Berlin. Bis Dezember war Christian Rickerts Staatssekretär in der Berliner Wirtschaftsverwaltung. Nun arbeitet er für den Konzern Vonovia.

Der frühere Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts hat einen neuen Job und ist nun für den größten deutschen Wohnungsvermieter Vonovia tätig: Wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte, leitet Rickerts seit Anfang April das neu gegründete Berliner Büro. Rickerts solle der Mitteilung zufolge in dieser Funktion die Vernetzung des Unternehmens mit Berliner Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik sowie der Stadt- und Zivilgesellschaft voranbringen.

Vonovia habe sich entschlossen, die Präsenz in Berlin zu erhöhen, sagte Rickerts am Dienstag der Berliner Morgenpost. „Ich halte das für einen richtigen und guten Schritt und freue mich auf das, was kommen wird“, so der parteilose Ex-Politiker weiter.

Vonovia ist nach der Fusion mit Deutsche Wohnen Berlins größter Vermieter

Rickerts war von 2016 bis Mitte Dezember des vergangenen Jahres Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft Energie und Betriebe und da vornehmlich für die Themen Digitales und Energie verantwortlich. Den parteilosen Politiker hatten die Grünen für das Amt nominiert.

Im Zuge der Bildung des neuen Senats unter der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schieden sowohl er als auch die damalige Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) aus ihren Ämtern aus. Vor seinem Wechsel in die Politik war Rickerts unter anderem für den Medienkonzern Bertelsmann und Wikimedia tätig, die Betreibergesellschaft des Online-Lexikons Wikipedia.

Vonovia ist der größte deutsche Vermieter. Zu dem Unternehmen gehören bundesweit 354.000 Wohnungen, davon knapp 46.000 in Berlin. Im Herbst des vergangenen Jahres hatte Vonovia den Konkurrenten Deutsche Wohnen mehrheitlich übernommen. Deutsche Wohnen war vor der Fusion der größte Vermieter in der deutschen Hauptstadt mit insgesamt rund 110.000 Einheiten.

Enteignungsinitiative kritisiert die Personalie

Sowohl Vonovia als auch die Deutsche Wohnen sehen sich wegen ihres Geschäftsmodells seit Längerem Kritik ausgesetzt: Bei einem Volksentscheid hatten sich im vergangenen Jahr 59 Prozent der Berliner für die Enteignung großer Immobilienkonzerne ausgesprochen. Berlins Senat hat nun eine Expertenkommission eingesetzt, die prüfen soll, ob eine Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne rechtlich möglich wäre.

Von der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ gab es am Dienstag Kritik an der Personalie. Sprecher Rouzbeh Taheri sagte, es sei merkwürdig, wie schnell politische Entscheidungsträger nach dem Ausscheiden aus dem Amt in die Wirtschaft wechselten. Taheri sprach sich für eine Schonfrist von „mehreren Jahren“ aus. „Dass ausgerechnet ein durch die Grünen nominierter Ex-Staatssekretär zu Vonovia wechselt, hat ein ziemliches Geschmäckle“, so Taheri weiter. Er werde mit Rickerts nicht das Gespräch suchen. „Die Berliner Bevölkerung hat entschieden, dass Konzerne wie Vonovia vergesellschaftet werden sollen. Aktuell gibt es da keinen Gesprächsbedarf“, sagte er weiter.