Versuchter Mord

Messerattacke auf Gärtnerin: Afghane vor Gericht

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An der Ecke Prinzregenten- und Güntzelstraße wurde Gärtnerin Regina G. niedergestochen.

An der Ecke Prinzregenten- und Güntzelstraße wurde Gärtnerin Regina G. niedergestochen.

Foto: Reto Klar / FUNKE Foto Services

Ab Dienstag steht Abdul A. vor Gericht, weil er eine Gärtnerin niedergestochen haben soll. Ihn habe gestört, dass sie arbeite.

Berlin. Seit sie das Messer in den Hals traf, ist Regina G. ein Pflegefall. Die einst lebensfrohe Frau liegt laut ihrer Söhne nun halbseitig gelähmt in einer Spezialklinik. Sprechen kann sie nicht mehr, die Schäden sind irreparabel. Nur dem beherzten Eingreifen eines Passanten ist es zu Verdanken, dass die 58-Jährige überhaupt noch lebt. Der Grund für die Attacke ist nur schwer nachzuvollziehen. „Frauen sollen nicht arbeiten“, sagte Abdul Malik A. kurz nach seiner Festnahme. „Ich habe sie ins Paradies geschickt.“

Der 29-Jährige muss sich ab Dienstag vor dem Berliner Landgericht für die Tat verantworten. Er soll am Mittag des 4. September aus heiterem Himmel von hinten auf Regina G. eingestochen haben. Die pflegte bereits länger ehrenamtlich eine Grünfläche an der Ecke Güntzel- und Prinzregentenstraße in Wilmersdorf – so auch an diesem Tag. Daran habe er sich gestört, soll der afghanische Flüchtling gegenüber der Polizei seine Tat später begründet haben.

Die Anklage gegen Abdul Malik A. vor der 17. Strafkammer des Landgerichts lautet auf versuchten Mord sowie gefährliche und schwere Körperverletzung. Er muss sich ebenfalls dafür verantworten, dass er auch auf einen 66-Jährigen eingestochen haben soll, der einschritt und Regina G. so das Leben rettete.

Prozess soll klären, ob Abdul Malik A. psychisch krank ist

Der Afghane kam 2016 nach Deutschland und soll hier als Geflüchteter anerkannt worden sein. Zuletzt soll er unweit des Tatorts in einer Einzimmerwohnung gelebt und sich als Kellner und Küchenhelfer etwas Geld verdient haben. Die Ermittler gingen zuerst von einem islamistischen Hintergrund aus.

Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass der 29-Jährige psychisch krank ist, was im Prozess nun ebenfalls geklärt werden soll. Der Angeklagte soll bereits früher in einer Psychiatrie untergebracht gewesen sein. Seit seiner Festnahme sitzt er in Untersuchungshaft.

Regina G.’s Söhne wandten sich mehrere Wochen nach der Tat mit einem dramatischen Appell und der Bitte um Spenden an die Öffentlichkeit. Denn die Krankenkasse würde nur grundsätzliche und keine speziellen Behandlungen bezahlen. Die bräuchte ihre Mutter jedoch, um grundsätzliche Dinge wie das Sprechen, Essen oder Sitzen wieder zu erlernen. So kam insgesamt eine sechsstellige Summe zusammen.

Regina G. kann nicht am Prozess teilnehmen

Regina G. ist im Prozess Nebenklägerin. An der Verhandlung wird die studierte Islamwissenschaftlerin, die lange in Beirut lebte und infolge der Messerattacke einen Schlaganfall erlitt, nicht teilnehmen können. Der ältere ihrer beiden erwachsenen Söhne wird sie dort vertreten. Auch der Passant, der ihr das Leben rettete und ebenfalls attackiert wurde, ist als Nebenkläger zugelassen.

Im Prozess sind zunächst sechs weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 24. Mai fallen.