen der Senatorin, näher an das Reiterstadion rücken könnte.
Hertha BSC soll noch bis 2030 im Olympiastadion spielen
Spranger rief den Verein auf, „seine Hausaufgaben zu machen“. Dazu gehöre eine Anpassung der Stadionpläne, vor allem bei der Größe. „Und ich erwarte natürlich, dass Hertha eine Verlängerung der Spielzeit im Olympiastadion macht, bis 2030.“ Das sei eine „Mindestvoraussetzung“, so Spranger.
Hertha BSC begrüßt den neuen Vorschlag aus der Sportverwaltung. „Wir sind froh, dass es positive Gespräche sind, die da geführt werden“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic. „Es ist ganz klar, dass wir ein eigenes Stadion wollen. Das ist auch wichtig für unsere Anhängerschaft.“ Ob am Ende 45.000 oder 55.000 Zuschauer hineinpassten, sei gar nicht so wichtig, wenn man sein eigenes Stadion habe.
Mit dem Standortvorschlag Sprangers ist allerdings auch klar, dass der von Hertha bevorzugte Standort an der Rominter Allee endgültig aus dem Rennen ist. „Die Rominter Allee ist vom Tisch, da haben die Mieter der Genossenschaft Vorrang“, sagte Sportstaatssekretärin Böcker-Giannini. Ursprünglich wollte Hertha die Genossenschaft 1892 dazu bewegen, die auf dem geplanten Gelände liegenden Wohnungen abzureißen und woanders Alternativen zu schaffen. Doch das lehnt die Genossenschaft ab.
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf lehnt einen Neubau auf dem Gelände des Olympiaparks ab. Die Gründe seien „vielfältig“, so die zuständige Sportstadträtin, Heike Schmitt-Schmelz: Gegen den Stadionbau im Olympiapark würden unter anderem die Lärmbelastung, die verkehrliche Situation und der Denkmalschutz sprechen. Auch hat der Bezirk Bedenken, ob das Olympiastadion neben einem Neubau noch wirtschaftlich betrieben werden kann.
Geteiltes Echo aus der Landespolitik
In der Landespolitik stieß der neue Vorstoß Sprangers auf ein geteiltes Echo. „Der neue Vorschlag der Senatorin Spranger für ein Hertha-Stadion ist ein Wurf mit Nebelkerzen, das ins Auge gefasste Gelände bringt ebenfalls zahlreiche Schwierigkeiten bei Lärm, Verkehr, Denkmalschutz und der wirtschaftlichen Situation des Olympiastadions mit sich“, sagte der sportpolitische Sprecher der FDP, Stefan Förster. Dass alle Beteiligten davon aus den Medien erfuhren, sei kein guter politischer Stil.
Die SPD zeigte sich erleichtert darüber, dass der Standort an der Rominter Allee keine Rolle mehr spielt. „Ich unterstütze das klare Bekenntnis des Senats zum Schutz der Mieterinnen und Mieter der Wohnungsbaugenossenschaft 1892“, sagte der sportpolitische Sprecher der Fraktion, Dirk Liebe. Der neue Ansatz müsse jetzt geprüft werden.
Der Streit um das Stadion, das Hertha unbedingt will, schwelt seit Jahren. Im Frühjahr 2017 hatte Hertha den Bau eines eigenen, reinen Fußballstadions angekündigt. Spätestens 2025 will der Verein demnach in der neuen Spielstätte kicken. Allerdings konnte sich der Verein mit dem Land nicht über ein geeignetes Gelände einigen. Herthas Drohungen, notfalls jenseits der Stadtgrenze in Brandenburg nach einem Standort zu suchen, wurden schnell nach heftigem Widerstand aus der Fanszene ad acta gelegt.